Wohl über kaum einen Mann der Kirche wird hierzulande so hergezogen wie über Joseph Cardinal Ratzinger, den Präfekten, also so was wie ein Vorsteher, der Kongregation für die Glaubenslehre, dem ehemaligen Sacrum Officium, von dem einst die Inquisition (wörtlich ja: Befragung) ausging. Die Aufgabe dieser vatikanischen Behörde ist es bekanntlich darüber zu entscheiden, was noch den Rahmen der katholischen Glaubenslehre umfasst und was diesen verlässt. Kein leichter Job, ich möchte ihn nicht haben.
Nun, dieser Mann tut sich ja des öfteren auch als Autor hervor. Er war als junger Theologe beim Zweiten Vatikanischen Konzil dabei und war mit unter 40 schon Professor für Dogmatik. Promoviert (oder habilitiert) wurde er übrigens einst über den Hl. Bonaventura, der Mann kennt sich also mit alter franziskanischer Theologie aus.
Wie dem auch sei: die Bücher, die er heutzutage verfasst, sind glücklicherweise nicht nur keine fachtheologischen (und damit oft schwer verständlichen) Wälzer, sondern gut dargestellte Überlegungen zu kirchlichen und anderen Themen dieser Welt.
Man muss nicht immer seiner Meinung sein, aber bei der ganzen Kritik, die ihm so widerfährt, wäre es ehrlich und anständig, wenn man ihn nicht nur in seiner Position als Präfekt in schultheologischen Ausführungen, sondern als Priester und Theologe zu Wort kommen lässt.
Empfehlen kann ich dazu die ersten zwei Bücher, in Interviewform geschrieben. Ich hatte zuerst das chronologisch letztere gelesen (das zweite), es war meine erste “Begegnung” mit ihm, ich war positiv überrascht.
Sehr gut gefallen, besonders die erste theoretische Hälfte (bei der praktischen Kritik sehe ich einiges anders) hat mir auch sein Buch über die Liturgie. Wer sich mal wirklich ernsthaft und ohne Vorbehalt dafür interessiert, warum es der apostolischen Kirche mit 2000 Jahren Geschichte eben so wichtig ist, den Gottesdienst auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu feiern und warum das eben nicht jeder Gemeinde, Gruppe etc. anheimgestellt ist, der lese dieses Buch.