Eines der fundamentalsten Missverständnisse, das mir immer wieder begegnet, ist, das Christentum als Buchreligion zu begreifen. Genau das ist es eben nicht.
Ebensowenig wie ein Polizeibericht der Unfall selbst ist, sondern natürlich bloß eine Mitteilung davon macht, also, theologisch gesagt, Zeugnis davon gibt (Stichwort Zeugen), ist natürlich das Hauptereignis nicht die Bibel, sondern das, wovon die Bibel spricht - oder besser der, von dem die Bibel spricht - Jesus von Nazareth, Gott wird Mensch.
Das ist im Islam ganz anders, da ist der Koran das Ewige Wort Gottes. Bei uns ist das nicht die Bibel (auch wenn das manche gerne so hätten), sondern Jesus ist das WORT.
Wenn also nicht der Gott und Mensch Jesus im Mittelpunkt stünde, nicht Er die eigentliche Neuigkeit wäre, dann hätte das folgenreiche Konsequenzen: das ganze christliche Menschenbild wäre anders - es gründet ausschließlich auf der unglaublichen Aufwertung durch den Umstand, dass der Schöpfer allen Seins sich soweit runterließ und einer von uns wurde.
Es gäbe keine unabänderliche, vom nackten Sein her begründete Menschenwürde. Wozu auch? Was würde uns denn vom Göttlichen her von der Stechmücke trennen? Geschöpfe sind wir alle, und auf den Fettkörper zwischen den Schläfen bilden auch nur wir uns etwas ein.
Es gäbe keine daher auch keine vom nackten Sein her begründeten Menschenrechte, aus eben gleichem Grund. Nebenbei: dieser Konsequenz sollte man sich im Dialog mit dem Islam auch mal bewusst werden …..
Es gäbe natürlich auch keine Bibel, denn wie können sich Menschen (die Bischöfe von damals) herausnehmen zu bestimmen, welche von dem rumgeisternden Schriften denn rein gehören und welche nicht? Es gäbe natürlich auch keine Kirche. Aber das gefiele ja manchem….
Doch dann bitte konsequent.