Vielfalt, keine Einfalt

Gerade jetzt, wo wir uns mit großen Schritten auf die wichtigste Zeit des Jahres zubewegen (und ich mir mal wieder wünsche, wir könnten uns mit den Ostkirchen auf einen gemeinsamen Ostertermin einigen, auch wenn das in einer Kirche Ärger brächte), möchte ich mal ein paar belanglose Gedanken loswerden.

Eines stößt mir in meiner Kirche sehr auf, und zwar von beiden “Enden” des Spektrums innerkirchlich.

Da sind die einen, die alles kritisieren, die einen ominösen Konzilsgeist beschwören (der sich zwar nicht in den Texten findet, aber sicher in den Köpfen der Konzilsväter, wenn man die fragt, die noch welche kannten, außer natürlich den Konzilstheologen Ratzinger etc. …), die zahlreiche Änderungen in Dogmatik und Kirchendisziplin wolen (als ob ersteres ginge!), die ein andere Sittenlehre fordern und vor allem jedem seine eigene Wahrheit haben lassen wollen (solange sie nicht zu sehr ihre eigene Position bedrängt) - sprich: Mission um andere zum Christentum zu bewegen (bekehren kann sowieos nur Er) ist bähhh und igittigitt. Mission um einfach da zu sein ist gut. Dasein ist eh gut. Gutsein ist auch gut. Alles gut. Wir gut, Vatikan böse. Oder so.

Dann sind da die anderen, die jegliche Art von Kritik an jeder päpstlichen Äußerung als “unanständig”, “ungeheurlich”, “ach bleib doch ruhig” (latinisiert als “sic tacuisses” verschleiert) verabscheuen. Der Papst hat immer Recht, der Ortsbischof zuhause nur selten, es sei denn er ist entweder Erzbischof Meisner oder einer der Bischöfe Mixa oder Müller oder auch vermehrt Erzbischof Marx (ich verweise mal auf einen Beitrag dieses Blogs von vor fast fünf Jahren). Die Deutsche Bischofskonferenz ist an sich böse, die Mehrheit der Bischöfe auch, da sie seit Bischof Karl Kardinal Lehmann einen schlechten Vorsitzenden wählt, jetzt eben Erzbischof Zollitsch. Papst ist gut, Vatikan ist fast immer gut (die Kurie eher böse), die DBK ist böse.

Beide Seiten nerven mich zunehmend.

Irgendwie gelingt es beiden nicht, zwischen Meinungsvielfalt und Wahrheitsvielfalt zu unterscheiden. Die Meinungsvielfalt, das Schwirren verschiedener Stimmen und Meinungen, ist ein unveräußerlicher Bestandteil der Kirche, damit sie zu einer immer tieferen Erkenntnis der Offenbarung Christi kommt. Es ist ja keinesfalls so, daß sich neue Erkenntnisse “von oben” einfach so im päpstlichen Hirn zeigen - wer so was auch nur anstzweise glaubt, hat die Inkarnation nicht verstanden und grenzt den Hl. Geist wahrhaftig sehr ein. Deswegen sind diese zahlreichen Meinungen, streitbaren Beiträge und - manchmal auch für mich nur schwer ertragbaren - Artikel von selbsternannten Kritikern der Kirche wichtig. (Naja, zumindest sind sie immer rechtens, auf manche könnte auch ich verzichten)

Andererseits kann es eine Vielfalt der Wahrheit nicht geben, genau hier setzt das andere Problem an. Entweder gibt es keine Meinung oder es gibt die eine offizielle lehramtliche Meinung, die ggf. als wahr anzuerkennen ist. Das tut verständlicherweise weh, wenn man selbst aus tiefster Überzeugung anderer Meinung ist. Da ist jede Art von Schadenfreude fehl am Platz, so etwas ist nicht einfach und erzeugt ggf. eine lebenslange Spannung, die nur schwierig auszuhalten ist. Doch bei sehr vielen Punkten gibt es eine große Meinungsvielfalt und so auch dann eine mögliche Wahrheitsvielfalt, weil es eben die eine offizielle kirchliche Meinung dazu nicht gibt.
So gibt es zahlreiche Christen, für die kann es als Christen nur eine pazifistische Grundhaltung geben. Andere üben aus christlicher Überzeugung heraus eine Tätigkeit in einer Armee aus (was mir schwer fällt zu verstehen, aber ich muß es tolerieren). Weder das eine noch das andere verurteilt die Kirche.

Das nur als ein kleines Beispiel.

So, Ende der Gedanken.





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