Nein, es geht jetzt nicht um irgendeine Entscheidung, um irgendein Kontroversthema.
Überhaupt nicht.
Einfach nur so: es gibt jemanden, der Grenzen ziehen kann, der sagt bis hierhin und nicht weiter. Es ist gut, daß wir ihn haben, ein wirkliches Gottesgeschenk (auch wenn manche Geschenke schon einmal weh tun).
Es sei nicht der wahre Islam, sagt die überwiegende Mehrheit der sunnitischen Muslime zu dem, was der IS so treibt (auch wenn er sich einfach nur die ersten “rechtgeleiteten” Khalifen zum Vorbild nimmt, egal) . Aber es gibt keinen Klerus im sunnitischen Islam, keine Instanz, die qua göttlich eingesetzter Autorität sagen könnte, was Islam sei und was nicht. Also ist es natürlich auch Islam, was der IS so macht, genauso wie das, was die Sufis für richtig halten, oder der “normale” Muslim, oder ein Salafist oder ein säkular geprägter Muslim. Es ist niemand da, der autoritativ Grenzen ziehen kann.
Es sei nicht der wahre Hinduismus, wenn - wie 2008 passiert - von einem entsprechenden Mob zahlreiche Kirchen und Moscheen im indischen Bundestaat Orissa (heißt seit 2011 Odisha) niedergrbannt wurden und Christen und Muslime getötet, vetrieben und misshandelt wurden. Doch auch im Hinduismus gibt es niemanden, der - theologisch gesprochen - dem Einhalt gebieten könnte, es gibt keine letzte Autorität für die Orientierung für innen und von außen.
Es sei nicht der wahre Buddhismus, wenn in Burma/Myanmar Menschen von buddhistischen Mönchen(!) zu Gewalttaten gegen die musl. Minderheit aufgestachelt werden. Doch außer im tibet. Buddhismus mit den verschiedenen Lamas und dem Dalai Lama als höchstem Würdenträger gibt es auch diesmal niemanden, der autoritär eingreifen kann.
Es sei nicht das wahre Judentum, wenn jüdische Jugendliche Einrichtungen aller Religionsgemeinschaften angriffen (wie bspw. das Kloster Tabgha) und Geistliche bespucken. Doch wer kann schon autoritativ sagen, was Konsens im Judentum ist?
Und ja, katholische Bischöfe haben eingegriffen, wenn Gläubige im Zusammenhang mit der Religion Gewalt rechtfertigt hatten. Das war vor Jahrhunderten und noch Jahrzehnten nicht immer so, und besonders bitter ist es, wenn selbst das katholische Oberhaupt zu Rechtfertigung von Gewalt im Namen der Religion greift (was leider auch passiert ist).
Doch schon seit langem gilt eines: reib Dich an ihm, ärgere Dich vielleicht auch über manche Entscheidung - aber sei froh, daß es ihn gibt, diesen Amtsträger mit dem Namen Papst. Es ist gut so. Gut für uns - und gut für die, die mit uns leben. Sie wissen, woran sie sind.
Ich hätte diese Gewissheit auch immer gerne…
Arminius meint:
21. September 2014Die Webseite von Arminius
Es ist natürlich politisch klug, zu sagen, daß der Islam der IS sei nicht der wahre Islam ist. Aber wenn man ehrlich ist, sieht man in ihm erstaunliche Parallelen zu dem Islam, wie ihn dieser Mohammed aus Mekka gemeint und vorgelebt hat.
Thomas meint:
21. September 2014Die Webseite von Thomas
Ein guter Beitrag in beiden Teilen. Schon der erste Satz hätte auch ein Beitrag für sich alleine sein können, ohne den Zusammenhang im restlichen Beitrag.
Vielleicht macht die Unterschied zwischen (nur) Gelehrte und Auotritäten wirklich den entscheidenden Unterschied, warum sich das Christentum heute nach einer viel zu langen und zu gewaltätigen Phase wieder zum friedlichen Kern besonnen hat. Wobei man aber auch leider feststellen muss, dass es auch im Christentum noch Ausnahmen von der Regel gibt.