Archiv für September, 2017



Sprachfähigkeit

Veröffentlicht am Thursday, 28. September 2017, 09:47

Es wird ja viel diskutiert und nachgedacht, wie Christen in der Öffentlichkeit - seien sie kirchlich unterstützt oder nicht - die Schönheit ihres Glaubens besser deutlich machen können.

Dabei fiel mir neulich auf, daß schon der gewählte Ansatz oftmals komplett falsch ist - und daß auch ich lange diesem Trugschluß unterlag und mittlerweile deswegen die relevante Diskursfähigkeit des Christentums nicht mehr so hoch einschätze.

Es ist Allgemeingut, daß das Entscheidende für das Christsein ist, eine Beziehung zu Jesus Christus zu haben, eine Beziehung zu einer realen lebenden Person. Alle Bekehrungserfahrungen, die oftmals die Grundlage eines engagierten Christentums sind, sind Beziehungserfahrungen. Und viele berichten von Bekehrungserlebnissen. Und was machen sie dann, was habe ich lange gemacht? Es wird rational argumentiert, warum diese oder jene Aussage des Glaubens, besonders moralischer Art, wichtig sei!! Das ist doch voll daneben!

Diese höchst persönlichen Bekehrungserlebnisse gehören nur dem, der sie gemacht hat, darum geht es nicht. Es geht nicht darum, damit hausieren zu gehen.

Aber anstelle der Kirche oder dem Christentum argumentativ unter die Arme zu greifen - sollte es nicht die Aufgabe sein, Räume zu schaffen, damit die Menschen Jesus wieder (oder erstmals!) erleben können? ich kenne einen Priester in Spanien, der mal berichtete, erst nach seiner Weihe dieses Erlebnis gehabt zu haben! So etwas ändert alles!

Hat die Kirche diese Räume der Beziehungserfahrung? Hat sie die Räume, damit jeder und jede einzelne auf ganz persönliche Art und Weise Christus erfahren kann? Und wenn nein - wie könnten diese aussehen und was hält uns davon ab? Dreidimensionale Räume müssen es nicht sein …


Vorbild

Veröffentlicht am Wednesday, 06. September 2017, 19:10

Vielleicht haben es nicht alle mitbekommen: im Februar dieses Jahres haben die höchsten Vertreter des Judentums außerhalb Israels (konkret: Amerika und Europa) einen Meilenstein veröffentlicht, eine bedeutende Erklärung zu den jüdisch-christlichen Beziehungen.

Das ganze Dokument lohnt die Lektüre. Was mir besonders gefällt - das wird Kenner nicht überraschen - ist der Umstand, daß viele Male auf die fundamentalen theologischen Unterschiede hingewiesen wird, die unüberbrückbar sind, wenn jeder in seinem Glauben verbleibt.

Genauso ist es. Es wird nichts zugedeckt, keine Harmonisesuppe ausgeschüttet.

Und dennoch, oder im besten Fall genau deswegen, ist ein gemeinsames Einstehen für gemeinsame Werte und das Bemühen um das gegenseitige Verständnis wichtig. Für mich der Kernabsatz, weil er alles hervorragend zusammenfaßt:

Jedoch stehen die Lehrunterschiede und unsere Unfähigkeit, den Sinn und die Geheimnisse des jeweils anderen Glaubens wirklich zu verstehen, unserer friedlichen Zusammenarbeit für die Verbesserung unserer gemeinsamen Welt und das Leben der Kinder Noachs nicht im Wege. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es entscheidend, dass unsere Glaubensgemeinschaften weiterhin einander begegnen und sich einander vertraut machen sowie sich das Vertrauen des je anderen verdienen.

So wünsche ich mir das und dafür bete ich. Egal, ob es Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten oder Atheisten/Agnostiker sind. Ein Traum!