Dies domini.
Die “Franziskaner der Erneuerung“, ein junger Reformorden der kapuzinischen Tradition, sind ja schon seit längerem von der linkliste aus erreichbar. Was an diesem Orden beispielhaft ist, zeigt sich meines Erachtens in vielen Bereichen der Kirche: der Wunsch besonders der Jugend nach mehr Radikalität.
Dieser Orden entstand Ende der 80er, weil sich die Kapuzineroberen von Nordamerika weigerten, einer New Yorker Gemeinschaft, die die Regel des Franziskanerordens im Sinne der kapuzinischen Reform strenger auslegen wollten, dafür Freiraum in der Praxis zu geben.
Und innerhalb von nur 15 Jahren sind aus den sieben Kapuzinern, die daraufhin die neue Gemeinschaft gründeten, nahezu 100 geworden, dazu noch viele Interessenten und angehende Ordensleute.
Sie sehen teilweise skurril aus, mit ihren langen Bärten und den geflickten Kutten, aber warum auch nicht? Was mag wohl den Erfolg dieser Gemeinschaft ausmachen? Mit Sicherheit liegt es auch an den charismatischen Gründungsmitgliedern wie Fr. Benedikt Groeschel, der zur Zeit nach einem schweren Verkehrsunfall im Krankenhaus liegt (ein tolles Video!) oder Fr. Stan Fortuna, der als Jazzmusiker mit seiner Musik (Jazz, HipHop, Rap, Pop) die Generation der unter 35jährigen sicher eher erreicht als die Matthäuspassion von Bach (jaja, kein Aufschrei bitte, ich bin eben kein Bach-Fan).
Doch das allein wird es wohl nicht sein. Das alltägliche Leben zählt. Warum soll man denn ein religiöses Leben in einer Gemeinschaft anstreben, wenn diese genauso bürgerlich-zufrieden lebt wie das Umfeld? Warum soll man in eine Gemeinschaft, wenn alle neuen Versuche mit “das
hatten wir vor 10 Jahren schon einmal” plattgebügelt werden, obwohl doch die Leute ganz andere sind?
Die Radikalität, wörtlich eben das zur-Wurzel-gehen, kann meines Erachtens mit meiner Vergangenheit als praktischer Agnostiker die einzige Anwort geben auf eine Erneuerung des christlichen (nicht nur kirchlichen) Lebens. Wer sich davor verschließt (aus Angst, Sattheit, pastoraler Besitzstandswahrung etc.) wird keine Zukunft mehr haben.