Dies Domini.
Wie weiter unten ja angekündigt, habe ich mir gestern eine Passionsspiel in einem Eifeler Dorf angesehen. Die Kirche, in der es stattfand, war rappelvoll, alle Vorstellungen des Jahres sind ausverkauft. Der Ortspfarrer gab eine sehr schöne Einführung: es handele sich nicht um Theater (daher auch die Bitte, auf Klatschen und Blitzlicht zu verzichten), sondern um eine Art schauspielerische Predigt. Bewusst werde man auch über den nackten Evangelientext hinausgehen und interpretieren (wie auch sonst?). Er meinte “wir machen also Theologie”, denn nichts anderes ist ja eine Interpretation der Offenbarung.
Und ich muss sagen, die Darstellung hat mich extrem mitgenommen. Ich wusste ja, dass ich nah am Wasser gebaut bin, konnte mich gerade noch so zurückhalten, aber das Drama der Passion ist mir sehr bewusst geworden (im Film werde ich wohl ziemlich heulen…). Besonders Maria ist mir nahe gekommen. Welche Mutter, welcher Vater könnte nicht den Schrei “Aber es ist doch mein Kind!” verstehen, als Jesus auf dem Weg nach Golgotha war und eine Frau Maria zurückhalten wollte, zu ihm zu rennen. Auch die Kreuzabnahme, sehr beeindruckend. Und die hervorragende Darstellung des Judas Iskariot in all seiner inneren Zerrissenheit, weil er seinen Traum vom ersehnten Reich Gottes, wie er es verstand, dahingehen sah. Die Frage nach dem Leid der Welt ließ ihn nicht los, Gott könne dann einfach nicht die Liebe sein.
Wer also meint, das sei nur eine naiv-dilettantische Dorfvorstellung gewesen, den muss ich leider eines besseren belehren. Anscheinend haben die Schulder Passionsspiele eine gute Reputation, denn man konnte sehen, dass die Zuschauer auch sehr lange Anfahrten in Kauf nahmen, um der Aufführung beizuwohnen. Mehr als verständlich.