Mal wieder tobt ein Stellvertreter-Krieg, oder besser, ein Kriegchen. Zugegeben, nicht wenige konservative Spaßbremsen liefern auch eine Menge Munition.
Es geht um das in München sendende private Radio Horeb. Ist ein Sender, der strikt die römisch-katholische Lehr-Linie fährt, man könnte daher auch sagen, ein Anti-Mainstream-Sender ohne den Faktor “cool” (was aber eindeutig am Auftreten und nicht am Inhalt liegt).
Tjaja, und vor kurzem erhielt der eben die Sendelizenz; befürchtet wurde das schon vom SPIEGEL, nachher auch von ihm und dem Autor des bei mir oben rechts verlinkten jüd. Weblogs Chuzpe bedauert, kommentiert von Elisabeth und berichtet von der Berliner Zeitung (und bei letzterem geben die Hardcore-Katholen, die zum lachen in den Keller gehen, auch mal wieder ein besonders gutes Bild ab).
Die härteste Kritik wird übrigens gar nicht gegen den Sender gefahren, sondern gegen die anrufenden Zuhörer bzw. deren verbalen Absonderungen. Mich überzeugt das nicht wirklich, da man dann den WDR Presseclub oder die meisten Sendungen des Deutschlandfunks mit Zuhörerbeteiligung abschnittweise noch unter das Dschungel-Camp einordnen müsste. Regelmäßig schalte ich da weg, weil ich mir manche Anrufer echt nicht geben kann. Da sind dann bspw. die USA und besonders ihr derzeitiger Präsident das Ziel des Hasses (anders kann man es echt nicht nennen, so viele Plattitüden und Dummheiten fliegen einem da entgegen).
Was gibt es sonst für Kritik? Im Artikel der BZ wird eine “Theologie des 19. Jahrhunderts” angeprangert. Muss ja schlimm sein, sowas (was heißt das überhaupt?). Und es sei “fundamentalistisch” (Schublade auf und rein!), Abtreibung mit der Nazizeit in Verbindung zu bringen. Wahrscheinlich lehnt der kritisierende Priester das Zweite Vaticanum ab, in dem Abtreibung ein “verabscheuungswürdiges Verbrechen” genannt wird. Außerdem halte ich es für sehr gefährlich, Nazi-Vergleiche per se zu tabuisieren (das ist ja hierzulande so), da dadurch das damalige Handeln in eine unrealistische Sphäre verschoben wird. Jederzeit sind Menschen zu etwas fähig. Immer, auch heute. Ob der Vergleich (ein Vergleich ist bekanntlich ein Vergleich, keine Gleichsetzung) deswegen angebracht ist, lasse ich dahingestellt. Aber eine Schlagwort-Abkanzelung zeugt nicht von Niveau, auf keiner Seite.