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Schade

Traurig, daß kurz vor dem wichtigsten Fest der Welt so etwas noch passieren muß: aufgrund von liturgischen Eigenwegen (gelinde gesagt) wurde die Pfarrei des Hl. Karl Borromäus des Erzbistums Madrid von selbigem (also durch den Erzbischof) aufgelöst - und das ganze dient natürlich der säkularen Presse als gefundenes Fressen in Spanien.

Die Antwort der Gläubigen dort (hauptsächlich aus den unteren sozialen Schichten):

DE AQUÍ NO SE VA NADIE
(dt. “Von hier geht keiner”)

Die drei vorstehenden Priester haben den Gemeindemitgleidern in einem feierlichen “Akt” den Schlüssel zur Gemeinde übergeben und werden sich der Anordnung des Bischofs nach eigener Aussage nicht beugen. Wohlgemerkt: es geht, so zumindest der Wortlaut des Bistums (und warum dem nicht glauben?), nicht um die wichtige und richtige Sozialarbeit und Hinwendung zu den Ausgegrenzten der Gesellschaft (mit Hilfe des Erzbistums übrigens!), sondern um die Tatsache, daß es dort bei der Eucharistiefeier eben ab und zu nicht Brot, sondern Kuchen als “Leib Christi” gibt.

Dazu schreibt die Gemeinde, die sich im Rest des Schreibens sehr häufig auf das Zweite Vatikanum bezieht:

Si nos empeñamos en seguir al pie de la letra, y nada más que al pie de la letra, el diseño litúrgico del Misal romano con sus pormenorizadas rúbricas, damos como muerta toda vida y creatividad litúrgica. Más que en creadores nos convertimos entonces en recitadores mecánicos de fórmulas litúrgicas, que nos impiden llevar a la celebración eucarística la realidad viva de nuestro tiempo, de nuestra gente, de nuestra comunidad y de nuestras personas concretas.

¿Por qué una comunidad de hoy no puede crear sus oraciones propias como lo hacían las comunidades anteriores en sus respectivas circunstancias? ¿Qué hace suponer que aquellas fórmulas –particulares de entonces- deben ser asumidas al pie de la letra y no puedan ser sustituidas por otras de hoy? Lo esencial -que es lo que hay que guardar- es permanente; pero lo accidental, cambia y es variable. Esta estéril y aburrida repetición de fórmulas y modelos del pasado es lo que ha llevado a calificar a buena parte de nuestra liturgia de momia sagrada.

Kurz zusammengefaßt meinen die Autoren, daß das alleinige Befolgen des Meßbuches ein Für-tot-erklären des “liturgischen Lebens und der liturgischen Kreativität” sei (”damos como muerta toda vida y creatividad litúrgica”). Man sei dann bloß mechanischer Wiederholer, nicht mehr Schöpfer. Wichtig sei das Verheutigen der Liturgie mit Einbeziehen aller Bestandteile. Das Wesentliche sei unwandelbar, vieles aber dem kulturellen und zeitgenössischen Einfluß unterworfen und daher ein Entwerfen eigener Gebete nicht nur erlaubt, sondern gar geboten.

Und das alles im Namen des Zweiten Vatikanischen Konzils, in dem steht, daß niemand das Recht habe, die Liturgie nach eigene Gutdünken zu ändern - selbst ein Priester nicht! Dies steht nur dem Apostolischen Stuhl zu, sprich dem Papst selbst, und auch dies in nur eingeschränktem Maße. Kuchen kann selbst der nicht zulassen.

Das Konzil stellt fest:

A) Allgemeine Regeln

22. § 1. Das Recht, die heilige Liturgie zu ordnen, steht einzig der Autorität der Kirche zu. Diese Autorität liegt beim Apostolischen Stuhl und nach Maßgabe des Rechtes beim Bischof.

§ 2. Auch den rechtmäßig konstituierten, für bestimmte Gebiete zuständigen Bischofsvereinigungen verschiedener Art steht es auf Grund einer vom Recht gewährten Vollmacht zu, innerhalb festgelegter Grenzen die Liturgie zu ordnen.

§ 3. Deshalb darf durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern.

Ich bin ehrlich, mit solchen Aktionen wird mal wieder das berechtigte Anliegen der Zuwendung zu den Ausgegrenzten und das Beachten dieses Unrechtes (daß es überhaupt Ausgegrenzte gibt!) mit den Füßen getreten. Hochmut kommt vor dem Fall, Sonderkirchen gibt es bereits zuhauf.
Wer sich wirklich an das Konzil zu halten meint, kann es für so eine Selbstgerechtigkeit nicht mißbrauchen!





10 Kommentare zu “ Schade”

  1. Sabine meint:


    Die Webseite von Sabine

    Äh, mein Spanisch beschränkt sich auf die Sachen, die auf Speisekarten stehen, daher die Frage. Wie sind die Jungs auf Kuchen gekommen? Ich weiß, dass bei der Neuübersetztung der Bibel ins Koreanische von einigen Übersetzern darüber nachgedacht wurde, das Wort Brot durch Reis zu ersetzten, da Reis dort halt die Hauptnahrung darstellt und Brot nur eine Art neumodischer Snack ist. Man wollte damit die Brotworte für den angesprochenen Kulturkreis verständlicher mach. Diese Gedanken wurden jedoch schließlich verworfen, weil man Reis ganz schlecht brechen kann etc. Also wie kommt man von Brot auf Kuchen? Die Weltfremdheit einer Marie-Antoinette unterstelle ich jetzt erst mal nicht.

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Keine Ahnung, warum die auf Kuchen kommen, das gibt die Bibel nicht her - es geht ihnen einfach darum, näher am heutigen Leben der Menschen zu sein. Daß es Unveränderliches im Ritus geben könnte, ist ihnen nicht wirklich verständlich. Aber ähnliches scheint für diejenigen aus Korea zu gelten, die die Idee mit dem Reis hatten - so etwas, Kuchen wie Reis, ist nicht die Eucharistie (und Brot bleibt Brot, schon die Tatsache, daß in der Einheitsübersetzung das Wort “Pfennig” vorkommt, zeigt die Fehlertendenz. Entweder ist der Text heilig, dann übersetzt man ihn genau, oder er ist unserer Willkür unterworfen).
    Und die Priester wissen das auch, das macht ihr Vorgehen noch schlimmer.
    Reiswein ginge übrigens auch nicht.

  3. Nolasker meint:


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    Bei solchen Vorfällen frage ich mich immer, wo die Ursache dafür liegt. Wie kann ein katholischer Priester, oder waren es sogar drei gleichzeitig?, auf so eine absurde Idee kommen? Oder ist das gar die logische Weitereintwicklung von Pop-Gottesdiensten, wo riesige Fladenbrote gebrochen werden und in Holzschüsselchen dargereicht werden? Bei solchen Jugend-Gottesdiensten hat man auch schon Bischöfe gesehen. Vielleicht ist es nicht gut, die Regeln immer gerade so weit zu beugen, wie es nur irgendwie geht, nur um Neues auszuprobieren. Die Früchte dieses Handelns münden in eine breite Geisteshaltung, die dann nur mehr sehr schwer oder gar nicht aus den Leuten rauszukriegen ist.
    Wenn man die nämlich dann darauf hinweist, dass es doch Regeln gibt, verstehn die die Welt nicht mehr und sehen in der ach so strengen Amtskirche nur noch ein Feindbild. :-(

  4. Sabine meint:


    Die Webseite von Sabine

    Gut, also es bleibt ungeklärt wie man jetzt auf Kuchen kommt.
    Nun, aber nicht direkt alles neue wegschieben. Ich bin schon sehr dankbar dafür, dass es neuere Bibelübersetzungen gibt. Jetzt mal kurz in die Bibelausgabe von 1884 geguckt und sich am Kopf gekratzt: Was für ein Verwandschaftsgrad verbirgt sich hinter dem Wort Schnur? Was soll ein Farren darstellen und Klipdachse? Was ist ein Klipdachs? Wieviel Gramm hat ein Scheffel und warum stellt Frau das ganze Haus auf den Kopf wegen einer Drachme?
    Ich find auch Pop-Gottesdienste nicht schlecht, weil gehen wir mal ein paar Jährchen zurück und die leicht angestaubten Kirchenlieder waren, was die damalige Mode anging hip. Das Luther fromme Texte mit bekannten Kneipenliedmelodien unterlegt hat, regt ja auch im Nachhinein niemanden wirklich auf. Jeder, der als Komponist irgendwann mal angesagt hat, hat Messen vertont. Meist als Auftragsarbeit. Also ist Pop quasi Tradition und so eng wie die Ostkirche muss man den Ritus nun wirklich nicht haben, oder?

  5. Nolasker meint:


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    Die leicht angestaubten Kirchenlieder sind dreißig Jahre alt, oder jünger, und, wie du richtig sagst, schon angestaubt. Die Musik der Kirche aber, im speziellen der gregorianische Choral (bin kein Musikwissenschaftler) ist damals wie heute in seiner Würde unantastbar.
    Nichts gegen moderne Einführungen wie Messgesänge in der Landessprache. Siehe die wunderschönen Messen von Haydn und Schubert (GL 801,802).
    Aber das wahrhaft Dauerhafte und Passende ist halt doch das alte zeitlose überlieferte.
    Und ebenso ist’s mit der Liturgie.

    Noch ein Wort zum Kuchen: Er schmeckt einfach besser als die ollen Hostien. Das müsste doch als Grund reichen, da die Tendenz ja generell zu erkennen ist, dass alle es sich leichter und bequemer und eben auch “zeitgemäßer” machen wollen.

    Got my point?

  6. Sabine meint:


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    Sischer Dicker, was uns Überlieferung is.
    Vielleicht geht es ja gar nicht so um modern oder überliefert.
    Ich komm´, das gebe ich gerne zu, von den brennenden Mülltonnen links. Wo die Einführung der Mülltrennung nicht aus Umweltschutzgründen, sondern wegen einer feuerpolizeilicher Auflage erfolgt. Vor diesem Hintergrund kann ich nur sagen, was Du für unverrückbar hältst, kratz hier niemanden. Hier ist nur überliefert, dass wenn man Stütze haben will, man regelmäßig zum Amt muss. Ich hab ja einen Job, den geilsten Job der Welt übrigens. Ich trinke den ganzen Tag Kaffee mit Leuten und lass mir erzählen, was sie so in nächster Zukunft vorhaben. Aber es geht auch oft darum, dass es eben nicht vorran geht. Also hab ich gestern wieder meine Freitagsrunde gedreht, meint bei allen Leuten Versicherungsbeitrag kassieren, die es übers Konto nicht auf die Reihe bekommen. Also saß ich dann auch, wie jeden Montat bei einer meiner Lieblingskundinnen. Et Kelly, die Tochter des Hauses, regte sich grade darüber auf, das ihre Gilde auf WOF gesperrt ist, weil Yakusa als Gildenname nicht zulässig ist. Eigentlich geht es den Beiden gar nicht so schlecht, das einzige Problem ist der Ex. Ich schrieb also schön Versicherungsquittungen aus. Kellys Mum erzählte mir derweil den neusten Stunt vom Exmann. Es ging, wie so oft darum das Kerl nicht zahlt, Absprachen nicht einhält… Das Übliche halt. “Kelly, wann war der Papa das letzt Mal da?” “Bei der Kommejon!”, antworte Kelly aus Nebenzimmer und schimpft weiter über Handy mit ihrem Gildenchef. “Na, dann wird er vielleicht wieder bei der Firmung auftauchen, oder?”, meinte ich. “Mamma die wollen uns löschen. Ich hab zwei Siebziger und die wollen uns einfach löschen”, jammert Kelly aus dem Nebenzimmer. “Was denn? Firmung? Was isnn das? Ich dachte mit Kommejon wäre Ende.”, fragt mich Kellys Mutter verdutzt. Kelly hat sich jetzt wohl Online mit einem WOF-Oberaufpasser in Verbindung gesetzt, der das mit der Löschung relativiert und verspricht sich sofort, darum zu kümmern, dass weder gelöscht wird, noch die Sperrung aufrecht erhalten wird. “Wir brauchen einen anderen Namen für die Gilde und uns fällt nix ein.”, jammert Kelly weiter. “Wo sollen wir denn jetzt einen Namen her bekommen?”, meint Kellys Mum. Wir denken nach. Und bekommen fünf Gildennamen zusammen, die nach WOF-Standard zulässig sind. Es erfolgt eine Abstimmung. Der WOF-Oberaufpasser genehmigt einen der Namen vorläufig. Kelly ist glücklich. Ich bekomm die 20 Euro für die Versicherungen und setz mich wieder ins Auto.
    So, und das sind dann die Momente wo ich denke, man muss völlig durchgeknallt oder unglaublich ignorant sein, wenn man sich Gedanken darüber macht, ob jetzt bei der Messe der Priester mit dem Rücken zur Gemeinde steht oder nicht, oder welche Lieder ins Gotteslob passen oder auch nicht.
    Zur Zeit ist Kelly wohl besser in der WOF-Welt aufgehoben. Da gibt es wenigstens Leute, die sich kümmern, dass man nicht einfach gelöscht oder ausgesperrt wird.

  7. Nolasker meint:


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    Liebe Sabine,
    Es ist schön zu lesen, dass du so einen anspruchsvollen Beruf hast. Aber warum greifst du mich an? Habe ich irgendetwas gesagt, was dich glauben lässt, dass ich kein Verständnis für die brennenden Mülltonnen von links hätte? Für mich ist die Frage der Liturgie keine des sozialen Klassenkampfes. Die Liturgie soll die ewigen Offenbarungen Gottes und das Licht des Himmels wiederspiegeln. Die ändern sich nicht, nur weil wir zu blöd und beschränkt sind, die christliche Soziallehre in unserem Gemeinwesen umzusetzen.
    Du vermischst in deinem Posting Dinge, die nicht zusammengehören.

  8. Sabine meint:


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    Okay, den Rüffel nehm ich. ;-)
    Ich finde aber trotzdem, dass es da schon einige Berührungspunkte gibt. Man kann sich auch ganz gut hinter Traditionen verschanzen, oder?

  9. Nolasker meint:


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    Ja, kann man, und passiert vielleicht auch oft. Und zwar zum Beispiel dann, wenn die äußere Form wichtiger wird als der Inhalt und die Botschaft.
    Witzigerweise habe ich aber genau das auch bei neuen und modern gestalteten Messfeiern gesehen: Dass nämlich die äußere Form, die möglichst kreative Gestaltung unter Mitwirkung möglichst vieler Menschen, wichtiger war als das Wesen der hl. Messe. Wo man dann oft dein Eindruck hat, dass die Leute zwar mit Leib und Seele die Messe mitgestalten, aber am Allerheiligsten im Tabernakel achtlos vorbeilaufen oder kommunizieren und dabei seit Monaten oder Jahren (wie sie zugeben) nicht zur Beichte waren usw. usf.

    Hat aber keinen Sinn hier verschiedene Ansichten gegeneinander auszuspielen. Jeder der zum Glauben findet, hat ein wunderbares Geschenk von Gott erhalten. Der eine ist eben mit der neuen Liturgie “aufgewachsen”, der andere mit der “alten”. Viele haben erst durch die “alte” wieder zu einem tiefen Glauben gefunden (und vielleicht ist es in manchen Fällen auch ungekehrt).
    Wie auch immer, zur Heiligkeit sind wir alle berufen, oder nicht ;-))

  10. Nolasker meint:


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    Mein letzter Satz ist ein bisschen missverständlich. Ich bin natürlich davon überzeugt, dass wir ALLE zur Heiligkeit berufen sind.


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