Wenn man sich mal die Szene der Taufe Jesu durch Johannes vergegenwärtigt (oder eine verstaubte Bibel aus dem Regal holt und sie bspw. bei Matthäus nachliest), so findet ja, kurz zusammengefasst, folgendes statt: Jesus wird getauft, eine Taube kommt herab und eine Stimme erschallt, die sagt, dass Jesus Sein Sohn sei und Er an ihm Gefallen gefunden habe.
So, ich bleibe mal bei der letzten Satzhälfte. Jesus hat bei Ihm, dem Vater, also Gefallen gefunden. Allein diese Sohn-Geschichte ist ja schon krass genug, dazu auch noch Gefallen. Doch was hat Jesus getan, um dieses Gefallen zu bekommen? Was berichten die Evangelien über die ersten 30 Jahre? Bis auf die kurze Story bei Lukas (mit 12 J. im Tempel) offensichtlich nichts. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Jesus ganz normal und unscheinbar in Nazareth, am Sabbat in der Synagoge natürlich, seinen Lebensalltag bestritten hat, wohl auch wie Josef als Zimmermann.
Hmmm. Er hat gefallen Gefunden durch Alltag, schnöden Alltag. Keine große Leistung. Keine Wunder, große Heilungen, Sündenvergebung etc., das kam erst danach, nach der Taufe.
Kann das nicht ein Trost für uns sein, auch für die, die meinen, immer gleich groß das Wort des Evangeliums auf eine (nicht immer angemessene) Art posaunen zu müssen? Alltag reicht, um Gefallen zu finden bei Gott. Was will man mehr.
Natürlich ist Evangelisation immer notwendig und richtig, ohne das Wort geht das
auch nicht. Aber es geht eben auch durch normalen Alltag. Und für manche ist genau dies die Bestimmung.
Wie es z.B. für diesen Mann war, für Charles de Foucauld:
Er, der durch gelebtes Moslemsein der Bewohner in Algerien zum Christen wurde (besonders ihr Gebet hatte ihn beeindruckt - eine Parallele zu Franziskus), zog sich nach Eintritt bei Trappisten und Jahre später Austritt nach Nazareth zurück, als Einsiedler, schließlich in die algerische Wüste. Dort lebte er unter den Nomaden, ganz einfach und ohne großes Aufheben (und schrieb das bis heute beste Wörterbuch Französisch-Tuareg und umgekehrt). Er wollte einen Orden gründen, doch niemand schloss sich ihm zeitlebens an (da hatte Franziskus mehr Glück). Er lebte für viele Jahre dort, keiner wurde Christ. Also erfolglos geblieben?
Durch diese Lebensart beeindruckt gründete die erst 1989 im Alter von 91 Jahren gestorbene Magdeleine Hutin die Gemeinschaft der “Kleinen Schwestern Jesu”, es gab seit 1933 auch, 17 Jahre nach Charles’ Tod, auch schon nach dessen Regel eine Gemeinschaft der “Kleinen Brüder Jesu”.
Schwestern wie Brüder leben heutzutage zumeist in kleinen Gemeinschaften in Städten, und, was sie sehr von anderen Orden und Kongregationen unterscheidet, arbeiten außerhalb von Kirche in den unteren Berufen, die die Gesellschaft so anbietet: Putzfrau, Müllabfuhr, Großbäckerei, irgendwo am Fließband…
Eben unscheinbar. Nazareth. Und, vielleicht, findet Er ja Gefallen an ihnen. Ohne große Worte und Taten.
Was wohl Sr. Magdeleine dazu sagen würde?