Rechnung geht nicht auf

Dies Domini.

Christen vermuten häufig, daß ihr Glaube sie selbst oder, im Angesicht der eigenen Fehlbarkeit und Schwäche, zumindest andere “Normalchristen” im Durchschnitt zu einem hilfsbereiteren Menschen macht, man meint sehr oft, daß Christen auf der Gauß’schen Kurve des guten Handelns eher am Rand der Glocke zu finden sind. Es wäre auch mehr als wünschenswert. Schließlich ist das Ziel des aktiven Daseins ja nicht das Bewußtsein der eigenen Sünde und auch der Erlösung von ihren Folgen, sondern das Reich Gottes, ohne daß dies natürlich allein in guten Taten bestünde. Doch ohne sie, ohne das Handeln der liebenden Geschwisterlichkeit (Geschwister können auch anders), ist eine Ethik nichts wert. Die Bergpredigt spricht klare Worte.

Doch diese Rechnung geht nicht auf. Christen wissen es, wenn sie ehrlich sind: sie sind eben nicht besser. So erstaunlich und letztendlich unverständlich es uns auch erscheint: viele Menschen handeln gut, ohne daß sie dafür eine durchdachte kausale Begründung haben oder zu brauchen scheinen.

Im Deutschlandfunk gab es eine dreiteilige Serie zur Frage, warum die einen Menschen helfen, die meisten aber nicht, besonders gegen den gesellschaftlichen Mainstream, hier am besten belegt durch die Quellen zur Zeit der Herrschaft Nationalsozialismus. Sehr hörenswert, es werden erstaunliche und unerwartete Beispiele gebracht (als mp3 hier die Teile 1, 2 und 3, je Folge zwischen 25 und 30 Minuten lang).

Die gewünschte Rechnung geht nämlich nicht auf. Der wirklich ernsthafte Glaube an Jesus Christus als Heiland, als Retter der Welt und des eigenen Lebens, und auch an die Richtigkeit Seiner Gebote (die nichts als Liebe sind), führt eben regelhaft nicht zu einem praktischen Umsetzen. Ja, es gibt andere Beispiele, diese Menschen werden auch oft “heilig” genannt. Doch die Masse, ich sicher, Du vielleicht auch, lebt paradox, lebt wert-fern (bzgl. der eigenen Werte), lebt nicht mit den eigenen Überzeugungen, sondern mit dem Abwägen von Kosten und Nutzen an erster Stelle. Lebt, letztendlich, in einem Stadium des steten Heuchelns.

Die Motive jedoch, die einem zu einem Retter und Helfer gegen die Mehrheitsmeinung machen, liegen irgendwie im Dunklen. Das Schema schlechthin scheint es nicht zu geben, auch nicht das religiöse Motiv.





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