Immer noch gültig

Es gab schon eine lange Geschichte von Kämpfen gegen die “Sarazenen”, die wieder einmal die Heiligen Stätten der Christenheit im Heiligen Land erobert hatten. Bereits der fünfte Kreuzzug stand vor der Tür. Franziskus von Assisi konnte niemanden der Herrscher von diesem Krieg abbringen, aber er ging im Jahr 1219, wie immer ärmlich gekleidet und ohne jegliches Eigentum oder Waffen, ohne Anspruchsdenken oder Meinung der Überlegenheit, zum damaligen Sultan von Ägypten. Er landete einfach vor Ort, ließ sich gefangennehmen und bat vorgeführt zu werden. Leider war auch diese Friedensintervention nicht erfolgreich.

Sein Beispiel wäre aber gerade heute wieder nachahmenswert.

Besonders Katholiken sollten sich jedes Mal, wenn sie über Muslime reden, an die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnern (Nostra aetate, Art. 3) - nicht an Muslime gerichtet übrigens…:

Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten. Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.

Es gibt kein Lehramt im sunnitischen Islam, aber es gibt keine anderen Muslime als die, die da sind. Natürlich haben die Medien das Recht, ihrer sehr wichtigen und unumstößlichen Pressefreiheit zufolge die Karikaturen von Mohammed zu veröffentlichen und aus beruflicher Solidarität nachzudrucken. Es geht nicht darum, ob man dies darf, sondern darum, ob man es soll (treffend kommentiert in der Berliner Zeitung).

Wenn es darum gehen sollte zu gewinnen (der Chefredakteur der dänischen Zeitung sagte ja, die Gegner der Pressefreiheit hätten gewonnen), dann gibt es automatisch natürlich einen Kampf, ein “Match”, eine Partie. Doch warum in solchen Kategorien denken? Wenn es darum geht, daß das Wichtigste das Rechthaben ist und sein Recht auch durchzusetzen schon das Endziel ist, dann wird dies immer mehr werden, dann werden wir unabänderlich auf den durchaus abwendbaren “Clash of Civilisations” - Kampf (sic!) der Kulturen - zusteuern.

Das Beispiel des Franziskus könnte den Christen eine Seinen Geboten gemäßere Weise des Umgangs damit vor Augen halten.





4 Kommentare zu “ Immer noch gültig”

  1. fono meint:


    Die Webseite von fono

    Was heißt darauf zusteuern? Ich befürchte wir befinden uns schon seit einigen Jahren mittendrin.

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Dann wäre es noch mehr Grund, nicht lauthals zu provozieren und weiter zu zeigen, was für tolle Rechte es im säkularen Westen gibt (wir zeigen Euch wie man richtig zivilisiert lebt), sondern die Methode des Franziskus zu versuchen.

  3. Tobi meint:


    Die Webseite von Tobi

    Aufgrund der Ereignisse des Wochenendes und der in deinem blog angelaufenen Diskussion möchte ich auch ein paar Gedanken zu dem Thema beisteuern. Als die Geschichte letzte Woche hochkochte, waren meine ersten Reaktionen doch auch überwiegendes Unverständnis gegenüber den Medien, die im Namen der so grühmten Pressefreiheit das Recht auf Veröffentlichung jeglicher Meinungsäußerung verdeidigten. In deiner Kritik an der doch sehr unsensiblen und z.T. auch einfach unwissenden Umgehensweise mit religiösem Themengut gehe ich mit dir vollkommen d´acor. Doch als sich die Ereignisse in der arabischen Welt über das Wochenende derart zuspitzten und ich im Fernsehen mit ansehen mußte wie die deutsche Fahne in Gaza auf offener Straße verbrannt wurde schlug meine Stimmung doch merklich um. Hier scheint eine Masse mobilisiert worden zu sein durch eine Zeichnung, die ohne Zweifel einen gläubigen Moslem tief verärgert haben muß, in einer Weise wie sie meiner Meinung nach keinerlei Rechtfertigung mehr verdient. Hier werden unschuldige Menschen, die in keiner Weise in irgendeiner Form an der Veröffentlichung der Karrikaturen beteiligt waren verschleppt, Botschaften von nicht beteiligten Ländern gestürmt und der “Mob” (ja ich muss es so bezeichnen) von religiösen “Führern” in die “Woche des heiligen Zorns” geschickt. Wo bleibt da sie Verhältnismäßigkeit. Hier wird doch nach allem getreten, was nur den Anschein der verhassten westlichen Zivilisation trägt. Wo bleibt mit diesen Leuten die geforderte gemeinsame Basis zum interkulturellen Dialog. Um ehrlich zu sein, diese Reaktionen wirken auf mich eher wie die Reaktion die ich noch aus Schulzeiten kenne und zwar diese: “Der hat gesagt meine Mutter kann nicht kochen, und deshalb haue ich ihm eins in die Fr….!” und hat mit eigentlichem religiösen “Zorn” nichts zu tun, dieser wird instrumentalisiert.

    Die Veröffentlichung der Karrikaturen war sicher nicht schlau und hat zum beiderseitigen respektvollen und toleranten Austausch sicher nichts beigetragen, aber die Reaktionen rufen in mir nur Kopfschütteln hervor.

    Wo waren den die Botschaftsbesetzungen und die brennenden Fahnen Großbrittaniens nachdem dort nach der Wahl von B 16. tituliert wurde “Panzerkardinal wird Papst” oder “Hitlerjunge Ratzinger neuer Petrusnachfolger”.

    Über die festgefahrene Situation bin ich sehr enttäuscht, aber ich befürchte auch dass wir uns schon lange im offenen “clash of civilisations” befinden.

    Gruß Tobi

  4. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Du hast vollkommen Recht, Tobi, es gibt keine Basis des Dialogs mit der weit überwiegenden Mehrheit der arabischen Welt. Mir tun auch die Leute leid, besonders die Muslime unter ihnen, die sich bspw. im interrel. Dialog engagieren, ständig fallen ihnen die Glaubensbrüder in den Rücken, und die Christen müssen sich fragen lasen, wieso sie mit denen überhaupt noch reden.

    Vielleicht habt Ihr Recht und wir befinden uns längst in diesem Kampf der Kulturen. Allerdings empfinde ich keinen Drang danach zu kämpfen, sollen andere eben die Flaggen verbrennen. Ich habe schon längst für mich entschieden, bis auf weiteres bspw. in arab. Ländern keinen Urlaub zu verbringen - warum soll ich noch bei Leuten mein Geld lassen, deren Gesellschaft die meine verachtet?

    Wenn bspw. die Urlaubsweltmeister alle so handeln würden, der Boykott des einzelnen (denn wir können das auch, ganz friedlich), dann würde es ihnen wehtun, den einen Ländern mehr, den anderen weniger.

    Richtig ändern wird sich aber erst was, wenn der Ölhahn zu ist - vorher ist das Illusion. Solange Saudi-Arabien sprudelt, ird das eher zu- denn abnehmen mit den Auseinandersetzungen.

    Ach ja, noch ein Nachtrag: mit diesem Aufruhr wird natürlich den jetzigen Régimes vor Ort in die Hände gespielt, da sie alles andere als westlich-dekadent verkaufen können. Wer weiter möchte, daß die Analphabeten-Rate in diesen Ländern über 60% liegt, möge weiter seine (auch meiner Meinung nach unantastbare) Meinungsfreiheit polemisch nutzen.


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