Dieser Mann erhitzt schon länger die Gemüter all derer, die sich mit ethischen Grenzfragen beschäftigen. Es handelt sich um Peter Singer, dem wohl gerade deshalb umstrittensten Medizinethiker, weil er - grob vereinfacht gesagt - einem 12jährigen Schimpansen mehr Lebensrecht zugesteht als einem 6 Monate alten Menschenkind. Sein Hauptwerk, bereits 1974 erstmals erschienen und damals irgendwie unbeachtet geblieben, “Praktische Ethik“, werde ich mir auch noch zu Gemüte führen. Auszüge daraus haben mich schon schaudern lassen, aber Herr Singer führt meines Erachtens das säkularisierte Denken bis in die letzten Konsequenzen durch und hält daher dieser Werteform den Spiegel vor. Wo es keine Letztbegründungen gibt, ist Singers Argumentation durchaus “gut” (eine Kritik mit Beispielen findet sich hier).
So, dieser Herr Singer hatte im Rahmen der Ringvorlesung der Philosophischen Fakultät Düsseldorf eine Gastvorlesung. Und kurz davor gab es heftige Proteste gegen diesen Redner, nicht zuletzt auch von der Fachhochschule der gleichen Stadt. Nur so als Hinweis: der Lehrstuhlinhaber für Praktische Philosophie in Düsseldorf, Prof. Birnbacher, ist auch nicht so arg weit von den Positionen Singers entfernt, wenn auch nicht so konsequent. Ein Bekannter von mir hat bei ihm über die Frage der Präimplantationsdiagnostik promoviert.
Was soll ich von den Protesten halten? Mir wird zwar bei den Thesen Singers recht übel (und ich werde nachdenklich), aber das Recht auf freie Meinunungsäußerung steht bei mir ebenfalls hoch im Kurs. Ich halte es außerdem für seltsam, erst unmittelbar vor dem Vortrag eine Welle zu machen, obwohl das Programm schon lange stand. Und solchen Wölfen im Schafspelz wie Herrn Singer begegnet man nicht dadurch angemessen, indem man sie ausblendet. Gut, vielleicht will die säkularisierte Gesellschaft auch einfach nicht die Ergebnisse sehen, die sie selbst produziert.
Pax et bonum » Wenn Euch mal diese Menschen begegnen meint:
27. February 2012Die Webseite von Pax et bonum » Wenn Euch mal diese Menschen begegnen
[…] Das ist ja auch eine ethische Möglichkeit, das muß man logischerweise zugestehen. Genauso muß man dann aber zugestehen, daß dieser Standpunkt noch nicht wirklich zuende gedacht ist (wie ich früher selbst dachte): […]