Je mehr man sich in die Gefilde von zeitgenössischer Theologie und von kirchlicher Verkündigung begibt, zumindest bei dem, was das Netz so hergibt, hört man immer wieder ein Wort:
Krise
Das nervt langsam. Wie wäre es mal mit Glaube, Hoffnung und Liebe? Und vor allem mal ein Sichselbernichtsowichtignehmen?
Auf einem sinkenden Schiff heuert nämlich keiner mehr an.
Echt, das wahlweise
a) Selbstmitleid
b) Beschreiben der “Krise” aus gesamtgesellschaftlichen Gründen heraus
c) Aufzeigen von theoretisch wunderbar formulierten Lösungen aus der “Krise” heraus
d) Beklagen der bösen Kirchenzentrale
etc.
nervt wirklich sehr.
Schon vor über vier Jahren schrieb ich hier:
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in einem recht unkirchlichen Milieu aufgewachsen bin und nachwievor lebe oder dass ich erst mit 21 zum Glauben kam, aber ich sehe das einfach nicht so. Seit wann hat Krise etwas mit Zahlen zu tun? Gut, es gibt weniger Gläubige, Priester und natürlich auch Kohle.
Aber ist das eine Krise der Kirche oder nicht eher eine des Restes (der Nicht-Kirche sozusagen)? Wenn die Menschen hierzulande glauben, ohne Evangelium auch oder gar besser leben zu können - bitte schön. Es wird sicherlich kälter werden, aber wenn’s so gewollt ist. Ja, wird man jetzt einwenden, viele verlassen ja die Kirche wegen ihrer doch so unjesuanischen Lehre. Dummes Zeug, denn dann könnten diese ja in andere Gemeinschaften eintreten, die eher diesem “Bild” entsprechen, derer gibt es viele. Wenn ich mir mal die mir bekannten vor Augen halte, die aus der Kirche ausgetreten sind, und davon kenne ich einige, so wirklich nur einer, weil er mit der Kirche und besonders mit ihrer Geschichte große Probleme hat. Dem Rest war es schlichtweg egal, sie glaubten einfach nicht an Jesus als Sohn Gottes. Habe gerade erst vorgestern in einer Kneipe gehört, wie man denn “so einen Scheiß” glauben könnte. So sieht’s eben aus.Ich sehe die Krise der Kirche höchstens darin, dass das Wissen um den Glauben und der dann natürlich auch selbst bei den Christen selbst extrem schwächelt. Aber Zahlen als Maßstab für Krisen? Seltsames Verständnis vom Evangelium, finde ich.
Und zwei Jahre danach (also ein wiederkehrendes Thema bei mir …):
Schon seit einiger Zeit wundere ich mich. Ich vermute es liegt an meiner vielleicht sehr limitierten Wahrnehmung, aber ich schätze die Lage der Kirche des Herrn in diesem Deutschland bei weitem nicht so negativ ein, wie es allerorten verkündet wird.
Natürlich, die Zahl der Austritte übertrifft die der Eintritte weiterhin bei weitem, und, ganz ehrlich, jeder einzelne Mensch fehlt der Kirche und ist unersetzbar. Dadurch sinkt auch die Finanzkraft, aber das läßt mich ja seit jeher recht kalt. Priester, auch sie Teil des schrumpfenden Kirchenvolkes, werden weniger. Alles richtig und nicht gut (außer das mit dem Geld…).Und dennoch.
Ich erlebe immer wieder Menschen, die das Glaubensbekenntnis aus vollem Herzen und komplett mitbekennen, die die Kirche so lieben wie sie ist, die nicht streng-, sondern fröhlich-katholisch sind. Die in ihremLeben so gut wie möglich versuchen, das umzusetzen, was sie vom Evangelium verstanden haben, und möge es auch noch so wenig sein. Die wissen, daß es letztlich nicht um eine christliche Leistungsschau geht, daß Seine Liebe, Seine Vergebung immer größer sind als die allerschlimmsten Taten und Fehler.
Die Zahl mag gering sein, na und?
Die Botschaft der Hinwendung Gottes zu uns, die Botschaft der Hoffnung, des Sinnes wider alle Absurdität, das alles strahlt weit und kraftvoll. “Unser Programm”, nein, Sein Programm, ist nicht zu verbessern. Und es wird immer wieder Menschen geben, die diese Botschaft erleben, sehen und glauben. Auch wenn die “gesamtgesellschaftliche Gestaltungsmöglichkeit” der Kirche abnehmen wird, dies als Versuch wäre ja erst der zweite Schritt nach der Glaubensannahme, bin ich optimistisch.
Ich verstehe ehrlich gesagt gar nicht, wie man als Christ pessimistisch sein kann.
Wie kann jemand, der die Liebe Jesu kennt, der (leider nicht immer) dieses “Ist das geil!”-Gefühl absoluter Liebe verspürt, der tief davon überzeugt ist, daß Gott ist, daß Er der Dreifaltige ist, nun … wie kann der nicht optimistisch sein?
Fannon meint:
4. November 2008Die Webseite von Fannon
Bin gerade über deine Seite gestolpert. Finde deinen Beitrag und Feststellung sehr interessant! Habe mir die Frage auch die letzte Zeit gestellt, unsere Dozenten hier an der KU Eichstätt jammern ja auch gerne herum.
Meine Beobachtung ist, dass viele kath. Theologen ständig und viel zu sehr an Konzepten hängen, aber es meistens nicht mit Glaube und Herz füllen… (können?)
Aber auch ich sehe eine Kirche im Aufbruch, kenne persönlich hunderte von begeisterten und lebendigen Katholiken die wissen was und warum sie glauben.