Feinde von innen

Der Heilige Vater, Papst Benedikt XVI., hat neulich mal erklärt, daß die schlimmsten Feinde innerhalb der Kirche zu finden seien.

Und weil ich ziemlich wütend auf diesen Artikel bin (den Titel des Blogs ohne Kommentarfunktion - warum nicht? - finde ich auch sehr befremdlich), darf ich hier mal eine feindliche Aussage präsentieren. Die Wahrheit wird so sehr verdreht, daß ein falsches Bild entsteht.

Also, der Autor Norbert Arntz schreibt da (ich zitiere alles):

Am Sonntag, 10. Okt. 2010, beim Angelus-Gebet, zeigte Papst Benedikt zum ersten Mal ein neues Wappen. Darin ersetzt wieder die Tiara die bisher in seinem Wappen gezeigte Mitra. Die Tiara – die dreifache Papstkrone – symbolisiert den dreifachen Machtanspruch des Papsttums: „Vater der Fürsten und Könige, Haupt der Welt und Statthalter Jesu Christi“ zu sein, wie es seit 1560 in der Übergabeformel hieß (innerkirchlich beansprucht als Trias von Weihe-, Jurisdiktions- und Lehrgewalt). Papst Paul VI. hatte 1964 seine Tiara niedergelegt aus Solidarität mit der Welt der Armen. Die Rückkehr der Tiara lässt sich also auch verstehen als eine Rückkehr hinter die Zeit des Papstes Paul VI. In Übereinstimmung mit diesem Vorgang ist an die wiederholten Versuche von Papst Benedikt zu erinnern, das II. Vatikanische Konzil umzudeuten, indem er eine „Hermeneutik des Bruchs“ – am 10. März 2010 den „anarchstischen Utopisten“ im Gefolge des Konzils unterstellt – gegen eine „Hermenutik der Kontinuität“, die der Papst für sich selbst beansprucht, konstruiert.

So, dann überprüfen wir das ganze doch einmal. Schauen wir uns doch mal die Wappen an. Papst Paul VI. ohne Tiara? Auf vatican.va sieht’s aber so aus:

Nein, natürlich hat das Herr Arntz auch nicht gesagt, ich weiß. Er meinte das Tragen der Tiara, was Papst Paul VI. aus genannten Gründen abgelehnt hat. Daß natürlich alle Päpste nach ihm die Tiara auch nicht einen Tag trugen, Benedikt XVI. natürlich auch nicht, das wird verschwiegen, schließlich will man am Rufmord arbeiten.

Benedikt XVI. war gar der erste, der die Tiara überhaupt aus dem Wappen tilgte, auch bei Johannes XXIII., Johannes Paul I. und dem II. war sie immer dabei, wenn auch seit Paul auf keinem päpstlichen Kopf mehr - und der von den Konzilsvergeistigten so mißverstandene Papst Johannes XXIII. ließ sich gar ganz klassisch auf einer Sänfte getragen mit der Tiara Papst Pius’ IX. auf dem Kopf “inthronisieren”.

Was interessieren uns Feinheiten, wenn es darum geht, den Heiligen Vater anzugreifen! Da scheint mittlerweile jedes noch so abscheuliche Mittel Recht, und das aus der Mitte der Kirche.

Nachtrag





12 Kommentare zu “ Feinde von innen”

  1. scipio meint:


    Die Webseite von scipio

    Danke, Ralf, das ist sehr treffend!

    Ich musste bei der Lektüre von Arntz schon mal lächeln, als ich den Ausdruck “Rückkehr hinter die Zeit des Papstes Paul VI.” las - das muß Arntz weh getan haben, dass er nicht “des Papstes Johannes XXIII.” schreiben konnte. Sonst wird in diesen Kreisen kein gutes Haar an Paul VI. gelassen: die Nota Praevia zu Lumen Gentium, Humanae Vitae… und plötzlich war er der, der “die Tiara niedergelegt” hat… Schmerzlich.

  2. Arminius meint:


    Die Webseite von Arminius

    Das scheint mir ein linksgrüner GutmenschInnenblog zu sein.
    Ich habe mir dort die Liste der Beiträge angeschaut. Wenn ich eine Überschrift wie Liebe FreundInnen lese, dann ist der Rest für mich auch entbehrlich.

  3. Stanislaus meint:


    Die Webseite von Stanislaus

    Vor oder hinter die Zeit Pauls VI., alles eine Frage der Perspektive.

  4. Adam meint:


    Die Webseite von Adam

    Ich verstehe ja, dass Sie sich aufregen. Die Argumentation ist ärmlich - und der antipäpstliche Reflex nervt. Aber das gleich mit den “schlimmsten Feinden innerhalb der Kirche” in Verbindung zu bringen? Damit hat der Papst doch wohl eher andere gemeint…
    Adam

  5. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Der Vater der Lüge hat viele Masken.

    Er ist der “Verwirrer”, weil sicherlich einige Herrn Arntz glauben werden, schließlich ist der Priester, muß sich also auskennen.

  6. Adam meint:


    Die Webseite von Adam

    Hm. Mag sein. Ich finde, wie gesagt, den Ärger verständlich, und bin für die sorgfältig recherchierte Aufklärung dankbar. Und frage mich trotzdem: Ist der Schaden so groß, dass er diesen Vergleich rechtfertigt?
    Freundliche Grüße
    Adam

  7. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Wirklich verglichen habe ich nicht. Sie meinen, Papst Benedikt hätte nur die Mißbrauchstäter mit seiner Beschreibung gemeint. Ich bin mir da nicht so sicher. Nach meiner Erfahrung aus seinen Büchern und Ansprachen zählen für ihn die großen generellen Entwicklungen, die sich in Einzelheiten manifestieren (ist eben eher der Platoniker).

  8. Pax et bonum » Nützt doch was meint:


    Die Webseite von Pax et bonum » Nützt doch was

    […] Feinde von innen […]

  9. Pax et bonum » Zu früh gefreut meint:


    Die Webseite von Pax et bonum » Zu früh gefreut

    […] Ich nehme das hier alles zurück, die alte Behauptung gilt leider doch noch. […]

  10. Barbara meint:


    Die Webseite von Barbara

    Weil ich ja momentan zu den 96% Prozent der Katoliken gehöre die gerade mal nicht “so im Thema sind”….
    Geht es in dem diskutierten Thema tatsächlich darum dass ein Geschenk (das Wappen) offensichtlich aus Respekt dem Schenker gegenüber zu einem offiziellen Gebet öffentlich dargestellt wurde, obwohl es nicht zu 100% dem aktuellen entspricht ???
    Das wurde als Zeichen eines Richtungswechsels gedeutet und wild interpretiert ???

    Herrlich ! Wahrhaftig ! :-)

    Heute Abend mache ich ein Kerzchen für die Menschen an, die sich über sonst nix aufregen können. Versprochen….

  11. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Genau, Barbara, darum geht es. Ein Geschenk “wurde als Zeichen eines Richtungswechsels gedeutet und wild interpretiert”.

    So ist es. Tja …

    Dagegen hilft wahrscheinlich am besten Kerzen anzünden, ganz im Ernst.

  12. Dieter Philippi meint:


    Die Webseite von Dieter Philippi

    Wen es intressiert, hier die Mitra aus dem Wappen des Papstes.


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