Alle paar Monate, bevorzugt vor Wahlen und sozial aufgeladenen Festen wie Weihnachten (wobei das Soziale ja eine Folge des Eigentlichen ist, aber darüber wird weniger gesprochen) wird über die zunehmend(?) ungleiche Verteilung von Vermögen in unserem Land gesprochen. Soweit so richtig.
Das Problem sind die verschiedenen vorgeschlagenen Therapien dieser Diagnose. Es gibt nach Jahrzehnten des Sozialstaates mit immer größeren Ausgaben (der Anteil am Gesamthaushalt des Bundes wächst auch jedes Jahr) nicht den geringsten Beleg, daß diese Transferleistungen was am Grunddilemma ändern.
Können sie auch nicht - und eigentlich müßte das aus Erfahrung klar sein.
Wie gelang vielen ab den 70ern der soziale Aufstieg? Durch Bildung, nicht durch Transferleistungen (die haben die Bildung evtl. ermöglicht, das schon, aber sie waren zweckgebunden). Das sage ich als promoviertes Kind von Nichtakademikern. Dieser Transfers waren und sind wichtig, weil sie in das Hirn der Menschen investieren.
Nur seltsamerweise macht man das beim Thema Armut nicht so.
Denn was die Vielhabenden von den Wenighabenden fundamental unterscheidet ist genau das: Wissen.
Damit meine ich nicht Spezialwissen für irgendein Fachgebiet, sondern vor allem und zuallererst das Wissen über Geld. Wie entsteht es, wer macht es, wo kommt es her, wo geht es hin, was sind gute und schlechte Schulden, was unterscheidet Investment von Konsum, wie unterstützt der Staat das eine und bestraft das andere steuerlich, wie denken und operieren Banken etc.
Alles das ist absolutes Basiswissen für Unternehmer, egal auf welchem Feld, und für Investoren.
Es gibt eine (leider!!) relativ unbekannte Richtung der Katholischen Soziallehre, die eben zwischen dem klassischen Kapitalismus als Macht der Wenigen und dem Sozialismus als Elend für alle steht: der Distributismus.
Distribuiert, also verteilt werden, soll dabei nicht das Geld anderer in meine Tasche, sondern Wissen - und Teilhabe. Teilhabe an Unternehmen, wie bspw. bei der klassischen Genossenschaft. Die ersten Distributoren betonten die Teilhabe an den Investitionsgütern, also daß es faktisch mehr Kapitalisten geben soll als zu wenige, damit möglichst alle mehr vom System profitieren - in meinen Augen sollte es allerdings primär um Wissen gehen. Es geht um die Investition ins Hirn. Es geht um Verstehen, wie das wichtige Tauschmittel Geld tickt. Wer es nicht kennt, dem zerrinnt es sicher in den Fingern oder verstaubt auf Konten.
DAS sollten sich sozial Bewegte auf die Agenda schreiben. Nicht Fische verteilen, sondern Angeln beibringen.
Nur höre ich davon leider nichts, weder von rechts noch links. Ich frage mich warum.