Wahrscheinlich passe ich mal wieder nicht ins Klischee des Erzkonservativen, aber ich bin ein Fan der Befreiungstheologie. Nein, das ist falsch, ich bin vielmehr Fan einer Befreiungstheologie, derer es nämlich viele gibt, viele Theologien, die sich damit beschäftigen.
Es gibt natürlich die bekannteste und wohl auch verfahrenste Variante, bei der sich Guerrillas gebildet hatten, die mit Waffengewalt die Armen befreien wollten, befreien von Unterdrückung und Ausbeutung. Eigentlich wollte diese “Art” (die meines Erachtens mit Theologie nur vordergründig etwas zu tun hatte) auch die Reichen befreien, weil diese doch in Unrecht, Korruption, Egoismus selbst gefangen gewesen wären.
Die Befreiungstheologie, die ich meine, und die durchaus auch jede Menge soziale Konsequenzen im hier und jetzt haben kann und würde, macht einen ganz kleinen Schritt: sie macht aus dem Objekt ein Subjekt. Der Arme, der Benachteiligte, der Leidende ist nicht mehr zuerst Objekt der Fürsorge, der Aufopferung, nicht einmal der Christusbegegnung, sondern er selbst sagt, was er braucht. Wer hat sich noch nicht gefragt: wie kann ich helfen?, ohne zuerst mal, ganz jesuanisch, zu fragen: was willst Du, dass ich Dir tue?
Keine Kirche für die Armen, obwohl das schon viel mehr wäre als heute ist. Nein, eine Kirche der Armen!
Ich fand das immer komisch, dass Jesus Blinde und Krüppel fragte, was sie möchten. Ich dachte: “Mann, das ist doch klar - der Kranke will wieder sehen, will wieder laufen können.”
Doch diese kleine Frage war ein Akt der Befreiung, damit fängt es an.
Ein Schweizer Franziskaner, Br. Benno, wusste nach einigen Jahren der kontemplativen Zurückgezogenheit nicht mehr so genau, wie es weiter gehen sollte in seinem Leben, welche Aufgabe für die Menschen er haben könnte. Er setzte sich neben eine Obdachlose auf eine Parkbank, erzählte ihr davon und fragte sie(!), was er denn jetzt tun sollte. Sie überlegte und antwortete: “Gib uns ein wenig von Deiner Hoffnung!”
Ja, genau das passiert nun schon seit geraumer Zeit.
Befreiung.