Gegen Selbstgeißelung

Gestern hatte ich ein langes Telefonat mit einem guten Freund. Arzt wie ich, im Studium im Ausland kennengelernt, noch recht frisch verheiratet (kirchlich!) mit seiner zweiten Frau, einer als Erwachsene zum katholischen Glauben Gekommene aus Weißrußland, er selbst Protestant (mit sehr großer Sympathie für die Kirche und zunehmend katholisiert …).

Und er hat zunehmend den Kaffee auf. Aber nicht so, wie man es sich vielleicht denken könnte, weil die Mißbräuche ans Licht kamen.

Nein, ganz im Gegenteil (und ich teile diese Meinung zu 100%!).

Er hat die Schnauze voll davon, daß jetzt die Kirche hierzulande alles dafür tut, sich selbst schlecht zu reden, ihre Traditionen, ihre Lehren. Nicht nur den Mißbrauch, dafür hätte sie allen Grund, nein, alles, was das Katholische ausmachte, was der Stachel im Fleisch einer sich zunehmend hedonistisch gebenden Gesellschaft war, die eigene feste Überzeugung, die man annahm oder es eben ließ, was eine andere Lebensform zur Folge hatte (Dogmatik sieht man den Menschen nicht an, Treue zum Lebenspartner kann man dagegen erleben) - all das wird plötzlich nur noch optional!

Denn dafür hat seine Frau nicht den manchmal steinigen Weg auf sich genommen, zuerst im orthodoxen Umfeld und später (für einige Jahre) in einem buddh. Umfeld (Singapur) ihren neu gefundenen katholischen Glauben zu leben.

Damit lockt man keinen hinterm Ofen hervor!

Er hat ebenso die Schnauze voll, daß es immer weniger schöne und prachtvoll gefeierte Liturgien gibt, daß Weihrauch zum häufigen Fremdwort wird - daß ganz einfach die gefeierte Schönheit aus der Kirche verbannt wird. Alles wird zunehmend funktional und in seinen Augen manche Hl. Messe eher hingerotzt als als Begegnung mit dem auferstanden Herrn vollzogen.

Und ich konnte nur zustimmen. Natürlich wird die Demontage weitergehen, erst mehr durch außen, jetzt genauso durch innen. Dabei werden wieder die altbekannten kirchenpolitischen Agenden aufgetischt, also ob deswegen auch nur ein Mensch mehr an Jesus glauben würde. Aber um Ihn geht’s bei diesen Fragen ja auch gar nicht.

Doch gerade deswegen halte ich an dem fest, was die Kirche ca. 2000 Jahre für richtig hielt. Ich verurteile natürlich keinen, der das anders sieht. Wer sich an etwas festhält, um nicht mit der Strömung mitgerissen zu werden, kann das aber dauerhaft nicht mit nur einem Arm. Gleichzeitig überzeugt katholisch bleiben und sich “weltkonform” machen geht nicht. Und das, woran wir uns festhalten können, ist Christus und sind die zahlreichen Heiligen als Helden des gelebten Christseins.

An anderen nicht. Quod erat demonstrandum.





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