Wunder 2.0
3460 Gramm, 50cm, eine kleine Schwester. Alle anderen sind glücklich, sie hoffentlich auch.
3460 Gramm, 50cm, eine kleine Schwester. Alle anderen sind glücklich, sie hoffentlich auch.
Das umstrittene Urteil des Kölner Landgerichtes, welches die Beschneidung von kleinen Jungen aufgrund religiöser Regeln (Judentum, Islam) als Straftatbestand ansah, ist eigentlich kein Angriff auf die Religionsfreiheit, es ist nur ein Beispiel mehr dafür, daß die Gesundheit neben der Kohle die beiden wichtigsten Götzen unserer Gesellschaft sind.
Abgewogen wurde letztlich das Grundrecht auf Körperliche Unversehrheit des einen gegen das Recht auf Persönlichkeitsentfaltung des anderen (Elternsein mit entsprechender Entscheidungsbefugnis gehört bei Eltern nun einmal mit dazu).
Aber wie sieht es jetzt mit der Konsequenz aus?
Eigentlich müßte es nach dem gleichen Grundsatz ein Straftatbestand sein, wenn Eltern in der eigenen Wohnung im Beisein der Kinder rauchen (so in einem Forum angedacht).
Genauso müßte es verboten sein, mit anderen Menschen im Auto zu fahren. Nur noch allein fahren wird erlaubt. Warum? Handys am Ohr sind schon verboten wegen der Risikoerhöhung aufgrund des Aufmerksamkeitsmangels. Aber schon seit Jahren ist bekannt, daß Freisprecheinrichtungen da keinen Unterschied machen - die Kommunikation als solche lenkt eben ab. Daher wäre es nur folgerichtig, das Mitfahren zu verbieten.
Das aktuelle Urteil ist nur ein Beispiel, was passiert, wenn man Götzen anbetet.
Dieser lapidare Satz im Evangelium vom letzten Sonntag begleitet mich nun schon zwei Tage. Er betrifft die Frau, die schon seit Jahren an Blutungen litt und bei meinen Kollegen von annodazumal schon ihr ganzes Vermögen ohne Besserung ihres Leidens gelassen hatte (manche Sachen ändern sich wenig …).
Sie hatte von Jesus gehört.
Was mag sie von Ihm gehört haben? Daß Er heilt sicherlich, sonst hätte sie nicht gehofft, daß das Berühren schon Seines Gewandes ihr helfen würde. Daß Er es gut meint mit denen, die Hilfe brauchen. Daß Er sich denen zuwendet, die in der Gesellschaft weniger angesehen sind (Frauen!). All das wird sie womöglich gehört haben, von Ihm, Jesus.
Doch von wem hatte sie all das über Jesus gehört? Von den Aposteln, der größeren Jüngerschar? Doh wohl eher nicht, weil gerade der Evangelist Markus, der diese Episode berichtet, immer Wert darauf legt, daß Jesus keinen Wert auf Ruhm legte und anderen das Erzählen Seiner Werke verbot. Womöglich war es ein Augenzeuge, ein einfacher Galiläer, der Jesu Taten aus der Ferne beobachtet hatte und zutiefst beeindruckt war.
Was bedeutet das für uns? Welche Rolle spielen wir dabei?
Kennen wir Menschen wie diese chronisch kranke Frau?
Und wenn ja, glauben wir als postaufklärerische Menschen des 21. Jahrhunderts, daß die Begegnung mit Jesus so einem Menschen eine Art Heilung bringen kann, wenn auch nicht immer direkt körperlich?
Und wenn ja, können wir dann auf Bischöfe, Priester und andere “Hauptamtliche” warten, die doch meistens über Jesus nur zu denen sprechen, die Ihn eh schon zu kennen meinen?
Derjenige, der damals von Jesus sprach, so daß diese Frau Hoffnung schöpfte, ob direkt zu ihr gesprochen oder nur so, daß sie es mitbekam, hat eigentlich schon alles Wichtige getan.
Ich selbst erwische mich eigentlich nie dabei. Dabei bleibt noch so viel zu tun …