Natürliche Folge

Es ist keine Folge des Zweiten Vaticanums, sondern eine der Säkularisierung, die bis in die feinsten Poren dringt. Es ist auch Folge des “Zustandes Volkskirche”. Und hierzulande auch eine Folge des Lebens in einer Konsensgesellschaft.

Wer noch familiär-kulturell in der Kirche groß wurde und von frühester Zeit an ständig und selbstverständlich katholische Luft und Weihrauch schnupperte und wer während der Jugend seinen Kontakt zur Kirche nicht verlor oder aufgab (das ist nämlich die Masse dieser Gruppe, soziologisch normal), der versucht natürlich, sein Doppelleben in einer ach-so-alten-Kirche und der modernen Welt miteinander zu vers�hnen.

Soweit so klar. Zumal dadurch auch ganz ehrlich geglaubt wird, Kirche einladender zu machen. Entscheidend ist hier der Faktor Konsensgesellschaft, der, so scheint es mir, bisher zu wenig beachtet wurde. In anderen Ländern, klassisches Beispiel Frankreich, schert man sich als Christ ziemlich einen Dreck darum, ob andere diesen Glauben gut finden oder nicht. Wer drin ist und bspw. durch Meßbesuch sein Kirchesein öffentlich zeigt (ein sehr kleiner Teil nur), der ist dies mit ganzem Herzen. Dort finden bspw. ja auch Generalstreiks statt und man ist schnell auf der Straße - bei uns “tut man so etwas nicht”. Das Nicht-vereinbaren-Können wird hier schlecht ausgehalten.

Nur gibt es zur Zeit zwei parallele Entwicklungen: nicht nur daß die Volkskirche stirbt und somit die Menschen immer rarer werden und kaum mehr nachwachsen, die aus einem kulturell sehr katholisch geprägten Umfeld kommen und dieses eben nicht aufgegeben haben (die Menge der “Zustand nach persönlicher Bekehrung” wird relativ gesehen immer größer), sondern wir befinden uns aus meiner persönlichen und unwissenschaftlichen Sicht zunehmend auch immer weniger in einer Konsensgesellschaft. Anders sein und anders denken ist keine gesellschaftliches Ausschlußkriterium mehr, im Gegenteil, diese wirklichen und wahren Alternativen sind “in”.

Somit werden die “persönlich Bekehrten” auch von außerhalb etwas weniger gedrängt, sich in ihrem Überzeugungen anzupassen (den meisten Druck bzgl. des “das paßt nicht mehr in unsere Zeit”, behaupte ich mal, gibt es von Gliedern in der Kirche). Und der missionarische Geist, der Wunsch nach Evangelisierung, der lange Jahre hier nur vor sich hin dümpelte, bekommt so nach und nach neue Nahrung. Den Glauben an-bieten, wie es die franz. Bischöfe mal schrieben (”proposer la foi”, proposer hat verschiedene
Konnotationen), ja, jederzeit. Doch feil-bieten nicht.





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