Back to the roots?

Als ich den Podcast zum 70.Geburtstag von Leonardo Boff bei “Katholische Welten” hörte, dem brasilianischen Befreiungstheologen und Ex-Franziskaner und Ex-Priester, wurde der Konflikt mit seinem Bruder Clódovis nicht erwähnt, auch wenn ich davon schon mal irgendwo gehört hatte.
Ich hatte mal vor Monaten aufgeschnappt, daß Clódovis, ein früher Mitstreiter seines Bruders, sich inhaltlich mit dem aktuellen Weg der Theologie der Befreiung ziemlich überworfen habe (ach, hier war’s). Wobei zu betonen ist, daß er selbst keinen Koflikt mit den Grundsätzen der Befreiungstheolgie verspürt, eher im Gegenteil.

Nachdem nun die Missionszentrale der Franziskaner in Bonn diesen aktuellen Disput zwischen den beiden Brüdern genauer dokumentiert hat, der einiges innerkirchlich unter Theologen in Lateinamerika aufgewirbelt hat, empfehle ich jedem, dem das Thema der Befreiungstheologie am Herzen liegt, eine genaue Lektüre. Ich kann im übrigen Clódovis’ Meinung sehr gut nachvollziehen und stehe da mehr auf seiner Seite …

Aber möge sich jeder selbst ein Bild machen.

Sicher gilt der eine Satz von Clódovis Boff:

Die Evangelisierung ist in erster Linie Selbstevangelisierung.





3 Kommentare zu “ Back to the roots?”

  1. Marco A. Sorace meint:


    Die Webseite von Marco A. Sorace

    Lieber Ralf,

    “cui prodest? Wen interessiert die Kritik?” fragt Leonardo Boff unter dem Titel “Für die Armen und gegen die Armut in der Methode” in einer lesenswerten Replik auf diesen theologisch m.E. völlig verfehlten Vorstoß seines Bruders Clódovis . Wenn das “Wen interessiert …” nicht - wie L. Boff ja eingangs auch festhält - bedeutet, dass das, was geäußert wird, generell uninteressant ist, dann würde ich dieselbe Frage auch gerne einmal in Bezug auf die theologisch-politische Grundausrichtung Deines Blogs stellen.

    Diese Spitze ist natürlich - wie immer zwischen uns - unter der Vorraussetzung einer christl.-franz. Mitbrüderlichkeit zu verstehen.
    In diesem Sinne
    “pace e bene”
    Marco

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Puh, Du stellst schwierige Fragen. Ich weiß nicht, was meine Ausrichtung ist. Ich schreibe meine Meinung, that’s all - da ist nichts streng systematisches bei. Allerdings bin ich, wie ich Dir vielleicht schon mal erzählt habe, erst im Erwachsenenalter zum Glauben gekommen, war aber schon als Teenager für andere aktiv (bspw. mal Amnesty International). Dennoch: mit dem Glauben ändert sich die Welt-Anschauung grundlegend. Daß C. Boff hier kritisiert, daß eben diese andere Weltanschuung aus dem Glauben an Jesus Chritus heraus ein Fundament, die conditio sine qua non, für die Theologie der Befreiung ist - sie wird sonst zur bloßen Soziologie der Befreiung (woraus und wozu hin eigentlich?), verstehe ich sehr gut.
    Mich wundert auch sehr die Art der Ablehnung dieser Kritik durch seinen Bruder, bei L. Boff kommt das innerkirchliche Lagerdenken sehr gut raus - schade. Inhaltlich sind andere in ihrer Kritik der Kritik konstruktiver, aber davon lebt ja der theologische Diskurs.

    Deswegen auch Dir ein brüderliches pax et bonum.

  3. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Noch ein Nachtrag: L. Boff argumentiert rein innerkirchlich sozusagen, für ihn ist der Glaube an Jesus Christus eben so klar gegeben, wie er es für C. Boff nicht ist. Ist die Theologie der Befreiung (TdB) auch Verkündigung des Glaubens an Jesus Christus? Oder ist sie “nur” Verkündigung dessen, was daraus folgen muß (was C. Boff ja gar nicht - wie von seinem Bruder unterstellt - abstreitet. Er lehnt bloß das “nur” ab - und da stimme ich ihm zu.)?
    Eine TdB eines nichtchristlichen Glaubens, bspw. einer lateinamerikanischen indigenen Religion, wäre ein Karikatur: denn erst durch den Glauben an Den, Der uns zuerst geliebt hat, sehen wir in dem konkreten armen Mitmenschen Jesus und unseren Bruder.
    Meines Erachtens ist dies das Anliegen von Clódovis Boff: den Glauben an Jesus von Nazareth ins Zentrum stellen und Ihn allein als Grund und Fundament aller Befreiung sehen. Das müßte automatisch zu einem anderen, nicht so krititklos positiven Umgang mit anderen Motiven (wie bspw. anderen religiöse Grundüberzeugungen) führen.

    Daß das aus Sicht L. Boffs nicht der Fall ist - und da setzt ja C. Boffs Kritik an - zeigt er, indem er Jacques Dupuis verteidigt, der ja aufgrund seiner eher pluralistischen Religionstheologie in die Kritik kam.

    Ohne ein eindeutiges Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Einzigen Herrn aller und als dem Einzigen, dem Anbetung gebührt, beraubt sich die TdB dessen, was sie zu Theologie macht - Rede von Gott, dem Einen Dreifaltigen.


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