Hilfestellung

Dies Domini.

(Erst einmal ein Frohes Neues allerseits, auf ins Lesejahr C sozusagen.)

Die Konstitutionen des OFS (Art. 9,2) sagen:

Jedes Mitglied des OFS, das versprochen hat, dem Beispiel und den Weisungen Christi zu folgen, muss persönlich und ständig die Hl. Schrift, besonders das Evangelium, studieren. Die Gemeinschaft und ihre Verantwortlichen fördern die Liebe zur Frohen Botschaft und helfen den Schwestern und Brüdern, die Bibel so kennen- und verstehen zu lernen, wie sie unter dem Beistand des Heiligen Geistes von der Kirche verkündet wird.

Eine mögliche Hilfe bei diesem Studium der Schrift ist die Päpstliche Bibelkommission. Aus einem mir noch unverständlichem Grund werden ihre Dokumente nicht häufig thematisiert im Netz, vielleicht auch einfach zu wenig gelesen.

Letztes Jahr, dieses Jahr auch auf Deutsch, wurde von ihr ein lesenswertes Dokument mit dem Titel “Bibel und Moral - Biblische Wurzeln des christlichen Handelns” veröffentlicht. Es ist anfangs theorielastig, da die generelle Sichtwiese (Hermeneutik) erst einmal klar gemacht wird. Detaillierte Handlungsanweisungen gibt es weiter hinten auch nicht, das kann auch nicht sein, aber es wird doch in manchem konkreter. Ein längeres Beispiel, das hängen blieb, möchte ich hier mal kommentarlos zitieren:

118. Theologische Überlegungen zum Verhältnis Kirche/Staat beriefen sich traditionellerweise fast nur auf Röm 13,1-7 (vgl. 1 Tim 2,1-2; Tit 3,1; 1 Petr 2,13-17), und sogar autokratische Regierungen verlangten Gehorsam mit Berufung auf diesen Text. Paulus macht eine allgemeine Feststellung über die legitime Autorität und stützt sich auf die Überzeugung, daß Gott in einer Gesellschaft Ordnung will und nicht Anarchie und Chaos. Auch die Christen hängen vom Schutz durch den Staat ab und von einer langen Reihe von Dienstleistungen; sie teilen mit ihm viele Werte und können sich ihrer zivilen Verantwortung und der Teilnahme am sozialen Leben nicht entziehen.

Aber nach einem Jahrhundert, in dem totalitäre Regime Kontinente verwüstet und Millionen von Menschen hingemordet haben, muß diese Auffassung des Verhältnisses zum Staat ergänzt werden durch die Sicht der Offenbarung, die den dämonischen Einfluß eines Staates beschreibt, der sich an die Stelle Gottes setzt und alle Macht für sich beansprucht. Ein solcher Staat orientiert sich an Werten und Haltungen, die dem Evangelium widersprechen. Er setzt seine Bürger unter Druck und verlangt völlige Gleichschaltung; er grenzt die aus, die sich weigern, oder tötet sie. Die Christen sind gerufen, “weise” zu sein, um die Zeichen der Zeit lesen zu können und die wahre Wirklichkeit eines Staates kritisieren und demaskieren zu können, der zum Sklaven des Dämonischen wird, auch eines luxuriösen Lebensstiles auf Kosten anderer. Sie sind gerufen, Politik, Wirtschaft, Handel ins Licht des Evangeliums zu stellen und in diesem Licht die konkreten Projekte für das Funktionieren der Gesellschaft zu prüfen. Weil die Christen aus der Zeit, in der sie leben, nicht ausziehen können, müssen sie eine eigene Identität erwerben, die sie fähig macht, ihren Glauben in geduldiger Ausdauer und prophetischem Zeugnis zu leben. Sie sind auch eingeladen, Weisen des Widerstandes zu entwickeln, die sie fähig machen, in Opposition zu gehen und das Evangelium zu verkünden und sich den dämonischen Mächten zu stellen, die durch die zivilen Institutionen handeln (vgl. Eph 6,10–20) und die heutige Welt beeinflussen.





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