Bei der weiter unten erwähnten Tagung über Descartes lasen auch viele die neue Enzyklika “Deus caritas est”. Ich hatte sie ja schon einmal kurz gelesen (sie erfordert sicher mehr als eine Lesung) und gab besserwisserische Kommentare ab. Eine Dame fragte mich, worum es denn da ginge. Als ich sagte, daß B16 zu Anfang den Leser erst einmal auf eine philosophische Reise zu den verschiedenen Bedeutungen des Begriffes “Liebe” nähme, war ihre Rückfrage: “Also Eros?”
Sie war übrigens Philosophin, allerdings keine Christin. Denn genau um “nur Eros” geht es ja gerade nicht bei Liebe im christlichen Sinn.
Und so aggressiv diese “Rezension” von Wiglaf Droste auf den ersten Blick zu sein scheint, auch er verkürzt Liebe zu Eros und meint daher (in der Logik klar), daß ein Papst natürlich keine Ahnung davon haben könne. Droste klammert Nächstenliebe aus bzw. betrachtet diese als der erotischen Liebe unterlegen, denn sonst könnte er eine solche Äußerung kaum treffen.
Aber letztendlich geht es bei Droste doch zentral um einen anderen Satz:
Leider aber ist der Papst, und das macht ihn als Denker sehr dürftig, kein Suchender.
Das ist sein Hauptproblem. Eine Enzyklika ist eben ein Lehrschreiben, das ist sein Problem, da ist der Inhalt nebensächlich.
Das ist auch das Hauptproblem heutzutage, Lehren werden nicht mehr angenommen, sondern will jeder selbst er-leben und selbst festlegen, womit natürlich den Begriff “Lehre” ad absurdum geführt wird.
Auch der Papst in ein Sucher, kein Zweifel. Wiglaf Droste nimmt es ihm aber schon übel, daß B16 weiß (bzw. nach Droste zu wissen meint), wo er suchen muß: bei Jesus Christus.
Geronimo meint:
1. February 2006Die Webseite von Geronimo
Wie ich bereits anderweitig sagte - Eros und Agape sind ja untrennbar verbunden. Das Problem bei der Rezeption dieser Enzyklika (wie auch generell bei Diskussionen dieser Art, Eros betreffend) ist, dass allenthalben (auch von christlicher Seite) der Eros unzulässig verkürzt dargestellt wird. Agape ohne Hingabe kann es nicht geben und da Eros Hingabe und Schönheit ist (im tiefsten Sinne des Begriffes)und der Schöpfung immanent, kann es nur zusammen funktionieren.
Droste ist eigentlich nicht aggressiv, sondern nur oberflächlich. Die gleiche Verkürzung stelle ich aber manchmal bei christlichen Stimmen auch fest, nur mit anderen Vorzeichen, wo auch Agape auf irgendeine Weise versucht wird vom Eros zu trennen, weil man nicht begreift, um was es sich eigentlich handelt. Eine Begriffsverwirrung …
Ob Benedikt die jetzt vermehrt hat oder dabei ist sie aufzudröseln? Ich weiß es nicht genau :-))
Ralf meint:
1. February 2006Die Webseite von Ralf
“Aggressiv” war auch übertrieben, schon beim Schreiben dachte ich mir das, mir fiel aber in dem Moment kein besserer Begriff ein. Vielleicht einfach nur platt.
Aber Droste reduziert Liebe nicht nur auf Eros, sondern er reduziert in seinem Vorwurf an B16 (der ja keine Ahnung hat) sogar Eros auf Sexus. Das ist wirklich nur platt und ein Zeichen des absoluten Unverständnis.