Heute gedenkt die Kirche und natürlich der franziskanisch geprägte Teil von ihr der Weihe der Basilika des Hl. Franziskus in Assisi. Ich weiß nicht, was der Namensgeber zu Lebzeiten dazu sagen würde, wahrscheinlich hätte er sich zu so einer Austattung in Ober- und Unterkirche
recht kritisch geäußert, doch ich bin recht zuversichtlich, daß er jetzt, in der Herrlichkeit des Herrn lebend und für uns eintretend mit seiner Fürbitte, das ganze wohlwollend und vielleicht milde lächelnd betrachtet. Übrigens teile ich mit Zuzanna den Umstand, noch nicht dagewesen zu sein. Ich möchte da irgendwann mal hin, sicher, aber es geht ja nicht um den Ort selbst. Franziskus sähe es wahrscheinlich viel lieber, wenn jedeR am eigenen Ort ein Assisi entstehen lassen würde, in Gebet und Tat.
dilettantus-in-interrete meint:
25. May 2007Die Webseite von dilettantus-in-interrete
Man kann die Sache natürlich anders sehen (o.k. ist ein bischen böse!), da Franziskus den Ort und damit die Ausrichtung der Kirche wohl selbst bestimmt hat.
Da inszeniert sich jemand post mortem!
Das Grab auf der Hinrichtungsstätte Assisis -> Die Grabeskirche des alter Christus.
Die Kirche gewestet wie San Giovanni in Laterano, der Bischofskirche des Papstes (und der Heilige hieß schließlich Giovanni bevor Mama ihn mein kleiner Franzose nannte): Hier ruht der Retter der Kirche, oder gar: Hier beginnt die neue Kirche des Geistes!
Das bauliche Ergebnis ist dan übrigens herrlich - ich war schon da!
Ralf meint:
25. May 2007Die Webseite von Ralf
Welche Quelle besagt, daß Franz selbst eine Kirche dort wollte? Gestorben ist er in Portiunkula nackt auf dem Boden liegend, die liegt ja woanders (insofern nicht sein Todesort). Und die Gebeine wurden aus Schutz vor Reliquienjägern dorthin verbracht und waren mehrere Jahrhunderte verschollen.
Nee nee, der Franz hatte mit Sicherheit keine Selbstverehrung im Sinn.
(Übrigens stammt “mein kleiner Franzose” von seinem Vater, nicht von der Mutter).
Marco A. Sorace meint:
26. May 2007Die Webseite von Marco A. Sorace
Ich bin verlockt, hier einmal als Kunsthistoriker zu sprechen: Was die Ober- und Unterkirche der Basilika von San Francesco in Assisi, deren Ausmaße und Gestalt ja nicht annähernd an San Giovanni in Laterano erinnern (den Vergleich verstehe ich nicht), so opulent erscheinen läßt, ist vor allem die herrliche Freskierung oben wie unten (sh. die beiden von Ralf eingefügten Bilder). Neben den bedeutenden Arbeiten v.a. von (Giottos Lehrer) Cimabue, Simone Martini u.a. besteht diese doch vor allem aus den Fresken Giotto di Bondones. Letzterer war Franziskaner des Dritten Ordens und die Giotto-Forschung hat inzwischen klar herausgearbeitet, dass seine “Entwicklung der Perspektive” (das Raumkonzept seiner Bilder) viel stärker “franziskanisch” geprägt ist, als man bisher angenommen hatte. Man macht sich oft gar nicht klar, was das für ein Einschnitt innerhalb der Malerei war, gegen Ende des 13. Jahrhunderts dem Blick eines Inkarnierten auf diese Weise eine Dignität zuzusprechen. Das ewige Lied “… ach, das ist aber alles sehr aufwendig und was hätte Franziskus dazu wohl gesagt” wirk demgegenüber machmal etwas anstrengend. Dagegen sehr empfehlenwert sind immer noch die kunsthistorisch hochkompetenten Arbeiten des Kapuzinerpaters Gerhard Ruf (z.B. Franziskus und Bonaventura. Die heilsgeschichtliche Deutung der Fresken im Langhaus der Oberkirche von San Francesco in Assisi … Assisi: CEF 1974).
Br.Thomas Freidel meint:
29. May 2007Die Webseite von Br.Thomas Freidel
Dem Kunsthistoriker vielen Dank für den Beitrag, dazu eine kleine Ergänzung: Pater Gerhard Ruf ist Franziskaner-Minorit im Sacro Convento bei der Basilika in Assisi. Sein zuletzt erschienenes Buch:
Die Fresken der Oberkirche San Francesco in Assisi
Verlag Schnell und Steiner
Regensburg
ISBN 3-7954-1528-4
ebenso ist im selben Verlag in der Reihe “Kleine Kunstführer” ein Band über San Francesco erschienen.
pace e bene
Br.Thomas Freidel OFM Conv
Zuzanna meint:
30. May 2007Die Webseite von Zuzanna
Ja, ich denke auch, dass es allemal wichtiger ist Assisi am eigenen Ort entstehen zu lassen und so den franziskanischen Weg fortzusetzen. Das wäre wohl im Sinne des Heiligen Franz von Assisi
Br.Thomas Freidel meint:
31. May 2007Die Webseite von Br.Thomas Freidel
Es ist in meinen Augen absolut richtig, wie Zuzanna schreibt, den Geist von Assisi dorthin zu verpflanzen, dort aufblühen zu lassen, wo ich lebe. Wenn der Besuch des geographischen Ortes dazu etwas helfen kann, dann ist es ja gut. Ich selbst habe doch immer wieder gute Erfahrungen gemacht in der Führung und Begleitung von Besuchergruppen dort. Das ist gut katholische Art, daß sich nicht nur alles im Kopf abspielt, sondern daß das Erleben eines Ortes, der Stätten, an denen Franziskus gelebt hat, eben auch ein eine Hilfe sein kann, ihm und letztlich dadurch Gott näher zu kommen. So kann auch der Besuch in unserer franziskanischen “Heimatstadt” die Freude am Leben nach der Frohen Botschaft neu anstiften.
Br.Thomas
Franziskaner-Minorit
Kaiserslautern (und Assisi)