Ich muß schon wieder die Osterfreude unterbrechen - nein, eigentlich wird sie durch folgendes viel klarer:
Kann jemand verstehen, daß es für mich die Ursache einer kurzen, aber tiefen Glaubenskrise war zu erfahren, daß Jesu Göttliche Natur am Kreuz nicht gestorben war? Klingt wie eine Kleinigkeit, zumal man die menschliche und göttliche Natur im Herrn nicht wirklich anatomisch trennen kann - dennoch war dies für mich im wahrsten Sinne des Wortes zuerst erschütternd (und las es damals in Bonaventuras “Breviloquium”).
Natürlich wäre es seltsam zu glauben, daß von Karfreitag bis Ostersonntag die Heilige Dreifaltigkeit irgendwie einen “Defekt” gehabt hätte und zeitweise zur “Zweifaltigkeit” geschrumpft wäre.
Dennoch: daß Gott eben nicht starb (aber irgendwie doch starb, das Aufdröseln überlasse ich anderen), war nicht ohne.
Interessanterweise schweigt sich der Weltkatechismus zum Thema “Kreuzestod der göttlichen Natur Jesu” aus.
Georg meint:
20. April 2006Die Webseite von Georg
dass sich der KKK dazu ausschweigt, hat wohl seine Gründe; vor dem Geheimnis des Glaubens gibt es auch das beredte Schweigen, das mitunter angezeigt ist…
Dorothee meint:
21. April 2006Die Webseite von Dorothee
wieso soll er nicht gestorben sein? ich wunder mich hier grade. Diskutieren, denken, Fakten sammeln, … sollten wir und den Glauben, den jeder von uns glaubt verantworten. Vielleicht ist die Frage auch zu persönlich: aber: wie kommt es, dass du auf einmal denkst, Jesu göttliche Natur sei nicht … ? hm
Ralf meint:
21. April 2006Die Webseite von Ralf
Nun, wenn Gott Gott ist, war Er dann zwischen Karfreitag und der Nacht der Auferstehung etwa nur “zweifaltig”? Kann Gott als Schaffer allen Lebens und unabhängig von Raum, Zeit und Dimensionen jeglicher Art denn sterben?
Benno meint:
21. April 2006Die Webseite von Benno
Euer Sorjen mööt isch han.
Petra meint:
21. April 2006Die Webseite von Petra
Na ja, da die Seele per definitionem unsterblich ist, wäre ja Seine Seele nach Seinem Tod auch irgendwo gewesen, wenn Er nur Mensch gewesen wäre. Ich sehe eigentlich das Problem nicht: irgendwann musste er ja schließlich Adam, Eva & Co. aus dem Limbus zerren… :-) Oder meinst Du damit, Seine göttliche Natur ist gar nicht in den Limbus hinabgestiegen? Aber dann wäre ja die Zusammengehörigkeit der menschlichen und göttlichen Natur in Jesus Christus weg!
Meinst Du, die göttliche Natur ist in den Himmel entfleucht, die menschliche hat die Hölle aufgerissen (und wie sollte sie das denn machen?), und im Auferstandenen sind dann die beiden Naturen wieder zusammengekommen? Oder wie? Also, ich würde mir an Deiner Stelle nicht so viele Gedanken machen…
Tja, etwas esoterische Diskussion, ich weiß… :-)
Dorothee meint:
22. April 2006Die Webseite von Dorothee
Kommt es nicht auf das Zeugnis der Jünger mehr an als auf den Versuch, mit dem eigenen Verstand die Auferstehung nachvollziehen zu können? Dieses verstandesmäßige Grübeln über die Auferstehung (immer in Gefahr, den Fängen der Gnosis nicht mehr entkommen zu können) ist mir nicht fremd, aber den Zeugnissen der Heiligen Schrift entnehme ich, dass wir an unsere Grenze (und eventuell darüber hinaus) geführt werden. Die Jünger haben Erfahrungen gemacht, die sich schwer vermitteln lassen. Sie sind wirklich persönlicher Art und lassen sich nicht objektiv darstellen.
Holger Ehrlich meint:
11. May 2006Die Webseite von Holger Ehrlich
Seht Ihr, Leute, das ist das Problem mit dem Glauben, er hält dem Denken nicht Stand. Schon die Diskussion über ein eher philosophisches Detail (warst Du enttäuscht, daß Jesus nicht richtig tot war?) zeigt, daß Glaube und vernunftbegabtes Denken sich nicht vertragen. Schon fühlt sich manch “Geschenk Gottes” berufen vor den “Fängen der Gnosis” zu warnen; und ich frage mich sofort, was an Erkenntnis wohl falsch sein könnte?
Und was passiert, wenn man elementare Fragen stellt, z.B. wofür braucht Gott die Dreifaltigkeit? Ist es nicht vielmehr so, daß die Menschen sie brauchten, weil der strenge Monotheismus vielleicht noch schwerer zu vermitteln war. Oder noch weitergehend: wofür gibt es die Schöpfung überhaupt? Ist es nicht geradezu kindlich naiv zu glauben, daß ein allmächtiger, allwissender, ewiger Gott sich seine eigenen Bewunderer erschafft? Wie heißt es doch in der Bibel so schön? Beati pauperes spiritu… - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ich bin Absolvent einer Jesuiten-Schule und die Erkenntnis, daß selbst diese hochgebildeten Mönche ihren Verstand nicht nutzen, um sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen - “Es gibt Dinge die muß man einfach glauben, darum heißt der Glaube Glaube” - ließ mich letztlich von selbigem abfallen. Was nicht bedeutet, daß ich mich nicht mehr damit befasse oder Gläubigen, welcher Religion auch immer, nicht mit Respekt begegne.
@Dorothee - Tut mir Leid, aber das Spielen mit Deinem Namen konnte ich mir nicht verkneifen.
Ralf meint:
13. May 2006Die Webseite von Ralf
Ich würde es ein wenig anders formulieren, Holger: Dein Denken hält dem Glauben nicht stand. ;-)
Natürlich war Jesus richtig tot, habe ich etwas anderes behauptet? Nicht wirklich.
Der Verstand führt nicht automatisch zum christlichen Glauben, das hat die Kirche nie behauptet, Ignatius von Loyola natürlich auch nicht.
Aber er wiederspricht dem Glauben auch nicht. Was dem Glauben allerdings widerspricht, ist Hochmut. Ich war selber lange Jahre der Meinung, meine Überschätzung des eigenen Denkens (Hochmut) sei mit em Denken deckungsgleich.
Holger Ehrlich meint:
14. May 2006Die Webseite von Holger Ehrlich
@Ralf - Mein Verstand (meine Hochmut) widerspricht dem Glauben ganz erheblich! Aber vielleicht haben wir auch nur ein Verständsproblem!? Mit dem Glauben werden allgemein Dogmen der Kirchen gemeint und nicht der prinzipielle Glaube an einen Gott. Christen, Juden und Muslime glauben alle an den Gott Abrahams, werfen den jeweils anderen aber vor Ungläubige zu sein. Also hätte ich wohl eher schreiben sollen, daß ich von der Kirche abgefallen bin. Die Frage ob es einen Gott gibt oder nicht, halte ich für nicht entscheidbar, weshalb man eben glauben muß - oder eben nicht. So gesehen widerspricht der Verstand dem Glauben nicht.
Pax et bonum » Theotokos und das Kreuz meint:
21. December 2011Die Webseite von Pax et bonum » Theotokos und das Kreuz
[…] Für mich selber war es vor Jahren ein wirklicher Schock, beim Hl. Bonevantura gelesen zu haben, daß die göttliche Natur nicht gelitten hat (obwohl das ja klar ist) - als ich das hier schrieb (siehe Kommentare des Links), riet man mir u.a., mich nicht zu tief damit zu beschäftigen. Daß dieses Faszinosum dabei genauso die Geburt Christi betrifft, ist mir jetzt erst klar geworden. […]