Religionsfreiheit zuhause

In der heutigen Ausgabe der FAZ schreibt der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Prof. Korn, eine langen Beitrag unter dem Titel “Zu schwach, um Fremdes zu ertragen?“.

Ich halte diese Titelwahl für sehr klug gewählt, denn sie trifft den Nagel auf dem Kopf. Die westlichen gesellschaften sind zu schwach in ihrer eigene Identität, um kulturell und religiös Fremdes zu ertragen, gar um es wohlwollend zu akzeptieren (auf der anderen Seite des Atlantik sieht es da, wie Prof. Korn schreibt, in der Tat ganz anders aus). Insbesondere die neueren Moscheebauten stellen die radikale Säkularität in Frage. Kirchenbauten sind harnlos geworden, ebenso wie die zeitgenössische Verkündigung des Evangeliums, welches eigentlich den ganazen Menschen einfordert, und werden eher weniger als mehr. Natürlich ist die Lage der Religionsfreiheit in islamisch geprägten Ländern eine Katastrophe und mitnichten zu akzeptieren oder zu ertragen, aber - so sagen es immer wieder Christen, die dort leben - die Lage bspw. in der Türkei ist seit der Regierung durch eine AKP besser geworden als unter den radikalen Laizisten.

Wenn die säkulare Weltsicht die Oberhoheit benasprucht, geht sie gegen jede Art von Religion vor. So wie sie in der Türkei die Mehrheitsreligion in einem Amt für Religiöse Angelegenheiten gezähmt hat, hat sie es hier mit den Kirche als Körperschaft des Öffentlichen Rechtes getan, die der Oberaufsicht des Staates unterliegen. Wo sie es dort (mit den Christen) nicht kann, werden hier die anderen (Muslime) mehr als nur kritisch beäugt.

Christen glauben an den Gott, der Vergebung fordert, Liebe für alle Nächsten, Feind wie Freund. Wie man aus dem Glauben heraus daher auch nur einen Moscheebau für falsch erklären kann, wenn man denn abstruserweise Muslime zu Feinden erklärt, ist mir schleierhaft. Das abschließende Urteil, so hat es mal ein Wanderprediger aus Nazareth gelehrt und ein Pharisäer aus Tarsus weitergegeben, steht uns nicht zu.

Übrigens, auch manch ein christlicher Kirchenneubau wird von Muslimen nicht gerne gesehen in Europa: also nichts Neues unter der Sonne. Dennoch gelten für uns die Ansprüche des Herrn, nicht ein “wie du mir, so ich dir”.

Die Ablehnung einer Moschee erscheint mir viel zu oft als eine Ablehnung der Menschen, die dort beten wollen. Aber sie dürfen für sich beanspruchen: wir sind gekommen um zu bleiben.





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