Ich weiß ja nicht, wer von den Lesern schon einmal Erfahrung mit dem Umfeld von Drogenabhängigkeit gemacht hat - hoffentlich nicht aktiv.
Werden Betroffene in einen Entzug geschickt, so bleiben sie zumeist stationär in einem fremden Umfeld für mehrere Wochen, bis sich zu dem körperlichen Entzug auch hoffentlich ein, ich nenne ihn mal so, seelischer dazugesellt. Denn nur ein körperlicher bringt oft wenig.
Doch was dann? Die nun Ehemaligen werden entlassen, und kehren häufig in ihr altes Umfeld zurück - der Rest ist vorprogrammiert.
In Brasilien sind als Alternative zu diesem Ansatz, nämlich unter Einschluss von Gemeinschaft in Arbeit und Leben, Hilfe untereinander, Ehemalige helfen Erkrankten etc. die Fazendas entstanden, die Fazendas der Hoffnung (Fazenda da Esperança). Auch in Deutschland gibt es sie: eine für Männer, eine für Frauen.
Mindestens ein Jahr lang wird dort zusammengelebt und gearbeitet (beides, besonders das “zusammen”, ist für viele mit jahrelanger Straßenerfahrung hart zu Beginn), man erwirtschaftet den eigenen Unterhalt, und vor allem, man baut Gemeinschaft auf, auch über den Aufenthalt vor Ort hinaus. Es gibt regelmäßige Treffen von Ehemaligen, die Idee wird sogar in andere Länder und Kontinente exportiert (z.Zt. wohl die Philippinen).
Eines der Säulen schlechthin dort ist der christliche Glaube, in franziskanischer Spiritualität, im Geist der Basisgemeinden Lateinamerikas (die erste Fazenda wurde von einem Franziskaner gegründet).
Nun gut, die Erfolgsquote kenne ich nicht, ich kann auch nicht mit normalen Einrichtungen vergleichen (in diesem Bereich schaut man immer, wieviel Prozent rückfällig geworden sind). Aber dass es Erfolge gibt, rechtfertigt schon die ganze Mühe.