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Der wunde Punkt

Dies Domini. Pfingsten.

Nach protestantischem Kirchenverständnis ist Kirche da, wo die Gemeinschaft der Gläubigen ist und vor allem auch da, wo das Evangelium recht verkündet wird.
Doch was ist “recht”, was ist richtig? Wer entscheidet das? Die Frage nach der Vielfalt innerhalb der Wahrheit (denn die Schrift allein ermöglicht je nach Zugang zu ihr viele Antwortmöglichkeiten auf eine bestimmte Frage) berührt den Kern des protestantischen Kirchenverständnisses, auch des prot. Begriffes der “Freiheit des Christenmenschen”.
Besonders klar wird dieses Problem in einer kirchlichen Gemeinschaft, die einerseits behauptet, eine weltweite zu sein, andererseits über keine bindende Autorität verfügt - bspw. die Kirche von England, die Anglikanische Kirche.
Ich hatte bereits mehrfach davon geschrieben, dass ein Zerreißen droht.

Der Verfasser eines (recht liberalen) anglikanischen Katechismus, Edward Norman, war sich dieser Problematik schon seit längerem bewusst. Man kann natürlich sagen “so what?”, aber dann interessiert man sich auch nicht wirklich für Kirche. Schon vor Jahren hielt er einen langen Vortrag über die Frage nach dem universalen Lehramt in seiner Kirche (Auszüge hier oder vollständig hier).

Warum ich das für wichtig erachte? Es berührt auch unser Kirchenverständnis, zumal das Wissen um die Bedeutung des universalen Lehramtes unter Katholiken, ich kann nur für hierzulande sprechen, in der Masse fast vollkommen abhanden gekommen ist, auch unter engagierten Kirchenleuten.

Ein Zitat aus dem Vortrag:

Anglicans have a real issue to address. The basic division remains: do Christians have access to an infallible teaching office, as the historic Churches have always claimed, or are the Protestants right in supposing that only Scripture is indefectible? There is no Via Media here - Anglicans in this bleak assessment are thoroughly Protestant.

Es dürfte klar geworden sein, dass dies auch uns angeht. Man setze bloß für “Anglican” “Western Christian” ein. Übrigens zog Edward Norman nach langem Ringen die Konsequenz - er verließ seine Kirche und wurde katholisch.





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