Medjugorje.
Für eingefleischte (okay, sehr theologisch eigentlich, dieser Begriff) Katholiken ein Reizwort. Bei den einen weckt es reizend schöne Erinnerungen, andere macht es sehr reizbar.
Medjugorje ist ein kleiner Ort in Bosnien-Herzegowina, der zumindest in Europa zum sicher größten inoffiziellen Marienwallfahrtsort geworden ist. Dies beruht auf angeblichen Marien-Erscheinungen mit entsprechenden Botschaften für die Welt, die dort in schöner Regelmäßigkeit stattfinden sollen (oder stattgefunden haben, so ganz auf dem Laufenden bin ich da nicht).
Die Allheilige Muttergottes heißt auf serbokroatisch anscheinend Gospa.
Der Ort selbst hat schon für sehr viele Menschen den katholischen Glauben eröffnet, Gottesbegegenungen ermöglicht und viele auch ihren abgelegten Glauben wiederfinden lassen. Ich war zwar selbst noch nicht da, aber nach allem, was ich weiß, geht es da wohl sehr fromm zu. Und zwar fromm im durch und durch positiven Sinn.
Zumindest was die meisten Gläubigen angeht. Und hier beginnt der Zündstoff.
Schon von Beginn an gab es bei dem jeweils zuständigen Ortsbischof eine ablehnende Haltung über die Erscheinungen, sprich, sie sind kirchlicherseits derzeit nicht als echt anerkannt, es wurde meines Wissens nach sogar festgestellt, daß sie unecht seien (es gäbe in der Kirche nämlich auch das “Wissen wir nicht genau”-Zwischending). Hinfahren darf natürlich trotzdem jeder, da verstößt keiner gegen kirchlichen Gehorsam. Problematisch beginnt es aber bei den Selsorgern, die für die Menschen dort zuständig sind, und die weiter von der Echtheit überzeugt sind und dies auch proklamieren. Problematisch ist es vor allem, weil es nahezu alle Franziskaner sind und somit dem Ortsbischof disziplinarisch gar nicht direkt unterstehen, in Fragen der Seelsorge aber durchaus (wer interessiert ist, kann mal unter “Exemption/Exemtion” nachrecherchieren, die Franziskaner erhielten dieses Privileg bereits im 13. Jh.).
Dazu kommt noch, das scheinen manche nicht zu wissen, die besondere Rolle der Franziskaner im ehemaligen Jugoslawien. Aus persönlichen Gründen des Diktators Tito war dieser Orden neben den Karthäusern der einzige, der bestehen bleiben durfte während des Sozialismus, auch die normale diözesane kirchliche Struktur wurde unterdrückt (der persönliche Grund war einmal der, daß während des Partisanenkrieges gegen die Nazis Tito von einem Franziskaner mal “Verkleidung” eine Kutte ausgeliehen bekam und anderes mal bei Karthäusern Unterschlupf fand). Das bedeutete: wollte man seelsorglich tätiger Priester werden, mußte man mehr oder weniger Franziskaner werden. Leicht hatte es dieser Orden dennoch nicht, als sichtbare katholische Priester durften die OFM nicht auftreten - die Seelsorge lief viel im geheimen ab, bei manch eine Hausdurchsuchung waren es “Onkel auf Besuch”…
Das führte natürlich dazu, daß es so manche Franziskaner gibt und gab, die dem Orden nicht gerade zur Ehre gereichen, gelinde gesagt, das ganze auch noch kombiniert mit dem Stolz des Balkans - und wir haben das seit Jahrzehnten schwelende Problem des Gehorsams der OFM in Bosnien (ich habe mal einen kroatischen Franziskaner kennengelernt, der hier in Deutschland für die kroatischen Miliz im Unabhängigkeitskrieg Anfang der 90er Waffengeld sammelte …).
Abgründe tun sich da auf …
Tja, und in Bosnien, woe es in manchen Bistümern mehr Franziskaner als normale Diözesanpriester gibt, fällt es eben vielen OFM schwer, ihre angesehene Position sozusagen den Bischöfen zurückzugeben.
Was das mit Franziskus zu tun , was daran franziskanisch ist? Natürlich überhaupt nichts, aber leider gilt: Franz is kaner. Aber manche wollen es wohl auch nicht sein …
Und es gibt eben mal wieder eine neue Episode: wegen Ungehorsam gegenüber dem Ortsbischof wird ein ehemals in Medjugorje sehr präsenter Franziskaner aus Rom zum Bußschweigen und Einstellung aller Selsorge verurteilt (auf Englisch).
Dabei geht es primär gar nicht um Medjugorje, sondern es geht hier und in anderen ähnlich gelagerten Fällen um das, was Franziskus sogar ersehnte: die Zurückweisung, obwohl man sich im Recht wähnt (ob die Erscheinungen wahr sind oder nicht, ist daher für diesen Fall recht irrelevant). Es geht um das, was des Ordensmannes Vater die “Vollkommene Freude” nannte, was ihn über alles glücklich machte. Für Franz war christliches Leben ohne Gehorsam nicht denkbar. Der Gehorsam durfte nicht gegen die Seele gehen (so schreibt er das in der Regel), aber wenn es um Besitzstandswahrung ging, war sowieso auf einer klaren Position.
Was das genau war, diese Vollkommene Freude, hatte ich hier schon mal geschrieben.
Auf daß alle, die sich dem Vorbild des Franz in der Nachfolge des Herrn einüben wollen, immer mehr dies versuchen. Ich weiß, es ist sauschwer.
Georg meint:
9. September 2008Die Webseite von Georg
gerade hab ich dazu eine interessante info bei:
http://www.ots.at/presseaussendung gefunden
Die Marienerscheinungen in Medjugorje sind von den örtlichen
Bischöfen und vom Heiligen Stuhl nicht anerkannt. Allerdings bezeugen
viele Menschen, dass sie in Medjugorje den Glauben auf eine neue Art
entdeckt haben. Auch die Tatsache, dass Medjugorje vom bosnischen
Bürgerkrieg praktisch verschont blieb, wird als Beweis für die
Echtheit der Phänomene ins Treffen geführt. Der Erzbischof von
Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic, hat im Juli bestätigt, dass der
Vatikan eine Untersuchungskommission zur Prüfung der Vorgänge
eingesetzt habe. Bereits die frühere Jugoslawische Bischofskonferenz
hatte entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Wörtlich sagte
Puljic: “Die Kommission wird einerseits eine Untersuchung über die
‘Erscheinungen’ durchführen, andererseits aber auch die pastorale
Aktivität der in Medjugorje tätigen Priester analysieren”.
Der Erzbischof von Sarajevo hat in der Vergangenheit mehrfach
versucht, im Konflikt zwischen dem Bischof von Mostar und den
Franziskanern von Medjugorje zu vermitteln. Der Konflikt hat tiefe
historische Wurzeln. Die Beurteilung der “Marienerscheinungen”, die
am 24. Juni 1981 begonnen haben, wurde in diesen Konflikt einbezogen.
Die historischen Wurzeln gehen in das 15. Jahrhundert zurück. 1449
nahm einer der bosnischen Kronprätendenten - Stefan Vuksic aus dem
Haus Kosaca - den Titel eines “Herzogs vom Heiligen Sava” an. Seither
wird die Landschaft im Südosten Bosniens “Hercegovina” (Herzogsland)
genannt. Der jüngste Sohn des Herzogs trat zum Islam über und sollte
als Ahmed Hercekoglu einer der wichtigsten Großwesire in der
Geschichte des Osmanischen Reiches werden. In einer geheimen Kassette
soll der Großwesir aber bis zu seinem Tod ein Kruzifix aufbewahrt
haben, vor dem er insgeheim zu beten pflegte.
Als die Hercegovina osmanisches Territorium geworden war, zerschlugen
die Behörden des Sultans die kirchliche Struktur, weil ständig die
Befürchtung herrschte, die benachbarte Republik Venedig könnte mit
Hilfe der Kirche Aufstände entfachen. Als katholische Seelsorger
wurden von den Osmanen ausschließlich die Franziskaner zugelassen,
denen keine politischen Kontakte nach Venedig unterstellt wurden. So
blieb es bis zum Jahr 1878, als die Österreicher und Ungarn in
Bosnien und der Hercegovina einmarschierten. Die neue österreichische
Verwaltung stellte die kirchliche Struktur wieder her; schon damals
zeigte sich aber die Schwierigkeit, die Franziskaner in die
wiederhergestellte kirchliche Struktur mit Diözese und Pfarrgemeinden
zu integrieren. (Informationen: Oktavian Eiselsberg, Tel.
0664/402.16.76, E-Mail: info@jg-online.at).(