Operiert Euch doch selbst!

Dies war eine der Schlagzeilen der vielen Ärztedemos, die stattfanden und in die derzeitigen Ärztestreiks mündeten (die sicher noch ausgebaut werden). Da ich an einem Krankenhaus (KH) in kirchl. Trägerschaft arbeite, sind dort (vorerst) keine Streiks in Sicht.
Laut einer Umfrage des Marburger Bundes, der Gewerkschaft der angestellten Ärzte (also KH und zu geringem Teil Praxis), über die Arbeitsbedingungen und die generelle Atmosphäre seitens der KH-Verwaltungen werden Ärzte nach eigenem Empfinden von KHs in kirchlicher Trägerschaft schlechter behandelt als von öffentlichen Trägern.

Interessant, nicht wahr (wenn auch nicht wirklich überraschend)?

Bezüglich der Ärztedemonstrationen und -forderungen wurde ja schon seitens Fono an der Nüchternheit der Fordernden gezweifelt. Mich würde mal interessieren, was denn nach Meinung der Leserschaft ein 30jähriger alleinstehender Assistenzarzt (der typische Stationsarzt also) so netto pro Stunde in der Lohntüte haben sollte (fono selbst hat bisher leider nicht geantwortet in seinem blog). Es mag ja sein, daß ich mich mit meinen Vorstellungen irre (ich habe meinen Nettolohn ja mal kundgetan hier- und gerade eine Handwerkerrechnung vorliegen, da habe ich ja einen Vergleich…)

Und was die öffentlichen “Zurechtweisungen” angeht: generell ist der Tenor ja der, daß wir nicht mehr verdienen dürfen, weil dann wieder die Beiträge steigen und dadurch (der Arbeitgeber zahlt ja die Hälfte) der “Standort Deutschland” unattraktiver und die Arbeitslosigkeit nicht sinken wird.

Kann mir jemand erklären, welche Schuld oder auch nur welche Verantwortung ich dafür habe, daß sich dieses Land beharrlich weigert, ein ihrer Bevölkerungsentwicklung angemessenes Gesundheitssystem zu bauen? Es interessiert mich nicht, woher das Geld kommt. Mich interessiert, wie ich den 60jährigen Raucher um 02.00 Uhr morgens vor dem Erstickungstod rette. Mich interessiert der Mann mit dem Herzinfarkt und die Frau mit den starken Bauchschmerzen. Das ist mein Job, und angesichts des enormen Aufwandes an Fortbildung, der bei Ärzten natürlich zu 90% in der kargen Freizeit stattfindet, habe ich echt null Veranlassung, mich auch noch um Volkswirtschaft zu kümmern.

Entweder dieses Volk arbeitet mit seinen unterschiedlichen Gaben einander zu oder es hat abgewirtschaftet. Es darf gute Medizin von gut ausgebildeten Menschen erwarten, was allerdings u.a. ausgeruhte Ärzte erfordert (die 3h diese Nacht im 26h-Dienst waren mal wieder mehr als spärlich), die sich nicht noch um Anfragen von medizinischen Laien (irgendwelche Sachbearbeiter von Krankenkassen) kümmern müssen, die nicht auch noch die Abrechnung im KH machen müssen (genau das tun wir nämlich).

Ich sage nicht “dann gehe ich halt”, auch wenn das aus dem KH eher früher denn später der Fall sein wird. Als Niedergelassener macht das Berufsleben auch nicht mehr so viel Spaß, Daumenschrauben sind die Regel, und wenn man dann mal wirklich selbständig sein will (also Kassenzulassungen zurückgeben), dann wird man als Unsozial beschimpft. Daß wir erst mit 26 Jahren anfangen, überhaupt Kohle zu verdienen (in dem Alter hatte ein gleichaltriger benachbarter Arbeiter bei einem ansässigen Chemieunternehmen bereits eine Eigentumswohnung!), interessiert da auch niemanden. Hauptsache die bösen Ärzte.

Schon seltsam: zum Teil die gleichen Menschen, die einem Multimillionär wie Michael Schumacher zujubeln, obwohl dieser sein Vermögen möglichst reibungsarm in der Schweiz versteuert und hier nur absahnt ohne zu geben, regen sich über unseren Berufsstand auf.

Ein immer älter werdendes Volk braucht eigentlich immer mehr Ärzte - doch schaut man sich unsere Altersstruktur der beruflich Aktiven an, folgt der Einbruch bald, in maximal 5 Jahren (insbesondere in den Praxen).

Aber bitte, dieses Volk will es anscheinend so.





13 Kommentare zu “ Operiert Euch doch selbst!”

  1. mr94 meint:


    Die Webseite von mr94

    Der Vergleich mit der Handwerkerrechnung ist unzulässig. Wenn schon, müsste der Nettolohn des Handwerkers zum Vergleich herangezogen werden. Der beträgt jedoch nur einen Bruchteil dessen, was Dir als Handwerkerstunde in Rechnung gestellt wird.

    Die ärztlichen Standesvertreter versäumen es seit Jahrzehnten, das Gesundheitssystem als Ganzes zu steuern (was ihre Aufgabe wäre). Jetzt müssen die Ärzte halt das Versagen ihrer Spitzenkräfte ausbaden.

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Für wie hoch hälst du denn den Bruchteil?

    Gesundheitssysteme machen die Ärzte nicht. Standesvertreter der Richter machen keine Gesetze, die der Piloten keine Gesetze über die Luftfahrt. Ist nicht unser Job und auch nicht der Job der Standesvertreter.

  3. mr94 meint:


    Die Webseite von mr94

    Für wie hoch hälst du denn den Bruchteil?

    Der Bruchteil ist vermutlich kleiner als 20 Prozent. Allein die Schere zwischen Brutto-Brutto (also Lohn inkl. sämtlicher Sozialabgaben und Steuern, auch denjenigen des Arbeitgebers) liegt bei grob geschätzt 50 Prozent. Dazu kommen dann der zu erwirtschaftende Deckungsbeitrag und der Gewinn des Betriebes. Der Handwerker dürfte von 50 Euro, die seine Stunde kostet, also weniger als 10 Euro netto bekommen.

    Ist nicht unser Job und auch nicht der Job der Standesvertreter.

    Die Vertreter der anderen Spieler im Gesundheitssystem (wie Pharma- oder Krankenhauslobbyisten) haben da weniger Hemmungen. Entsprechend viel holen sie aus den Gesundheitskassen heraus. Wenn die Ärzte dazu zu blöd sind, haben sie es nicht besser verdient.

    Es ist sehr wohl Euer Job, das Gesundheitssystem zu steuern. Niemand außer den Ärzten ist fachlich überhaupt dazu in der Lage. Das ist ja auch ein Standard-Topos ärztlicher Kritik an jeglicher Gesundheitsreform - dass sie von Leuten gemacht wird, die keine Ahnung vom Fach haben.

    Wenn sich das ändern soll, müssen Ärzte in die Politik, in die Krankenkassen, in die Gesundheitsverwaltung und in alle anderen Steuerungsinstanzen des Gesundheitssystems.

  4. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Nun ja, es kann ja nicht der richtige Ansatz sein (zumal nicht aus christlicher Perspektive), möglichst viel aus dem System für eigene Interessen zu saugen. Daß zu wenig Ärzte in der Politik sind, ist vollkommen richtig, und manch ein Arzt (Herr Lauterbach) hat dann nie einen Tag als Arzt in der Patientenversorgung gearbeitet, kennt also die gängige Praxis nicht aus eigener Anschauung.

    Das alles beantwortet mir aber noch nicht meine Frage (die jetzt übrigens allgemein die ZEIT ziert), was für meine Tätigkeit ein “gerechter”, also in Deinen Augen angemessener Stundenlohn wäre.

    Und zu den 20%: das halte ich für überzogen. 30-40% sehe ich als realistischer an - und selbst bei 30% läge der Handwerksgeselle über meinem Stundenlohn.

  5. mr94 meint:


    Die Webseite von mr94

    Nun ja, es kann ja nicht der richtige Ansatz sein (zumal nicht aus christlicher Perspektive), möglichst viel aus dem System für eigene Interessen zu saugen.

    Selbstverständlich nicht. Faktisch aber passiert genau das, und die Ärzte haben dazu nicht mehr zu sagen als “Gebt auch uns mehr Geld”.

    Die Frage nach Deinem gerechten Lohn ist schwer zu beantworten. Bis vor etwa zehn Jahren war der Deal ja wohl folgender: Lange studieren, dann eine finanzielle Durststrecke als Jungarzt durchstehen, bis schließlich irgendwann mit dem Erklettern der Karriereleiter die Kasse so richtig zu klingeln beginnt.

    Das funktioniert so nicht mehr. Die Karrierewege sind zum Teil verstopft, eine Praxis ist auch keine garantierte Goldgrube mehr. Trotzdem gibt es nach wie vor viel Ärzte, die sehr viel Geld verdienen - sicher nicht ganz zu Unrecht. Aber die Frage nach der Einkommensverteilung innerhalb der Ärzteschaft muss genauso erlaubt sein wie die Frage, woher das zusätzliche Geld eigentlich kommen soll, das dauernd gefordert wird.

    30-40% sehe ich als realistischer an - und selbst bei 30% läge der Handwerksgeselle über meinem Stundenlohn.

    Ein Handwerksgeselle dürfte überschlägig ohne Überstunden mit 1.600 netto nach Hause gehen (je nach Handwerk, Berufserfahrung und Region auch mehr oder weniger) - das entspräche max. 10 Euro pro Stunde. Die Handwerkerstunde kostet Dich zwischen 35 und 55 Euro (je nach Handwerk und Region).

    Aus den 10 Euro werden zzgl. Sozialabgaben und Steuern ganz grob schon mal mindestens 20 Euro. Der Meister muss den Gesellen aber auch dann bezahlen, wenn er nicht ausgelastet ist, Urlaub hat, krank ist oder nicht abrechenbare Tätigkeiten ausübt. Damit sind wir mindestens bei 25 Euro. Er muss Werkzeuge, Werkstätten, Fahrzeuge etc. vorhalten, die er entweder auf Kredit oder aus eigener Tasche finanziert. Er muss also Fremdkapital (=Kredite) bedienen, eine Rendite auf sein Eigenkapital erwirtschaften und einen Gewinn übrigbehalten.

    Damit landen wir schnell bei den 35 bis 55 Euro, die Du auf der Rechnung stehen hast. Lass ihn 15 Euro verdienen, wenn er gut ist - mehr ist auf keinen Fall drin. Bei 15 Euro netto wird die Handwerkerstunde eher 55 Euro kosten - das wären dann 27 Prozent.

  6. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Nenn doch mal eine Zahl für einen Assistenzarzt, Martin! Was hälst Du für angemessen?

  7. mr94 meint:


    Die Webseite von mr94

    Akademiker sind mit Einstiegsgehältern von 30 bis 40 k€ p.a. gut bedient. Der jeweiligen Aufgabe und der wachsenden Berufserfahrung entsprechend sollten die Gehälter dann ansteigen. Wenn ich richtig informiert bin, bekommt ein Assistenzarzt 38 bis 45 k€ p.a. - durchaus angemessen.

  8. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Gib doch mal Butter bei de Fische, Martin: Wie hoch soll der Nettostundenlohn sein? Beim Handwerker hast Du ja auch eine Zahl dessen genannt, wo er angeblich liege. Wie hoch soll er bei jemanden wie mir sein? Bei allen Akademikern gleich, vom Althistoriker über Grundschullehrer bis zum Notarzt? Egal, wie lange das Regelstudium dauert? Egal, wie hoch die existentielle Verantwortung des einzelnen ist?

    Und wenn diese Gesellschaft wirklich die Industrialisierung der Medizin will, wie Du schreibst (warum das Kommentieren so handverlesen machen?) dann wird sie sich noch viel weniger freuen als die Ärzte bzw. die wenigen Gut-Deutsch-Sprechenden, die es dann noch machen. In meinem KH sind mehrere Stellen in verschiedenen Abteilungen unbesetzt, und das in einer Stadt mit mehr als 250.000 Einwohnern, irgendwo in der Provinz ist da ja der Regelfall mittlerweile. Bewerbungen kommen wenn überhaupt dann zum Großteil von Leuten (aus arab. Staaten und den ehemaligen GUS-Ländern), die null bis 0,5 Deutsch sprechen.

  9. mr94 meint:


    Die Webseite von mr94

    Nettostundenlöhne sind total irrelevant für unsere Debatte. Sie sind von vielen Faktoren abhängig, die überhaupt nichts mit diesem Thema zu tun haben (Steuerklasse, Freibeträge, Sozialversicherungsstatus). Für den Handwerker habe ich anhand grober Schätzungen vorgerechnet, wie das Verhältnis von Brutto zu Netto aussieht.

    Stimmen meine Informationen oben nicht? Bekommt ein Assistenzarzt weniger als 38 k€ p.a. (natürlich brutto) als Einstiegsgehalt? Der Rest Deiner Fragen ist ja wohl rhetorischer Natur, denn wir beide wissen, dass es auch bei Akademikern erhebliche Einkommensunterschiede gibt. Das ist aus vielerlei Gründen so, und ich kann nach wie vor hier kein Gerechtigkeitsproblem erkennen.

    Die Industrialisierung der Medizin ist ein Prozess, der sich auch dann vollzieht, wenn die Gesellschaft ihn nicht will. Aber bevor Du hier Szenarien wie das oben beschriebene malst, wäre erst einmal zu fragen, was das überhaupt bedeutet. Zunächst heißt das, die These zu betrachten, derzufolge erhebliche Effizienzreserven im Gesundheitssystem schlummern.

    Das halte ich, auch und gerade nach allem, was Du berichtest, für ziemlich realistisch. Euer Problem als Ärzte ist, dass Ihr Opfer der Ineffizienz seid und Euch mit Effizienzfragen nicht einmal ernsthaft beschäftigen wollt. Da steht Euch das Berufsethos im Wege. Lieber rund um die Uhr arbeiten als einmal darüber nachdenken, wo die Ursachen dafür liegen. (Und sie liegen nicht darin, dass zuwenig Geld für Gesundheit ausgegeben würde - im Gegenteil.)

    Kommentieren im Notizbuch ist restriktiv, weil ich bestimmte Debatten mit bestimmten Leuten dort nicht führen will und kann. Das war das letzte Mittel, das blogger.com noch bot. Alle anderen hatte ich schon erfolglos ausprobiert, und an Einsicht oder gar Besserung ist leider auch nicht zu denken. Bedauerlich, aber vorerst (mindestens für die Fastenzeit) nicht zu ändern.

  10. Dorothee meint:


    Die Webseite von Dorothee

    Das Problem ist für mcih nicht das Gehalt, sondern die Zeit. In vielen Berufen werden mittlerweile Überstunden als notwendiges Übel hingenommen. Ehrlich gesagt würd ich lieber für weniger Gehalt weniger arbeiten, als meine Gesundheit und die meiner Patineten/Kunden/… aufs Spiel zu setzen.

  11. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Na gut, dann sag mir einen angemessenen Brutto-Stundenlohn für einen Assistenzarzt.

    Übrigens interessant, daß Dir unser Berufsethos als Hindernis erscheint. Hätte ich nicht etwas vom ärztlichen Berufsethos heute gehabt und wäre pünktlich gegangen und nicht 2 h länger geblieben (wie fast ständig), dann wäre der Darmdurchbruch der neu aufgenommen Patientin nicht entdeckt worden, ebensowenig wie die Schultereckgelengssprengung einer anderen.

    Mich kotzt meine lange Arbeitszeit an, nicht mein Grundgehalt (auch wenn es für Gymnasiallehrer höher ist) - doch auch die ist nicht angemessen. Wenn es Ende diesen Jahres nicht eine Wende hin zur verpflichtenden 48h-Woche gibt, suche ich mir was anderes (und fange jetzt bald mal mit einer Sondierung an).

  12. Tobi meint:


    Die Webseite von Tobi

    An dieser Stelle möchte ich mich kurz in Eure Diskussion einschalten. Ich bin ebenfalls Assistenzarzt an einer Klinik und im Fach Unfallchirurgie sicherlich in einem der stressigsten Fachgebiete tätig. Im Grunde genommen liegt doch das Hauptproblem der ganzen Situation und die derzeitige Ursache der öffentlichen Streikaktionen der Ärzte am gährenden Frust der Ärzteschaft. Wo kommt dieser Frust denn her ?
    Zum einen steht man als junger Arzt im Krankenhaus vor der Situation, dass seit über 20 Jahren eine systematische Ausbeutung von ärztlicher Arbeitskraft im Krankenhaus stattfindet. Jahrelang trösteten sich die Ärzte damit, dass sie bei herrschender Ärzteschwemme und mangelnden Jobs überhaupt Arbeit hatten und zum anderen damit, dass die spätere Praxisniederlassung eine deutliche Gehaltssteigerung versprach. Daher konnten dei deutschen Krankenhäuser Ärzte zu niedrigen Lohnniveaus bei maximaler Überstundenanzahl (alles unbezahlte) beschäftigen, ohne dass deutsche Ärzte auf Großkund-Demos zu finden waren. Dazu kam noch, dass die ärztlichen Interessenvertreter überwiegend aus der Generation stammen, die durch ihre Niederlassung damals ihre Schäfchen mehr als im Trockenen haben.

    Nun die Situation heute:
    Als Assistenzarzt im Krankenhaus auf dem Weg zum Facharzt sieht man sich gezwungen im Schnitt 60 Stunden pro Woche zu Arbeiten, darunter 2 Wochenenden pro Monat und mehrere 24h Schichten mit Nachtdienst. Alle Überstunden in den meisten Häusern werden weder mit Geld, noch mit Freizeit ausgeglichen. Für diese geleistete Arbeit mit extremer Arbeitsbelastung erhält man ein Gehalt was geringfügig über dem eines Grundschullehrers mit 28h Woche liegt (Keine Wochenenden, keine Nächte, nix). Für seine geleistete Nacht-/Wochenendarbeit bekommt man nicht etwa, wie in der Automobilindustrie üblich, üertarifliche Zuschüsse, sondern bekommt nur insgesamzt 80% seines normalen Stundenlohnes. (Ein VW Arbeiter am Band erhält durchschn. ca. 30% Aufschlag).
    Am meisten aber frustriert die Zukunftsaussicht. Entweder bleibt man nach erreichter Qualifikation zum Facharzt am Krankenhaus und wird Oberarzt, oder man wagt den Sprung in eine Praxis. Beide Möglichkeiten bieten zur Zeit kaum finanzielle Aufstiegsmöglichkeiten, bei höherer Verantwortung und verdichteter Arbeitsbelastung. Was also tun ???
    Gleichzeitig drohen den Ärzten durch die neue Arbeitszeitreform, anstatt Entlastung ein Schichtdienstmodell mit sozial und familiär noch unatraktiveren Arbeitszeiten und erheblichen finanziellen Einbußen bis zu 30% des bisherigen Gehaltes. Daher stammen auch die Lohnforderungen des Marburger-Bundes von “unverschämten” 30%.
    Der Weg in die Praxis führt derzeit nicht selten geradeaus in die Insolvenz.
    Warum sollte ein junger Arzt motiviert sein bei immensem Bürokratieaufwand, extrem verdichtetem Arbeitsaufkommen und miserabler Bezahlung mit zusätzlich zur Zeit unatraktiven Aufstiegsmöglichkeiten unter diesen Bedingungen weiter zu machen ????
    Daher wandert die deutsche medizin. Nachwuchselite ins Ausland. Kompensiert wird dies durch Zuwanderung von minderqualifizierten Ärzten aus Schwellenländern, gute Aussichten für ein hoch qualifiziertes Gesundheitssystem.
    Doch Qualitätsverlust und Schrumpfung auf Kosten von Leistungen und Bereitstellung medizin. Dienste für die deutschen Patienten, dass ist es was die Politik zur Zeit verfolgt.
    Deutschland überaltert und ist nicht bereit weiterhin einen hohen medizin. Standart zu tragen und zu finanzieren.
    Ich für meinen Teil werde , wenn sich nichts ändert irgendwann den Absprung ins Ausland wagen. Dort könnte ich schon jetzt für ein mehrfaches meines jetzigen Gehaltes bei weniger Arbeitsbelastung arbeiten.

    Und kommt mir nicht mit Ethik, wo bleibt denn die Ethik für die Ärzte, die sich im Krankenhaus bei unmenschlicher Belastung eines 36h-Dienstes über Jahre kaputtarbeiten. Wenn Patienten nicht oder nur schlechter behandlet werden, beschwert Euch bei Ulla in Berlin und nicht bei mir. Denn wenn ich um 19 Uhr auf Station ein Angehörigengespräch ablehne, dann habe ich bereits 3h unbezahlt gearbeitet. Fragt doch mal demnächst bei der Post nach, ob ihr abends um 21 Uhr noch ein Päkchen abholen könnt.

    Gruß Tobi

  13. mr94 meint:


    Die Webseite von mr94

    Na gut, dann sag mir einen angemessenen Brutto-Stundenlohn für einen Assistenzarzt.

    Auf der Gehaltsseite ist das Thema nicht zu lösen. Die Arbeitszeiten müssen stimmen, dann stimmt auch der Rest.

    (Man sollte sich aber auch nicht der Illusion hingeben, dass Akademiker in anderen Branchen bezahlte Überstunden hätten. Der Vergleich mit der Automobilindustrie ist lächerlich. Wer dort studiert hat, wird in aller Regel übertariflich bezahlt - Überstunden sind mit dem Gehalt abgegolten.)


Dein Kommentar