Fundamentales

Vorgestern war ich auf einem Geburtstag eingeladen und kannte außer dem Geburtstags”kind” niemanden. Selbiger wurde im höheren Erwachsenenalter erst vor zwei (oder drei) Jahren katholisch getauft und hat einen evangelikalen biographischen Hintergrund. Ihm selbst sind die Glaubensunterschiede der verschiedenen christlichen Gruppierungen (mal ganz neutral ausgedrückt) nicht so wichtig, er wollte katholisch werden, um mal von dieser ständigen Rechtfertigungspflicht loszukommen, wogegen man so alles sei und es geht ihm auch mehr um die wirklich wichtigen Sachen.
Eines seiner Lieblingsworte ist die Hingabe - die er auch wirklich zu leben versucht.

Ins Gespräch kam er dann mit mir mit einer Freundin,die von seiner Taufe noch gar nichts wußte. Sie leitet als Historikerin ein hiesiges Museum ist und ist vor Jahren, rheinisch-katholisch sozialisiert, aus der Kirche ausgetreten.

Es entwickelte sich schnell eine recht lebhafte Diskussion zwischen ihr und mir, kein Streit, trotzdem empfand es das Geburtstagskind als störend. Sie regte sich über einen im kleinen Kreis gehörten Vortrag eines hohen Repräsentanten des hiesigen Erzbistums auf, fühlte sich intellektuell doch sehr unterfordert und störte sich an der Wortwahl, hielt manches durch die dt. Vergangenheit vergiftet und für ein Tabu.

Angefangen von dieser Frage, ob man sich von der Geschichte immer vorschreiben darf, welcher Wortschatz wie verwendet werden darf und daß es da auch unterschiedliche Meinungen geben kann, landeten wir dann bei der Feststellung, daß nicht nur in der Kirche nicht jeder Promovend ein Intellektueller ist. Sie bedauerte das, tue ich auch, fand das aber schlimm, ich nicht - und sie kennt im säkularen Leben auch genug Beispiele. Dennoch hat sie den verständlichen Anspruch, wenn die Kirche “Leute wie mich”, wie sie sagte, zurückgewinnen will, daß dann auch das Niveau hoch sein muß und die Außenwirkung sehr bedacht werden muß. Wir fanden auch andere diverse gemeinsame Einschätzungen.

Während des Gespräches kam dann quasi nebenbei raus, daß sie die Auferstehung für vollkommen unmöglich halte, dies sogar wisse(!). Dieses Beispiel fand sie zwar süß, aber nein, die Überzeugung schien ziemlich fest. Außerdem sei ihr Leben so toll, da könne es kaum was besseres geben.

Wie hoch war noch der Prozentsatz an Katholiken (also nicht Ausgetretenen), der nicht an die Auferstehung glaubt? Gibt es was gravierenderes? Bei solchen Beispielen, derer es sicher viele gibt, erscheinen mir liturgische Streitereien wie Nebenschauplätze.





8 Kommentare zu “ Fundamentales”

  1. Gorgasal meint:


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    Das Niveau muss hoch sein: hat sie sich einmal über die Dokumente der Kirche kundig gemacht, vielleicht die eine oder andere Enzyklika gelesen und nachzuvollziehen versucht? Ich halte mich für kein Dummerchen und habe daran immer ganz schön zu knabbern.

    Prozentsatz von Katholiken, der nicht an die Auferstehung glaubt: da könnte man ja sagen 0%, weil man kein Katholik sein kann, ohne an die Auferstehung zu glauben, der Mathematiker spricht von einer “notwendigen aber nicht hinreichenden Bedingung”. Aber es gibt sicher einen Haufen KiSt-Zahler, die nicht an die Auferstehung glauben - allerdings bin ich mir gar nicht sicher, ob ich diese Zahl wirklich wissen will, könnte deprimierend sein.

  2. Stanislaus meint:


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    Die 0% sind in der Tat richtig. Und da wären wir wieder an der Stelle, ob das Zahlen von Kirchensteuern die ausreichende Tätigkeit zum Katholikendasein in Deutschland ist.

    Eine andere Statistik besagt aber auch, daß etwa 40 % der Dominikanten an die Reinkarnation im Sinne des Buddhismus glauben soll.

  3. Ralf meint:


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    Ich habe bewußt “Katholiken” so geschrieben, damit all die erfaßt werden, die Glied der Kirche sind. Ich weiß wirklich nicht - und Umfragen gibt es sicher - wie hoch der Prozentsatz derer ist, die sich zwar katholisch nennen, aber nicht an die Auferstehung glauben.

    40% glauben an Reinkarnation? Das ist doch mal eine Baustelle, mehr als die Liturgie.

  4. Stanislaus meint:


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    Der zweite Bericht ist es:

    http://www.occidens.de/chronica/liturg.htm

  5. Ralf meint:


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    5% wären schon zuviel, aber so ein richtiger Beleg ist Deine Quelle ja nun auch nicht …

  6. Stanislaus meint:


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    Dazu müßte man den entsprechenden Referenten besagter Tagung befragen. Vielleicht schreibst Du den Chronisten mal selbst an.

  7. Echo Romeo meint:


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    Da die Liturgie »gefeiertes Dogma« (M. Schneider SJ) ist, hängen Fragen der christlichen Lehre – ich möchte fast sagen, ungetrennt und ungemischt – mit den Fragen der Liturgie zusammen. Ich breche gern eine Lanze für die Liturgie – aber nur, weil es mir wichtig ist, welches »Drama« in der Kirche gefeiert wird.

  8. Ralf meint:


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    Echo, das mag ja sein, aber die Probleme sind mit einer würdig gefeierten Liturgie nicht einen Deut kleiner.

    Viele Menschen glauben nicht mehr an die Auferstehung!

    Wenn das so ist und so bleibt, ist das dramatisch - und dann natürlich für solche unser Glaube sinnlos. Egal welche Liturgie wir feiern.


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