Ja, das paßt

Wer könnte als Christ so einem Satz der Mahnung nicht zustimmen?

Alles fürchtet ihr wie Sterbliche, alles begehrt ihr wie Unsterbliche.

Ist das nicht die Grunddiskrepanz im konsumorientierten Leben?

Doch vom gleichen Autor stammt auch dieser Satz:

Missgeburten löschen wir aus, Kinder auch, wenn sie schwächlich und missgestaltet geboren worden sind, ertränken wir; und nicht Zorn, sondern Vernunft ist es, vom Gesunden Untaugliches zu sondern.

Paßt das zusammen? Beides hat der stoische Philosoph Seneca geschrieben - und ja, es paßt, denn es stört den Stoiker trotz des hehren ethischen Anspruches an sich selbst, von den Niederungen des Lebens nicht verschont zu werden - deswegen will er sich dessen entledigen. Und genau hier, bei der Aufrechterhaltung der eigenen Macht (eingeschränkt durch andere, die ablenken von der Erfüllung eigener geistiger Bedürfnisse), liegt das Ende der gepredigten Toleranz.

Daher paßt es auch, daß Mark Aurel, der Stoiker auf dem Kaiserthron, zu den schärfsten Christenverfolgern der römischen Geschichte gehörte.

Parallelen zu heute, wenn die aus “der Vernunft” begründete Toleranz beim eigenen Machtanspruch endet, werden vielleicht noch deutlicher werden im Laufe der Jahre…





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