Geliebter Gegenwind?

Die hiesige aktuelle Bundeskanzlerin gab vor wenigen Wochen an, die Richtigkeit des geplanten Sparpaketes sei insbesondere dadurch zu erkennen, daß sie von nahezu allen Seiten Widerstand erfährt.

Diese Einstellung, daß erst der Gegenwind uns im richtigen Fahrwasser wissen läßt, findet sich auch in der Kirche, und zwar nicht zu knapp. Die Worte Jesu, daß die Welt auch schon immer die falschen Propheten zu sehr gelobt habe, werden ad infinitum auf jede Gelegenheit angewandt. Je größer der Aufschrei außerhalb der Kirche, desto richtiger liege man.

Man definiert sich über das “Anders-sein”. Erst das Verhalten des anderen zeigt einem, ob man Recht hat.

Ich habe meine Zweifel, ob dies wirklich im Sinne Jesu ist, ob er das wirklich so gemeint hat.

Die Nachfolge Jesu sollte für sich gesehen allein die Richtschnur des Glaubens und Handelns sein - Jesus wußte, daß allezeit seine Nachfolge zu Widerstand in der Welt führen wird, aber das ist nur eine mögliche Folge. Widerstand muß auch keineswegs immer gegeben sein (schließlich sollen wir in der Welt fruchtbar auf sie einwirken). Wenn er kommt, dann dürfen wir nicht einknicken, wenn er ausbleibt, dann deswegen, weil ein Teil der Saat vielleicht aufgegangen ist.

Widerstand ist per se ein schlechter Gradmesser.





5 Kommentare zu “ Geliebter Gegenwind?”

  1. laurentius rhenanius meint:


    Die Webseite von laurentius rhenanius

    wie soll ich es sagen?
    Ich stimme Dir zu und auch nicht zu! :-)
    Auf die Kanzlerin bezogen, die offensichtlich nur noch ihren Koalitionspartner und nachgeordnete Lobbyisten befriedigt, daneben weder die sozialen Verwerfungen im Lande berücksichtigt, muß ich Dir recht geben.
    Auf die Kirche bezogen möchte ich mich Dir nur teilweise anschließen. Sektierische Wagenburgmentalitäten sind sicherlich von Übel und stehen auch dem missionarischen Grundsatz der Kirche diametral gegenüber. Sicherlich gilt auch der Grundsatz: “Wer nicht gegen uns ist, ist für uns!”
    Andererseits gehört so etwas wie Widerstand genauso elementar mit dazu. Lasse es mich mal etwas altertümlich sagen: die Verlockungen der Welt, das Mitmachen, weil es ja alle so tun. Hier sind wir gefordert zu fragen, ob das wirklich alles so gut ist. Genau dieses andere Handeln und sie es das widestandslose Fügen in ein Schicksal, so wie es die frühen Martyrer getan haben, die sich nicht aus dem Gefängnis gemogelt haben, sondern in die Arena gezogen sind, auch dies war Widerstand. Und wenn heute durch Unwissen und in Ermangelung von geerdeter Frömmigkeit in unserer Kirche jedweder Stumpfsinn und auch (sorry!) Häresien einziehen, dem papst aus bloßer deutscher Gewohnheit nicht getraut wird, etc., dann ist Widerstand im Namen Jesu und seiner Kirche gefordert, da ich als Getaufter in der Veranwortung stehe, die Botschaft Jesu und den Glauben der Kirche zu verteidigen. Wie ich das tue, wie ich das formuliere, ist natürlich ein Sache des Feingefühls, wenn es mir darum geht zu überzeugen und ich nicht bloß recht haben will, was mir manchmal bei gewissen Gruppierungen im Vordergrund zu stehen scheint.
    Dennoch - und das als kleine Schluprovokation für eine weitere Auseinandersetzung formuliert - waren für die Kirchen die Zeiten, in denen ihr der Wind, hagel und Sturm ins Gesicht schlug jene Zeiten, wichtige und gute Zeiten. Sieger gab es, so möchte ich sagen, nur selten. Es gab nur die, die glaubhaft die Kirche vertreten haben und jene die es nicht taten. Und die erscheinen häufig als “komische Vögel” eines seltsamen Widerstandes, sei es nun der Heilige Franziskus, der Pfarrer von Ars, John Henry Newman, Fritz Gerlich, der noch wiederzuentdeckende Dietrich von Hildebrand, Josef Pieper, lebende Vertreter wie Robert Spaemann, Martin Mosebach und die vielen Namenlosen…und last but not least Benedikt XVI.
    Freundlich, einladend und mit Humor, aber tiefernst in der Sache wie Chesterton.
    Dann kann man mit Paulus vielleicht am Ende sagen:” Ich habe den guten Kampf gekämpft!”

    Laurentius

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Der Widerstand gehört nicht von sich aus dazu, sondern er ergibt sich evtl. aus der konsequenten Nachfolge. Widerstand per se als Gradmesser zu sehen bedeutet, die Welt schlecht zu machen, die gute Schöpfung ist.

    Ziel muß die Nachfolge sein: wenn Widerstand, dann Widerstand, wenn Applaus, dann Applaus. Mutter Teresa bspw. wird kaum falsch gelegen haben, bloß wiel die Welt ihr den Friedensnobelpreis verlieh.

    Einfach nachfolgen und sich um den Rest nicht scheren. Der kommt dann schon.

  3. Johannes meint:


    Die Webseite von Johannes

    Vielleicht ist es die Mischung; und daraus erwachsend erwachsend die Notwendigkeit, die Geister unterscheiden zu lernen.

    Merkel hat allerdings einen unzulässigen Schluss gezogen. Der nicht ausbleibende, spirituelle Widerstand gegen das Gute bezieht sich auf das Heilige, das letztlich in Gott ist und in heiligen Werken aufstrahlt. Eine politische Haushaltsfrage kann kaum rechtens auf diese Schiene verkündet werden.

  4. Thomas Aquinas meint:


    Die Webseite von Thomas Aquinas

    Die Wahrheit wurde von den Anhängern der Unwahrheit schon immer verachtet, genauso das Recht von den Anhängern des Unrechts, das Gute von den Anhängern des Bösen. Da die Kirche für das Wahre und Gute kämpft, wird sie also Widerstand von den Anhängern des Falschen und Schlechten erfahren.

    Das ist kein Beweis ihrer Richtigkeit. Es ist die Konsequenz ihrer Richtigkeit.

    Wenn die Kirche aber Beifall von der Welt erhält, dann darf das nicht deswegen geschehen, weil die Kirche sich der Welt, sondern weil die Welt sich der Kirche angepasst hat. Beifall und Applaus der Welt sind immer ein Aufruf zur Wachsamkeit, zur Selbstprüfung, “denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn.” Mt 7,13-14

  5. Imrahil meint:


    Die Webseite von Imrahil

    Daß der Widerstand so betont wird, liegt - würde ich sagen - daran, daß man seine eigene Harmoniesucht bekämpft, die nur zu gern in der Welt das Gute sucht und sieht, das ja auch da ist.

    Richtig: am wichtigsten ist die Nachfolge. Widerstand, wenn Widerstand, Applaus wenn Applaus - auch Mutter Theresa hat im übrigen Widerstand erfahren, weil sie gegen Abtreibung war und weil sie in ihrem sie ausfüllenden Liebesdienst auch noch gebetet hat.

    Aber es gibt auch Dinge, wo man sich der Welt anpassen kann oder auch nicht. Und hier gilt nicht: Anpassen, wo es nur geht, - sondern: das machen, was uns paßt. Freiheit und so. (Und wenn das zufällig dasselbe ist, dann ist das schön, Harmonie ist ja anundfürsich auch gut.) Die jugoslawische Bischofskonferenz hat mW in den 1960ern mutig gesagt, daß man einem Christen auch einen in die christliche Lehre hineingezwängten abgespeckten Sozialismus nicht abverlangen darf, denn ein Christ ist frei.


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