Meine neuer Wohnort Remagen ist den meisten, wenn überhaupt, durch die während des 2. Weltkrieges wichtig gewordene Brücke ein Begriff, deren Überreste heute ein Friedensmuseum beherbergen. Die Schlacht um die Brücke lieferte ja auch Stoff für einen Film.
Weniger bekannt dürfte sein, dass sich an gleicher Stelle nach dem Krieg ein riesiges Gefangenenlager mit insgesamt etwa 270.000 dt. Kriegsgefangenen unter amerik. Aufsicht befand. Die Lebensbedingungen waren katastrophal. Über 1200 Soldaten starben an Anstrengung, Unterernährung und Infektionen wie der grassierenden Ruhr.
Einer der Lagerinsassen, der spätere Prof. Adolf Wamper, schuf aus der Erde des Lagers während der Inhaftierung eine Marienfigur. Er tränkte sie zum Formerhalt mehrfach in Leinenöl und schenkte sie dem damaligen Pfarrer von Remagen-Kripp, der sich sehr um Verbesserung der Lebenbedingungen der Inhaftierten bemühte und ihnen beistand.
Jahrelang führte diese Figur im Pfarrhaus von Kripp ein Schattendasein. Als aber in den 80ern das Friedensmuseum eröffnet wurde, wurde sie wiederentdeckt, und nun steht sie da, wo sie hingehört - an dem Platz, aus dessen Erde sie geformt wurde, unter einer modernen offenen
Kapelle, die den Blick auf das riesige Gelände offen und daran erinnern lässt, dass man auch im Lager Wind und Regen ausgeliefert war. Die Schwarze Madonna von Remagen.
Eingeweiht wurde die Kapelle unter Anwesenheit von Hunderten Überlebenden des Lagers. Auch später noch ereilte sie ein grausames Schicksal, wie ich heute dort las: 1992 fuhr ein Autofahrer in eine Gruppe Betender unter der Kuppel der Kapelle und tötete vier Personen…
“…jetzt und in der Stunde unseres Todes.”