Stimmungslage

Ich schreibe hier ja relativ selten etwas über die Medizin und den ärztlichen Beruf, obwohl das mein täglich Brot ist. Nun, es nähert sich der 01.01.06, und ab diesem Tag müssen - falls man dem Gesetz gehorchen will - alle Krankenhäuser in Detschland die Richtlinie umgesetzt haben, nach der die max. Arbeitszeit von Ärzten pro Woche bei 48h liegen darf und Bereitschatftsdienst im Haus (also Anwesenheit) Arbeitszeit ist.

Ich kenne bisher kein Krankenhaus bundesweit, welches dies jetzt schon umgesetzt hätte, schätze deren Zahl aber unter 10%.
Es fehlen nach verschiedenen Schätzungen 15.000 bis 27.000 Ärzten, da eine Reduktion der Wochenarbeitszeit von rund 70 auf 48 natürlich nicht personalneutral zu haben ist, das ist keine höhere Mathematik. Gleichzeitig wird von der rot-grünen Regierung gesetzlich verboten, daß Krankenhäuser neue Finanzmittel erhalten, die sie für Personal einsetzen könnten (ich glaube aber mich zu erinnern, daß schwarz-gelb genauso war). Man könnte das ja zweckgebunden machen. Gleichzeitig beklagt sich Frau Schmidt über die Unwilligkeit der Ärzte, die unterversorgten Gebiete Ostdeutschlands hausärztlich abzudecken. Angesichts einer Pauschale für einen Hausbesuch von max. 30 Euro brutto, egal wohin, wie lange und warum (natürlich inklusive aller anfallenden Kosten), sollte das nicht wundern.

Tjaja, die Ärzte: keiner mag sie, aber jeder will welche in der Familie haben.

Ich habe keine Ahnung, wie das langfristig weitergehen wird, vermute aber, daß der Ärztemangel, derssen Damoklesschwert sich jetzt erst abzeichnet, bald absolut virulent wird. Schließlich gehören durch Studium und Ausbldung immer noch ca. 10 jahre Latenzzeit bis zum fertigen Hausarzt bspw. dazu.

Ohne mehr Geld für Ärzte wird es nicht gehen. Es wird schon massiv in osteuropäischen Ärztezeitungen Werbung für Stellen in Deutschland gemacht, aber das deckt auch angesichts der Sprachbarriere nur einen Bruchteil ab.
Der Ärztemangel wird recht lautlos vor sich gehen, da die Alten, die sie am meisten benötigen, keine Stimme haben. Und die großen Unikliniken, wo auch medienwirksam Aktionen durchgeführt werden können wie vereinzelte Streiks, werden ja sicher bleiben, ganz anders als die Masse der Häuser, die kleinen, die das Gros der Arbeit leisten.

Mal abwarten (und weiter arbeiten) wie es weiter laufen wird…

Ach ja, daß am 01.01.06 alle Häuser das Gesetz befolgen werden, da bin ich mir sicher, ist eine Illusion.





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