Historische Perspektive

Ich wundere mich. Ich wundere mich, wie schwer es vielen “guten Katholiken” fällt, diesem Papst zu folgen bzw. - da es ja Christus ist, dem wir folgen sollen - wie schwierig es für manche zu sein scheint, diesen Papst als Führung auf diesem Weg der Nachfolge zu akzeptieren.

Gerade “gute Katholiken” kennen sich öfters mal ein wenig mit Kirchengeschichte aus. Und genau diese Kirchengeschichte, konkret die Geschichte der Konzile der Kirche, hat doch mindestens diese eine Essenz gelehrt: die Disziplin kann sich ändern, die Lehre oder Doktrin ändert sich nicht (sie entwickelt sich, aber das wäre wieder ein anderes Thema).

Der disziplinarische Umgang, d.h. die konkrete Anwendung von Überzeugungen der christlichen Wahrheit und der katholischen Lehre, hat sich immer geändert. Wer so tut, als sei das auch schon eine Änderung der Lehre, hat u.a. seine Bibel nicht gelesen.

Im durchaus christlich geprägten Osteuropa, und nicht nur dort, ist Blutwurst beliebt. Sie enthält wirklich Blut. Und sie wird hochoffiziell gegessen, obwohl die Apostel - also hey, die Apostel selbst, die die mit Jesus mitliefen - den Verzehr von Blut untersagt haben. Jaja, man kann diese Aussage interpretieren, aber das ist Weichspülerei. Blut war ein NoGo!

Die Kirche hat das geändert. Mit welchem Recht? Mit dem, daß sie die eine Kirche Jesu ist, die das darf. So einfach ist das. Deswegen durfte sie auch den Sonntag als christlichen Festtag einführen, findet sich in der Bibel auch nirgendwo. Einfach den Sabbat “christlich” verlegen - unverschämt. Doch sie darf das (u.a. deswegen verstehe ich sola scriptura nicht und warum es dann nicht nur Siebtagsadventisten gibt, die sind zumindest konsequent).

Die Kirche darf auch - um mal ein neueres Beispiel zu bringen - die Fastenregelen ändern, u.a. erklären, daß die Adventszeit keine Fastenzeit mehr ist. Scheint niemanden geschockt zu haben, war aber die allermeisten Jahrhunderte nach Christi Geburt anders und wird auch in den Kirchen des Ostens überall(!) so gesehen. Kirchendisziplin ist keine Glaubensfrage, es gibt Katholiken (eben Nichtlateiner), die fasten in der Adventszeit, Lateiner müssen das nicht.

Schmälert das das Empfinden der Fastenzeit? Schmälert überhaupt die Lockerung zahlreicher Vorschriften - Fasten ist nur die eine körperlich am ehesten spürbare - denn das Wissen um den Sinn von kirchlichen Jahreszeiten, Anliegen und Gründen, kann es den Glauben und das Verständnis schmälern?

Ja, definitiv, davon bin ich überzeugt - und deswegen auch nicht von jeder neuen Laxheit begeistert (man vergleiche nur die Fastenvorschrift Pauls VI. - PAENITEMINI - mit der der Dt. Bischofskonferenz, und das ganze auch noch mit der einer beliebigen katholischen Ostkirche).

Doch genauso definitiv darf die Kirche all das tun. Wer es schlimm findet, daß andere(!) jetzt vielleicht mehr “dürfen” als vorher - der kann ja ab dem ersten Advent erst einmal fleißig fasten. Besser noch, weil traditioneller, ab dem 11.11.. Genau deswegen wurde da ja gefeiert, weil danach Fasten angesagt war.





2 Kommentare zu “ Historische Perspektive”

  1. Arminius meint:


    Die Webseite von Arminius

    Ich denke da gerade an die “guten Christen” in Ägypten und in Syrien, die es zu ihrer Zeit versäumt haben, sich gegen die mohammedanischen Invasoren zu Wehr zu setzen.

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Ein wenig Zusammenhang mit meinem Beitrag wäre nett.


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