Archiv für October, 2008



Nervig

Veröffentlicht am Wednesday, 29. October 2008, 15:47

Je mehr man sich in die Gefilde von zeitgenössischer Theologie und von kirchlicher Verkündigung begibt, zumindest bei dem, was das Netz so hergibt, hört man immer wieder ein Wort:

Krise

Das nervt langsam. Wie wäre es mal mit Glaube, Hoffnung und Liebe? Und vor allem mal ein Sichselbernichtsowichtignehmen?

Auf einem sinkenden Schiff heuert nämlich keiner mehr an.

Echt, das wahlweise

a) Selbstmitleid

b) Beschreiben der “Krise” aus gesamtgesellschaftlichen Gründen heraus

c) Aufzeigen von theoretisch wunderbar formulierten Lösungen aus der “Krise” heraus

d) Beklagen der bösen Kirchenzentrale

etc.

nervt wirklich sehr.

Schon vor über vier Jahren schrieb ich hier:

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in einem recht unkirchlichen Milieu aufgewachsen bin und nachwievor lebe oder dass ich erst mit 21 zum Glauben kam, aber ich sehe das einfach nicht so. Seit wann hat Krise etwas mit Zahlen zu tun? Gut, es gibt weniger Gläubige, Priester und natürlich auch Kohle.
Aber ist das eine Krise der Kirche oder nicht eher eine des Restes (der Nicht-Kirche sozusagen)? Wenn die Menschen hierzulande glauben, ohne Evangelium auch oder gar besser leben zu können - bitte schön. Es wird sicherlich kälter werden, aber wenn’s so gewollt ist. Ja, wird man jetzt einwenden, viele verlassen ja die Kirche wegen ihrer doch so unjesuanischen Lehre. Dummes Zeug, denn dann könnten diese ja in andere Gemeinschaften eintreten, die eher diesem “Bild” entsprechen, derer gibt es viele. Wenn ich mir mal die mir bekannten vor Augen halte, die aus der Kirche ausgetreten sind, und davon kenne ich einige, so wirklich nur einer, weil er mit der Kirche und besonders mit ihrer Geschichte große Probleme hat. Dem Rest war es schlichtweg egal, sie glaubten einfach nicht an Jesus als Sohn Gottes. Habe gerade erst vorgestern in einer Kneipe gehört, wie man denn “so einen Scheiß” glauben könnte. So sieht’s eben aus.

Ich sehe die Krise der Kirche höchstens darin, dass das Wissen um den Glauben und der dann natürlich auch selbst bei den Christen selbst extrem schwächelt. Aber Zahlen als Maßstab für Krisen? Seltsames Verständnis vom Evangelium, finde ich.

Und zwei Jahre danach (also ein wiederkehrendes Thema bei mir …):

Schon seit einiger Zeit wundere ich mich. Ich vermute es liegt an meiner vielleicht sehr limitierten Wahrnehmung, aber ich schätze die Lage der Kirche des Herrn in diesem Deutschland bei weitem nicht so negativ ein, wie es allerorten verkündet wird.
Natürlich, die Zahl der Austritte übertrifft die der Eintritte weiterhin bei weitem, und, ganz ehrlich, jeder einzelne Mensch fehlt der Kirche und ist unersetzbar. Dadurch sinkt auch die Finanzkraft, aber das läßt mich ja seit jeher recht kalt. Priester, auch sie Teil des schrumpfenden Kirchenvolkes, werden weniger. Alles richtig und nicht gut (außer das mit dem Geld…).

Und dennoch.

Ich erlebe immer wieder Menschen, die das Glaubensbekenntnis aus vollem Herzen und komplett mitbekennen, die die Kirche so lieben wie sie ist, die nicht streng-, sondern fröhlich-katholisch sind. Die in ihremLeben so gut wie möglich versuchen, das umzusetzen, was sie vom Evangelium verstanden haben, und möge es auch noch so wenig sein. Die wissen, daß es letztlich nicht um eine christliche Leistungsschau geht, daß Seine Liebe, Seine Vergebung immer größer sind als die allerschlimmsten Taten und Fehler.

Die Zahl mag gering sein, na und?

Die Botschaft der Hinwendung Gottes zu uns, die Botschaft der Hoffnung, des Sinnes wider alle Absurdität, das alles strahlt weit und kraftvoll. “Unser Programm”, nein, Sein Programm, ist nicht zu verbessern. Und es wird immer wieder Menschen geben, die diese Botschaft erleben, sehen und glauben. Auch wenn die “gesamtgesellschaftliche Gestaltungsmöglichkeit” der Kirche abnehmen wird, dies als Versuch wäre ja erst der zweite Schritt nach der Glaubensannahme, bin ich optimistisch.

Ich verstehe ehrlich gesagt gar nicht, wie man als Christ pessimistisch sein kann.

Wie kann jemand, der die Liebe Jesu kennt, der (leider nicht immer) dieses “Ist das geil!”-Gefühl absoluter Liebe verspürt, der tief davon überzeugt ist, daß Gott ist, daß Er der Dreifaltige ist, nun … wie kann der nicht optimistisch sein?


Dr. Biscet

Veröffentlicht am Tuesday, 28. October 2008, 15:00

Mir war ja schon immer schleierhaft, wie man das Regime in Cuba auch nur annähernd gut finden konnte, insbesondere die jugendliche Heldenverehrung des Mörders (und Arztes, welch ein Widerspruch!) Ernesto “Che” Guevara habe ich nie verstanden. Natürlich gibt es dort - wie überall - auch Gutes, so eine fast vollständige Alphabetisierung und ein für dortige Verhältnisse extrem gutes Gesundheitssystem.

Doch mit den Menschenrechten sieht es übel aus. Dr. Oscar Elías Biscet ist ein Opfer dieser repressiven Politik, mehr über ihn findet man hier, hier und die offizielle Seite hier.

Auch kleine Schritte können etwas bewegen, neben den Mitteilungen an Freunde und Bekannte, daß Cuba eben auch so ist (u.a. könnte man dann ja seinen Urlaub woanders verbringen, wenn’s schon Karibik sein muß), kann man auch den einen oder anderen Brief schreiben.

Ich habe das mal auf Spanisch getan und stelle ihn hier als .doc-Dokument zur Verfügung.

(Die berechtigte Kritik an der derzeitigen Menschenrechtspolitik der USA, ist auch im Brief angerissen, macht ihn demnach nur für die jetzige Regierung gebrauchsfertig sozusagen)



Fremde Gottheiten in einer Kirche

Veröffentlicht am Tuesday, 28. October 2008, 13:28

Das Bistum Aachen ist leider nicht nur das, welches die wenigsten Diözesanpriester gemessen an der Anzahl an Katholiken hat, es ist nicht nur das Bistum, welches bei der Lehman-Brothers-Bank wohl mehrere Millionen Euro (Kirchensteuer?-)Gelder verzockt hat, sondern es ist auch das Bistum, bei dem buddhistische Mönche in einem Gebäude, welches der Anbetung des Dreifaltigen Gott geweiht ist (meines Wissens nach nur Ihm), buddhistische magische Tanzrituale aufführen dürfen.

Ja, nicht Pfarrhaus, Gemeindesaal, Stadtbibliothek oder Stadthalle oder sonst wo (was alles okay wäre), sondern in einer Katholischen Kirche.

Heute abend finden in der Krefelder Stadtkirche St. Dionysius, der wichtigsten Kirche am Ort sozusagen, diese Rituale statt.

Wer mehr darüber wissen will, findet hier ein Video und die anderen Aufführungsorte.

Es sei bemerkt, daß ausschließlich in Krefeld ein Gottgeweihter Ort als Aufführungsort gewählt wurde, in Aachen selbst war das nicht der Fall, auch sonst in ganz Deutschland ist das nicht der Fall.

Mit Lob oder Tadel kann man sich diesbezüglich an folgende Stelle wenden:

“Arbeitskreis östliche Religionen der Fachstelle für Exerzitienarbeit und der Beratung Religions- u. Weltanschauungsfragen
im Bistum Aachen”

Die Seite der Fachstelle findet sich hier:

Fachstelle für Exerzitienarbeit - Kontakt


Vergleichbar

Veröffentlicht am Monday, 27. October 2008, 20:50

Was John Allen hier über die Katholiken in den USA schreibt, gilt in ähnlicher Weise auch hierzulande:

John Carr, a veteran policy expert for the U.S. bishops, has said that Catholics who take the church’s social teaching seriously wind up “politically homeless” in America. Just like the real homeless out on American streets, the politically homeless are often forgotten, but that doesn’t mean they don’t exist.


Religionsfreiheit zuhause

Veröffentlicht am Monday, 27. October 2008, 14:47

In der heutigen Ausgabe der FAZ schreibt der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Prof. Korn, eine langen Beitrag unter dem Titel “Zu schwach, um Fremdes zu ertragen?“.

Ich halte diese Titelwahl für sehr klug gewählt, denn sie trifft den Nagel auf dem Kopf. Die westlichen gesellschaften sind zu schwach in ihrer eigene Identität, um kulturell und religiös Fremdes zu ertragen, gar um es wohlwollend zu akzeptieren (auf der anderen Seite des Atlantik sieht es da, wie Prof. Korn schreibt, in der Tat ganz anders aus). Insbesondere die neueren Moscheebauten stellen die radikale Säkularität in Frage. Kirchenbauten sind harnlos geworden, ebenso wie die zeitgenössische Verkündigung des Evangeliums, welches eigentlich den ganazen Menschen einfordert, und werden eher weniger als mehr. Natürlich ist die Lage der Religionsfreiheit in islamisch geprägten Ländern eine Katastrophe und mitnichten zu akzeptieren oder zu ertragen, aber - so sagen es immer wieder Christen, die dort leben - die Lage bspw. in der Türkei ist seit der Regierung durch eine AKP besser geworden als unter den radikalen Laizisten.

Wenn die säkulare Weltsicht die Oberhoheit benasprucht, geht sie gegen jede Art von Religion vor. So wie sie in der Türkei die Mehrheitsreligion in einem Amt für Religiöse Angelegenheiten gezähmt hat, hat sie es hier mit den Kirche als Körperschaft des Öffentlichen Rechtes getan, die der Oberaufsicht des Staates unterliegen. Wo sie es dort (mit den Christen) nicht kann, werden hier die anderen (Muslime) mehr als nur kritisch beäugt.

Christen glauben an den Gott, der Vergebung fordert, Liebe für alle Nächsten, Feind wie Freund. Wie man aus dem Glauben heraus daher auch nur einen Moscheebau für falsch erklären kann, wenn man denn abstruserweise Muslime zu Feinden erklärt, ist mir schleierhaft. Das abschließende Urteil, so hat es mal ein Wanderprediger aus Nazareth gelehrt und ein Pharisäer aus Tarsus weitergegeben, steht uns nicht zu.

Übrigens, auch manch ein christlicher Kirchenneubau wird von Muslimen nicht gerne gesehen in Europa: also nichts Neues unter der Sonne. Dennoch gelten für uns die Ansprüche des Herrn, nicht ein “wie du mir, so ich dir”.

Die Ablehnung einer Moschee erscheint mir viel zu oft als eine Ablehnung der Menschen, die dort beten wollen. Aber sie dürfen für sich beanspruchen: wir sind gekommen um zu bleiben.


Ach ja, die Wissenschaft

Veröffentlicht am Friday, 24. October 2008, 12:27

In der Wissenschaft gilt, wem das nicht bekannt sein sollte, das Prinzip des “peer review”, zu deutsch so viel wie “Kontrolle durch die Gruppe”. Und zwar durch eine Gruppe von Menschen, die in dem jeweiligen Fachgebiet ebenso fit sind wie der, der etwas Neues veröffentlichen will. Erst nach der Kontrolle wird entschieden, ob etwas in einem angesehenen Journal überhaupt veröffentlicht wird, erst nach der Kontrolle wird ein neue Meinung evtl. Schulmeinung.

Doch nicht zuletzt das Kommittee für die Verleihung des Nobelpreises zeigt, daß, wenn es um die Wahrheitsfrage geht, dieses Modell des “peer review” seine Grenzen hat - ziemlich genau nämlich die geistigen Grenzen der Fachgruppe, etwas Ungewöhnliches als richtig zuzugestehen.

Dieses Jahr gewann den Nobelpreis für Medizin u.a. der deutsche Forscher Harald zur Hausen. Er behauptete über Jahre etwas, was ihn über fast genauso viele Jahre hinweg zu einem Außenseiter machte - daß nämlich Viren verantwortlich für Krebserkrankungen sein können. Mittlerweile so akzeptiert, als sei es schon immer klar gewesen.

Bei einem anderen Nobelpreis für Medizin war das Kommittee noch mutiger, denn als Stanley Prusiner ausgezeichnet wurde, er hatte die Prionen entdeckt, war dessen Konzept noch nicht allgemein akzeptiert (jetzt natürlich schon). Auch er ein Außenseiter, er hatte gegen das “Dogma” verstoßen, daß ein Erreger immer Träger von Erbgut sein müsse.

In der Naturwissenschaft ist aber insgesamt das Außenseitertum einfacher, da sich die anfängliche Einzelmeinung durch ständiges Überprüfen bestätigen läßt.

In der Geisteswissenschaft - und somit u.a. auch in der Theologie - ist das bedeutend schwieriger, wenn nicht neue Quellen auftauchen, die die eigene These untermauern. Das Konzept des “peer review” ist wichtig, so wird viel Schrott vom Nimbus des Wissenschaftlichen ferngehalten, aber allein der Umstand, daß eine Sicht “von der Mehrheit der ernstzunehmenden [hier die Fachrichtung einsetzen] geteilt wird”, macht eben wie gezeigt eine Behauptung noch lange nicht richtig oder gar, was bedeutend höher liegt, wahr.

Das ganze fiel mir ein, als ich vor einigen Tagen diesen Artikel in der FAZ las:

Kein Lebenszeichen auf der Erde


Einfach nur super

Veröffentlicht am Wednesday, 22. October 2008, 14:25

Besonders der Schluß ist zu beachten:



Medienpreis

Veröffentlicht am Monday, 20. October 2008, 19:22

Wo ich gerade lese, daß hierzulande der Katholische Medienpreis verliehen wurde (der ZEIT-Artikel war wirklich gut):


Mehr als nur preiswürdig (und zeigt, wie sich Laienfranziskaner einsetzen können, denn Gerry Straub ist so einer). Und es erinnert auch sehr an grassrootsfilms.com; dieses Projekt wird auch von Menschen getragen, die sich an Franziskus orientieren (hier der Trailer des neuesten Projektes):



Geld “vernichtet”

Veröffentlicht am Monday, 13. October 2008, 09:44

Daß Geld vernichtet wurde, und zwar in Milliardenhöhe, wurde zuletzt sehr oft berichtet. Das stimmt ja eigentlich gar nicht, da nur Zahlen verschwanden, aber nicht das Geld als faßbarer Schein. Den diese Zahlen beruhten auf Geldsummen, die eh nicht existent waren. Nur, die Finanzwelt lebt vom Verteilen von Geldern, die nicht existieren; es geht auch nicht anders.

Beispiel: A legt 1000 Euro aufs Konto. Die Bank gibt dann einen Kredit von 1000 Euro an B (denn die Zinsen für As Konto müssen ja bezahlt werden). A denkt, 1000 Euro seien “auf seinem Konto”, B hat aber 1000 Euro in der Hand - schwupps, die wundersame Geldvermehrung, aus 1000 mach 2000 im Wirtschaftskreislauf.

Wenn daher plötzlich alles Sparer ihre Konten plündern, hätten die Banken, die aufs Privatkundengeschäft setzten, jetzt ein großes Liquiditätsproblem - zumal es gerade diese Banken sind, die gar nicht so sehr von der jetzigen Krise betroffen sind.

Aber da ist wahrscheinlich eh alles klar …


Gesicht

Veröffentlicht am Tuesday, 07. October 2008, 23:21

Wenn, wie beim Hinflug zum gerade beendeten einwöchigen Spanienurlaub geschehen, der Sitznachbar berichtet, wie er von OPEL in Bochum in Kurzarbeit geschickt wird, weil die Aufträge fehlen - seit heute steht ja fest, daß es nicht nur Kurzarbeit sein wird - wenn klar ist, daß er und seine Frau sich Sorgen machen, wie es weiter geht, wie sie ihre vierköpfige Familie durchbekommen, dann bekommt diese abstrakte Finanzkrise ein Gesicht. Ich halte es für wichtig, sich mit diesen Sachen zu beschäftigen, denn Unwissende sind immer leichter zu führen und Blinde erkennen keine falschen Wege.

Doch auch hier gilt das Zitat des vorherigen Beitrages, daß nicht “die Banken”, sondern die Eigentümer der Banken Schuld tragen, daß oftmals es auch der einzelne”Normalo” ist. Wenn er etwas Erspartes in einen “sicheren Aktienfond” investiert und sich nur um den erwarteten Zins (=Gewinn) schert, aber nicht darum, was wo und wie investiert wird, dann darf er sich nicht wundern.


Reflexion

Veröffentlicht am Tuesday, 07. October 2008, 21:28

Aus einem der m. M. nach besten franziskanischen Blogs möchte ich hier zwei Reflexionen über Politik aus Sicht des Evangeliums zitieren (in der Originalsprache):

For the cause of change that most people seek is not in the leadership; at least not in a democratic nation such as ours. No, the true cause of change is in the electorate; for there lays the problem and the solution.

This is why the gospel never speaks of a political solution to the woes that we endure. My political theory is thus: The political process merely reveals the state of conversion of a nation. A virtuous nation will call forth a virtuous leader. When we fight and win the conversion battle (beginning with ourselves), then we won’t need the political savior…we won’t cry out for Barabbas to lead our cause. As important as the political battle is; it pales in comparison to the battle for conversion of the nation. The priority must be correct.