Noch mal über Weihnachten

(Die folgenden Ausführungen verdanke ich Dr. Michael Barbers Podcast von thesacredpage.com über die Geburt Jesu)

Gut, wir sind liturgisch wieder “im Jahreskreis” (irgendwie mag ich das Wort nicht, klingt wie Stuhlkreis), aber bezugnehmend auf den oben genannten Podcast (und ihn erweiternd) möchte ich noch was über die Geburtserzählungen in den Evangelien sagen und wie tief kulturelle Traditionen unser Bibelverständnis prägen.

Jeder wird Krippendarstellungen kennen. Jesus wird geboren, hierzulande in einem Stall dargestellt, auch wenn es faktisch eher eine Höhle war, dazu gesellen sich Schafshirten und die Weisen aus dem Morgenland. So ist die übliche Darstellung, ggf. mit Ochs und Esel und manchmal auch ein paar Engel.

Diese Darstellung führte dazu, daß ich mich immer fragte, warum das Epiphanie-Fest erst zwei Wochen nach Weihnachten gefeiert wird (am 06.01.). Kürzlich dachte ich mir dann: gut, wahrscheinlich kamen die Weisen aus dem Morgenland erst ein paar Tage später hinzu, Maria war noch im Wochenbett und daher nicht ganz so mobil.

Doch erst durch den Podcast wurde mir klar, daß das alles biblisch gesehen äußerst unwahrscheinlich ist und daß ich von einer einfachen Krippendarstellung zutiefst geprägt worden bin in meinem historischen Verständnis dessen, was damals passiert ist.

Also, Matthäus berichtet überhaupt nicht von der konkreten Geburt Jesu, obwohl er schreibt (1,18) “Mit der Geburt Jesu Christi war es so”. Er berichtet dann davon, daß Josef die Schwangerschaft bemerkt, ihm der Engel erscheint etc., er dem Sohn den Namen Jesus gab und daß dann “als Jesus geboren worden war” (2,1) die Sterndeuter kamen.

Vom Tag der Geburt als solches wird nichts berichtet, das steht alles bei Lukas.

Was die Geschichte mit den Sterndeutern (oder in Deutschland die Hl. Drei Könige) angeht, so ist die Sache wohl ganz anders gelaufen. Sie sahen den “Stern” bereits in ihrer Heimat, machten sich dann auf den Weg, um das Kind anzubeten. Der Weg hat bnestimmt einiges an Zeit in Anspruch genommen, auch mit Last- und Reittieren. Um ziemlich sicher zu sein, wann denn dieser neue König geboren wurde, läßt sich ja Herodes “von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war” (2,7) - um anschließend alle Jungen in und um Bethlehem im Alter bis zu zwei Jahre ermorden zu lassen.
Daß somit der Besuch der Sterndeuter, die die Jesus mit seinen Eltern ja auch nicht in einer Höhle, sondern in einem Haus vorfanden (2,11), wahrscheinlich erst mindestens ein Jahr später stattfand, ist somit ziemlich wahrscheinlich.
Natürlich kann auch Herodes einfach mal so einen “Sicherheitsabstand” von zwei Lebensjahren bei der Beurteilung der möglichen Rivalen einsetzen, aber begründet werden müßte das schon.

Wie sehr doch eine einfache Krippe mich (und womöglich andere) beeinflussen kann.





2 Kommentare zu “ Noch mal über Weihnachten”

  1. DM meint:


    Die Webseite von DM

    Michael Hesemann (Jesus-Buch) lesen!

    Kann grad nur aus der (schlechten) Erinnerung schreiben:
    7 v.Chr. gab es ein Sternbild, das die Sterndeuter veranlaßte, es als Ankündigung eines neuen Weltenherrschers zu deuten. 5 v.Chr. war dann ein anderes (klareres) Sternbild zu sehen, auf das hin die Sterndeuter nach Judäa aufbrachen. Vor Herodes wurden dann die Beobachtungen mit dessen Sterndeutern diskutiert und sie erhielten dort die Info “Bethlehem”. Später dann daher die Ermordung aller Jünglinge bis zum 2. Lebensjahr.

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Die Theorie des Sternbildes (genauer gesagt soll es ja eine Konjunktion von Saturn und Jupiter gewesen sein, die mehrmals vorkam, vielleicht vermuten auch andere anderes) ist zwar auch mir bekannt (alleridngs nicht in allen möglichen Varianten), aber sie hat eine enorme Schwachstelle: welcher Stern bewegt sich und bleibt dann, wie es die Schrift bezeugt, genau über einem Haus stehen?

    Michael Barber geht daher davon aus, daß es sich um eine Engelserscheinung gehandelt hat, was natürlich nicht historisch verifizierbar ist.


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