Möge es Gott vergelten!

Seit heute hat das Erzbistum Köln keinen Bischof mehr (und bekommt hoffentlich bald einen neuen). Also bin ich auch derzeit bischofslos, hirtenlos.
Da das Heil JottseiDank nicht am Bischof hängt, kann ich auch weiterhin katholisch sein, aber ich möchte hier einfach mal meinem Bischof Joachim, hochgestochen der Exzellenz Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, kurz danke sagen.

Als ich zum Glauben an Christus fand und auch glauben konnte, daß diese sehr menschliche Kirche doch vor allem Seine ist und Sein Werk (mit dem Possesivpronomen meine ich jetzt nicht den Bischof), schrieb ich meinem Bischof einen Brief. Ein Brief voll Freude darüber, eine neue Mutter gefunden zu haben (ich weiß, für alle Außenstehenden klingt das irgendwo zwischen schwülstig-dumm und vollkommen banane).
Und er nahm sich offensichtlich Zeit, mir selbst zu antworten - gut, solche Briefe beantwortet man auch lieber als die Tiraden, die er wohl auch sonst geschickt bekommt.

Als ich noch überlegte, einen “Geistlichen Beruf” zu ergreifen (in einem Orden, natürlich den Franziskanern, mit Kutte und allem pipapo), durfte ich ihn mehrere Male auf Ausflügen erleben, bei denen er im persönlichen Umgang sehr angenehm war (damals war mein jetziger Weihbischof Dominik Schwaderlapp noch sein Privatsekretär, bei Kirchens heißt das “Geheim”sekretär, und bei diesen Ausflügen mit dabei). Beide, er wie auch sein Sekretär, sprachen offen über ihren Weg mit und in der Kirche.

Er war nie ein guter Diplomat, aber sicher auch kein Drückeberger. Als ein bischöflicher Mitbruder ihn mal aufgefordert habe, nicht immer so verbal auf den Putz zu hauen (darin war er ja sehr gut), habe er geantwortet: “Ruhe ist keine Christenpflicht, das finde ich nicht im Evangelium!” Durch manche Rundumschläge hat er sicher auch mal Leute verletzt, die ihm eigentlich wohlgesonnen sind - das war wohl einerseits seinem schlesischen Naturell geschuldet (das ich als Halb-Schlesier etwas kenne), andererseits auch der Tatsache zuzuschreiben, daß er sich womöglich - man nehme das als unqualifizierte Ferndiagnose - nur im katholischen Milieu wirklich wohl fühlt. Und eine Sache muß ich zugeben: ich hätte ihn nicht gerne als beruflichen Chef gehabt.

Er ist kein Kind der Postmoderne, die alles in Zweifel zieht und letztlich nur dem Zweifel und der eigenen Kritik glaubt und daher immer um sich selbst kreist. Er hat einen tiefen Glauben, der in seiner schlichten Einfachheit wirklich beneidenswert ist. Nein, damit meine ich nicht, er sei nicht intellektuell redlich, sondern diese tiefe unbeirrbare Überzeugung ist das, was mich immer beeindruckt hat. Für ihn ist alles, was katholische Lehre ist, schlicht und ergreifend w-a-h-r. Ich wünschte für mich wäre das immer so einfach.

Jetzt ist er über 80 Jahre alt. Und tritt ab. Verdient hat er es allemal. Möge sein Dienst für die Kirche beim Herrn Geltung finden, möge Er es ihm vergelten! Möge ihm der Herr noch viele Jahre schenken, damit er wieder mehr Zeit hat für seine Familie, die Neffen und Nichten. Und möge ihm der Herr einen Tagesablauf ohne Terminkalender schenken!

(Vergelten, dieses alte Wort, das man eigentlich nur noch im Süden der Republik und bei Kirchens findet …)





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