Paralleluniversen

Ich muss mich immer wieder wundern, für was die Kirche und ihr höchster Repräsentant, der Bischof von Rom und daher Papst, so gehalten wird.

Daß “die Welt”, also die säkularen Medien und Säkulare generell, ihn nicht verstehen, das wundert mich nicht. Sie hängen an seinen Lippen, ob denn mal was kommt, was ihrer eigenen Agenda entspricht. Oder sie beurteilen sie nach dem Standard, den ein Christ ihrer Meinung nach zu erfüllen habe. Dass Papst Franziskus da gut abschneidet, ist nett, aber wahrscheinlich nicht nur ihm egal. Er wird nicht allzuviel auf Meinungen geben.

Doch seltsam ist das Verhalten von angeblich Kirchentreuen - sie verhalten sich nämlich genauso. Beide wollen ihre Reformanliegen unterstützt sehen, egal wie sie denn nun heißen und was das für Anliegen sind. Auch für sie ist der Papst ein Mensch, an den sie konkrete Erwartungen haben und der sie zu erfüllen habe - sonst ist er eben kein guter Papst.
Genauso wird die Kirche gesehen - sie hat die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen, nach - zur freien Auswahl, ist nur ein Ausschnitt - “Spiritualität”, nach “Mystik”, nach “Bewahrung der Tradition”, “Eintreten für das Leben”, “Eintreten für soziale Gerechtigkeit” und so weiter und so weiter. Dabei wird das Ringen um die eigene Meinungsherrschaft wahlweise in kirchlichen oder säkularen Medien ausgefochten, gerne auch im Netz, beliebte Themenfelder sind die Liturgie, die disziplinarischen Regeln der Kirche und die Frage nach Amt und Macht.

Nur: das hat wenig bis nichts mit dem zu tun, wofür der Papst und die Kirche da sind.

Die Hauptaufgabe des Papstes ist es nicht, der größte Weltprediger zu sein, allen möglichen Entscheidungsträgern die Leviten zu lesen oder sich in politische Debatten einzuschalten. Klar kann er das machen, muss das aber nicht. Vorherige Päpste haben das zuhauf getan, aber das bedeutet nicht, daß das ein Muss ist.
Seine Hauptaufgabe ist es, die Geschwister im Glauben zu stärken und den ganzen Laden zusammenzuhalten. Das sind zutiefst innerkirchliche Aufgaben. Und es sind Aufgaben, die sich mit einer politischen Agenda, sei sie auch kirchenpolitisch, nicht vereinbaren lassen.

Und die Kirche? Sie stellt uns die Heilmittel zur Verfügung, damit wir unsere Seele retten und von der Sünde und ihren Folgen gereinigt werden. Es geht dabei immer um uns, um jeden einzelnen, nicht um den Papst, nicht um den eigenen Pfarrer, nicht um die Fragen nach der Form der Hl. Messe.
Die Kirche stellt an mich die Frage: “Läßt Du Dich darauf ein, Deine Wunden durch Ihn mit meiner Hilfe heilen zu lassen? Bist Du wirklich offen dafür?”

Das hat mit interessengeleiteten Agenden aber nichts zu tun. Deswegen wird der jetzige Papst auch alle Seiten enttäuschen müssen irgendwann, denn er rückt nicht davon ab das zu tun, was eben essentiell für seinen Job ist - und er sieht die Kirche genauso.





Ein Kommentar zu “ Paralleluniversen”

  1. Georg meint:


    Die Webseite von Georg

    Eben. Das Drama ist, dass sich Leute, die es besser wissen müssten, von Allerweltsmedien, die was Religion i.A. und Kathol. kirche im Besonderen angeht einfach ahnungslos sind, derart vereinnahmen lassen, dass sie, gerade weil sie an ihre noch vor kurzem stolz als kirchentreu erkläreten Positionen (vermeintlich oder auch zu Recht) gefährdet sehen. Schade, aber auch eine gute Erfahrung. Manchmal ist der Lack schneller ab, als gedacht.


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