Erfahrungslos

Gestern unterhielt ich mich mit einem Freund über dies und das in der Kirche und auch über die Tatsache, daß der akademische Katholizismus n Deutschland noch tief in der “Geist des Konzils”-Ecke steht. Daß das allerdings bloß eine Frage der Zeit ist, bis sich das ändert, sieht man u.a. an den Priestern jüngeren Alters, die sehr gerne so katholisch sind, wie die Kirche das ganze auch gerne offiziell sieht. Sie werden dann zwar “klerikal” genannt oder “rückwärtsgewandt” oder so, aber das muß einen ja nicht stören.

Die Ursache für diesen Graben des anderen Verständnisses habe ich schon einmal vor über 6 Jahren versucht zu erläutern. Da ich zu faul bin, alles neu zu schreiben, zitiere ich mich selbst:

Der “Geist des Konzils” wird ja von den innerkirchl. Reformgruppen beschworen. Sie handelten im Geiste des Konzils, sagen sie. Für Nichtkenner: damit meinen sie das 2. Vatikanische Konzil, welches von 1962-65 (glaube ich, so pi mal Daumen) stattfand.

Ich sehe auch erst mal keinen besonderen Grund, diesen Menschen diese Auffassung abzusprechen. Aber ich würde das mit diesem “Geist” mal gerne ein wenig genauer beleuchten.
Da sind Menschen, die machen Erfahrungen. Und zwar hier konkret sind es Menschen in der kath. Kirche, deren Erfahrungen in zeitlichem Zusammenhang mit dem Ende des Konzils zusammentreffen. Wie auch immer diese Erfahrungen seien mögen, sie werden automatisch, da es kirchliche sind, mit diesem Konzil in Zusammenhang gebracht. Und das kann ja prinzipiell ja auch richtig sein. Aus diesen Erfahrungen haben sich auch nicht wenige heute Älteren der Kirche als Priester oder Ordensmensch zugewandt. Aus den Erfahrungen, die direkt auf das Konzil bezogen wurden.

So, nun hat so ein Konzil ja auch ein Ergebnis, nämlich die Konzilstexte (es ist Sinn und Zweck eines Konzils, lehramtliche Entscheide zu fällen). Betrachtet man nun diese Texte und vergleicht deren Inhalte mit dem, was die Vertreter des “Geistes des Konzils” sagen, so stellt man riesengroße Differenzen fest - bspw. Zölibat, Frauenpriestertum, Scheidung, Abtreibung, Lehramt, Liturgie, Mission etc.

Beides geht also nicht: entweder man beruft sich auf den “Geist des Konzils”, das kann ja auch durchaus ehrlich gemeint sein, weil es erfahrungsbasiert ist - dann muss man ablehnen, dass derselbe Geist, nämlich der Hl. Geist, auch in den Verlautbarungen des Konzils selbst zu finden ist und man muss geradezu die Konzilstexte ablehnen.
Oder aber man steht zu den Texten als Ergebnis des höchsten Lehramtes mit Beistand des Hl. Geistes, dann kann man nicht zustimmen, dass dieser “Geist des Konzils” wirklich der Geist Gottes ist.

Dass dieser “Geist des Konzils” ein ehrfahrungsbasierte Vorstellung ist (was sie keineswegs prinzipiell falsch macht, im Gegenteil!), zeigt sich auch an einem ganz einfachen Umstand: diese Aktivisten vergreisen und sterben aus. Es kommt niemand nach. Wer kennt “Konzilsgeist”-Aktivisten, die nach 1970 geboren sind? Sehr spärlich sind diese, unter der gläubigen Jugend eine verschwindende Minderheit. Wie kann es sie auch geben, wenn die Erfahrung nicht da ist.

Eine kleine Anekdote: Zu Christi Himmelfahrt war ich abends in einer Messe der hiesigen Dominikanerkirche. Der alte zelebrierende Ordenspriester predigte bzw. besser dozierte über Karl Rahner und über die Geschehnisse des Konzils - der gute Freund, der mit mir gekommen war, kannte diesen Kerl namens Rahner gar nicht. Muss man ja auch nicht. Aber dass es so etwas gibt, und dass man auch ohne den gut glauben kann, erscheint wohl manch einem Konzilsvergeistigtem zu fremd. Nabelschau, wie schon so oft bemängelt.





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