Wir brauchen Lehrer!

Ich habe sicherlich kein Rezept für eine Wiederbelebung des christlichen Glaubens im säkularisierten Westen. Im Gegensatz zu anderen, die auf den Individualismus und Hedonismus verweisen, glaube ich nicht, daß es an der Botschaft an sich liegt. Reibung erzeugt Wärme. Natürlich ist vieles der Botschaft Jesu mit der modernen Welt nicht kompatibel. Aber “die Welt” war schon seit jeher ein gewisser Gegenspieler, ist dies auch in anderen religiösen Glaubensrichtungen.

Es ist im Westen, viel mehr als in christlichen Osten, ein Element verloren gegangen, das sich hierzulande jetzt höchstens noch in buddhistischen Formen findet: das Lehrer-Schüler-Prinzip. Die Wüstenväter zeugten noch von einer anderen Epoche, ebenso aktuell das Prinzip des Novizenmeisters(!) in Ordensgemeinschaften (sofern das nicht pädagogisch verniedlicht wird). Ein Mensch sucht sich einen glaubwürdigen und erfahrenen geistlichen Menschen als Lehrer und unterwirft sich bis zu einem gewissen Grad dessen Urteil. Eine riesen Verantwortung für beide Seiten, aber nur (noch) dem glaubwürdigen Vorbild wird zugehört.

Doch wo sind diese Menschen? Die wenigen, die es gibt, werden belagert und fast ausgesaugt, und meistens machen sie durch Buchpublikationen ihre “Lehre” kund (bspw. P. Anselm Grün OSB). Persönlich dagegen, als persönlicher Lehrer, findet man noch weniger Geistliche - die keinesfalls zwingend Ordensmenschen oder Priester sein müssen.
Vielleicht liegt es daran, daß die Gnade als unverdientes Geschenk Gottes so sehr betont und mißverstanden wird (nämlich als Geschenk für jeden), daß eine Gnade des Lehrens gar nicht mehr wahrgenommen wird. Zu sagen, daß ein Mensch durch Erfahrung im Glauben weiser ist als jemand anders, gilt als unschicklich.

Doch die Menschen suchen nach Lehrern, sie trinken nur Milch und wollen mal ein wenig feste Speise kosten, um es mit dem ollen Paule zu sagen.

Wir brauchen Lehrer.

Ach ja, nicht daß jemand mißversteht: ich meine nicht intellektuelles Lehren, sondern Lehrer des Glaubens in Übereinstimmung mit dem eigenen Leben.





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