Dass die Gesundheitsreligion gar nicht so ohne Nebenwirkung ist, habe ich selbst im Laufe des Studiums schon mehrfach erfahren müssen. So ist es mir mehrfach passiert, dass mir Leute, die ich kaum kenne und denen ich nur kurz erzählte, was ich studiere, die “interessantesten” Heilmethoden überhaupt präsentierten, ich müsse die unbedingt kennenlernen und es sei sowieso eine Schande, dass die Studenten so etwas nicht lernten etc.
Einmal bekam ich sogar seitenweise Post und Audio-Kassetten von einer Frau, mit der ich nur einmal - über etwas völlig anderes - telefoniert hatte.
Diese Religion hat wahrscheinlich mehr Missionare in ihren diversen Glaubensgruppierungen als alle anderen Religionen zusammen, gesellschaftlich völlig legitimiert.
Da gibt es dann auch natürlich Puristen (bei einem habe ich mein Akupunktur-Diplom erworben), die sich nicht selten in ihren verschiedenen “theologischen” Schulen aufs härteste bekämpfen, es gibt leider jede Menge Päpste, in rein körperlich medizinischen wie psychischen Schulen und natürlich auch bei den “Ganzheitlichen”. Andere wiederum sind sich für persönliche Kämpfe zu schade und greifen daher “die Industrie” als das Satansäquivalent schlechthin an. Oder auch “die Ärzte” oder “die Politik”, das ist recht austauschbar.
Kein Arzt, ein junger ebensowenig wie ein alterfahrener und auch keine Koryphäe, kann “das Heil” einem Patienten bringen. Er kann, das ist die Aufgabe und bei günstigen Umständen gelingt das, das Leiden lindern und/oder von einer Krankheit befreien helfen. Mehr nicht. Weniger auch nicht.
Das Heil findet man nicht im Krankenhaus, nicht in der Praxis, nicht auf der Couch/dem Sessel des Therapeuten.