Archiv für January, 2010



Eine kleine sichtbare Minderheit

Veröffentlicht am Friday, 22. January 2010, 09:43

Der hess. Ministerpräsident Koch hat Recht, wenn auch nur mit einem Satz.

In der heutigen FAZ schriebt er in einem ganzseitigen Gastbeitrag, daß es unbestritten sei, daß eine kleine sichtbare Minderheit das bestehende System ausnutze und den sozialen Zusammenhalt gefährde.

Anders gesagt: er hält diese Menschen für im wahrsten Sinne des Wortes asozial.

Die Hartz-IV-Empfänger kann er aber kaum ernsthaft meinen - denn die sind doch viel zu unsichtbar.

Viel sichtbarer sind dagegen die Boni-Empfänger der Banken, ebenso die Ackermänner, Wiedekings und von Pierers, die Millionen-Gehälter abzocken und ohne ihre Zuarbeiter doch reine Nullnummern wären. Die, die ihr Geld, anstelle es in den hiesigen Konsum zu stecken wie alle Hartz-IV-Empfänger, lieber im Ausland parken. So wie die Schumachers der Sportwelt, die in Steueroasen flüchten und sich hier feiern lassen.

Die sind asozial - und mit deren beseite geschafftem Geld und überzogenen Gehältern (allein von den Genannten) könnte Berlin alle 20% Hartz-IV-Empfänger bezahlen.

Da ist die Debatte um die paar Armen, die mit wenig auskommen können ohne arbeiten zu wollen, eine reine Neiddebatte.


Gebetswoche

Veröffentlicht am Tuesday, 19. January 2010, 15:02

Aktuell betet die Kirche um die Einheit der Christenheit.

Vor allem müssen wir m. E. nach um eines beten: daß alle die sichtbare Einheit wollen.


Gospel der Gospa?

Veröffentlicht am Monday, 18. January 2010, 23:51

Man sehe mir nach, daß ich mal wieder auf was Tagesaktuelles im Kirchenklatsch eingehe, aber anhand dieses Beispieles läßt sich einiges über die Kirche besser verstehen.

Kürzlich gab es ja mal wieder Aufregung über die Frage der Echtheit der Erscheinungen der Muttergottes im bosnischen Medjugorje (hier ein einleitender Beitrag dazu). Ob diese echt sind, ist jetzt hier nicht Frage - die kann ich auch gar nicht kompetent beantworten. Dies kann, übrigens erst nach Ende der Erscheinungen, sowieso nur einer - und dies ist eben nicht der Papst.

Die Kirche ist eben nicht so pyramidal aufgebaut, wie allgemein vermutet und noch mehr kolportiert wird. Die Kirche ist der Leib von Kirchen, denen Bischöfe vorstehen, die in Gemeinschaft (Communio) untereinander und mit dem Bischof von Rom (Papst) stehen, welcher dann noch einmal eine spezielle universale Oberhoheit (Jurisdiktion) ausübt.

Das beschneidet den Ortsbischof zwar theoretisch (und in manchen Fällen auch praktisch), aber wenn es nicht um eine Frage des verbindlichen Ritus oder Glaubens oder der Sitte geht, kann der Papst nicht einfach von oben etwas dekretieren. Kein Katholik auf diesem Planeten muß bspw. glauben, daß Maria in Fatima (Portugal) erschienen ist. Das war anfangs nicht des Papstes Baustelle, das ist es bis heute nicht. Mögliche Erscheinungen von Gestorbenen, die wir bei Gott glauben oder wähnen, sind eben Sache des vor Ort zuständigen Bischofs, und zwar nur seine. Eine vatikanische Kommission kann da dem Ortsbischof nicht vorschreiben, das ganze jetzt doch bitte anders zu sehen.

Auch was der Papst da meint, ist nicht ausschlaggebend.

Das ist zwar für manche immer wieder erstaunlich und ggf. verwirrend zu hören, daß es eben nicht so von oben nach unten geht, da würde ja die sichere Autorität fehlen, aber die höchste Auorität ist eben auch laut dem Dogma vom Vat I. eben nicht der Papst, sondern die Kirche als ganze. Diese Autorität wird dem Papst als Person unter bestimmten genauen Umständen auch zuteil - aber die Kirche genießt sie immer. Die Kirche ist Communio, Gemeinschaft untereinander. Und die Bischöfe sind Nachfolger der Apostel, nicht Statthalter des römischen Bischofs.

(Es ist ja sowieso ein interessanter Umstand, daß Papst Pius IX. das Erste Vaticanum als Konzilsgemeinschaft der Bischöfe brauchte, um sich bestätigen zu lassen, daß er als Papst gottgewollt eigentlich auch ohne Konzil handeln könne - aber das ist ein anderes Thema)

Das dazu.


Ärztemangel in der Großstadt

Veröffentlicht am Wednesday, 13. January 2010, 22:07

Hier ist mal wieder ein aktueller Bericht aus meiner Stadt und der Nachbarschaft.

So sieht die Lage aus.

Wenn man jetzt mal von der Grundannahme ausgeht, daß der normale Arzt kein besserer oder schlechterer Mensch als jeder andere auch ist, sozusagen von seinen menschlichen und altruistischen wie egoistischen Qualitäten her ein Durchschnittstyp, dann wird sich die Lage noch weiter verschlimmern.

Ich habe in den letzten Tagen selbst einige Ärzte kennengelernt, die nach zum Teil über 10 Jahren in eigener hausärztlicher Praxis, in der Stadt und auf dem Land, diese dicht gemacht haben - zuviel Frust über die Unmöglichkeit der guten Medizin- und jetzt gutbezahlte industrielle Jobs in der Arbeitsmedizin haben (auch da gibt’s übrigens Ärztemangel, den gibt es überall!)

Mal sehen wann die Politik aufwacht

- und den Krankenkassen Beine macht für angemessene Verträge mit den Hausärzten (wie bspw. in Bayern und Baden-Württemberg)

oder

-die Kommunen Geld in die Hand nehmen und bspw. die Mieten oder Personalkosten übernehmen (irgendwie ist ja die medizinische Versorgung schon ein öffentliches Anliegen, daß die ärztliche Selbstverwaltung nicht mehr in den Griff bekommt)

oder

- die Kommunen Ärzte anstellen, die dann eine Praxis betreiben, das Minus deckt dann die Stadt (Rest siehe oben)

Möglichkeiten gibt es viele. Nur: so weiter wie bisher wird es nicht gehen.


Geschwätz vs. kurz und knackig

Veröffentlicht am Sunday, 10. January 2010, 23:24

Dies Domini.

Ich liebe liturgische Gebete, ich liebe die Gebete der Kirche. Einer der Hauptgründe ist einfach der, daß da nicht so viel gelabert wird.

Ich nehme an, das Phänomen kennt jedeR: da wird ein “erdachtes” Gebet präsentiert, sei es von einem selbst oder von einem anderen - kann auch vielleicht manch ein Heiliger sein, auch manche Gebete im Gotteslob sind mir zu voll davon (Heilige haben ja auch schon mal Quatsch fabriziert). Da wird dann nicht mit Gott gesprochen, sondern über ihn, am Schluß dann eine kleine Ansage im Sinne einer Fürbitte. Litaneien von Sachen wie:

“Du bist Derjenige, der…”
“Durch Dich wurde alles …”

(Besonders beliebt ist da auch die Muttergottes als Ansprechpartnerin):

“Du hast den Ewigen Sohn getragen ….”
“Aus Deinem Schoß ….”
“Du hast Sein Wort …”

bevor dann endlich mal eine Bitte oder Danksagung kommt.

DAS ALLES IST KEIN GEBET!

Dagegen ist das Vaterunser herrlich geschwätzfrei (übrigens direkt nach der Warnung vor zuviel Geschwätz), da geht’s kurz und knackig zur Sache. Und jede Bitte ist einfach nur eine Ausdehnung des ersten. Keine Zustandsbeschreibung, keine Attributenbeigabe, kein Geschichtsunterricht oder eschatologische Nachhilfestunde, einfach nur: Gebet.

Herr Jesus Chrisus, erbarme Dich unser und unserer hilflosen Art zu beten.


Eine Sportart bei Ultra-Orthodoxen Juden in Jerusalem

Veröffentlicht am Thursday, 07. January 2010, 23:32

Mir war dieser Sport unbekannt, der wegen der vielen Franziskaner dort diese besonders trifft:

Ordensleute und Priester bespucken!


Sprechweise

Veröffentlicht am Thursday, 07. January 2010, 08:49

Du rufst Deinen Vater an.

Noch ehe er etwas sagen kann, redest Du ihn an, sprichst zu ihm. Du legst ihm Deine Sorgen dar und bedankst Dich für dieses und jenes. Vielleicht sagst Du aber auch etwas, was Du abliest oder gut auswendig kannst. Manchmal hast Du das Gefühl, Dein Vater ist Dir dabei ganz nah.

Vielleicht machst du das ganze mehrmals täglich.

Doch eigentlich legst Du sofort auf, nachdem Du fertiggesprochen hast und findest das ganz normal.

War das jetzt ein Gespräch?


Andere werden stärker?

Veröffentlicht am Saturday, 02. January 2010, 21:32

Es gibt in diesem Land bei vielen Christen Befürchtungen, der Islam könne “stark” werden, könne gar zu stark werden, er sei doch eigentlich stärker als das Christentum, da er mit offensichtlich mehr Identifizierung von den Gläubigen gelebt werde.

Nun, das reine Vorkommen oder die Verbreitung eines Glaubens bzw. einer Religion sagt noch lange nichts über die Stärke aus. Ich bin der Meinung, daß das Christentum zu Zeiten der Inquisition schwach war, ebenso der Islam jetzt. Ebenso wie es damals in manchen Regionen Europas (insbesondere Spanien unter den “Katholichen Königen” und ihren Nachfolgern) ohne Strafandrohung nicht möglich war, eine andere Sicht Gottes und der Welt als die dominant auftretende katholische Sichtweise zu haben, ist es jetzt in islamisch dominierten Ländern ncihtmöglich, seine Religion ohne Strafandrohung zu wechseln. Es gibt Ausnahmen in Schwarzafrika, GottseiDank, aber die arabischen und (in geringerem Umfang) asiatischen Länder sind da sehr rigide. Offensichtlich geht es da entspannter zu, wo sich der Islam nicht mit dem Schwert verbreitet hat - also außerhalb Nordafrikas und der arabischen Halbinsel bis Zentralasien.

Erst wenn man eine andere Meinung gelassen aushalten kann, ist das ein Zeichen für Stärke, erst wenn man sogar Schmähungen, die man natürlich nicht provozieren soll (was sollen die auch bringen?), gelassen erträgt.

Franziskus sagt in seiner Nicht-bullierten Regel (NbR), Kapitel 16 (das Missionskapitel, wenn Brüder zu Sarazenen und anderen Ungläubigen gehen wollen):

5 Die Brüder aber, die hinausziehen, können in zweifacher Weise unter ihnen geistlich wandeln.
6 Eine Art besteht darin, daß sie weder Zank noch Streit beginnen, sondern “um Gottes willen jeder menschlichen Kreatur” (1 Petr 2,13) untertan sind und bekennen, daß sie Christen sind.
7 Die andere Art ist die, daß sie, wenn sie sehen, daß es dem Herrn gefällt, das Wort Gottes verkünden: sie sollen glauben an den allmächtigen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, den Schöpfer aller Dinge, an den Sohn, den Erlöser und Retter, und sie sollen sich taufen lassen und Christen werden; denn “wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen” (vgl. Joh 3,4).
8 Dieses und anderes, was dem Herrn wohlgefällig ist, können sie ihnen und anderen sagen, denn der Herr sagt im Evangelium: “Jeder, der mich vor den Menschen bekennen wird, den werde auch ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist” (Mt 19,32).
9 Und: “Wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er in seiner und des Vaters und der Engel Herrlichkeit kommen wird” (vgl. (Lk 9,26).

Vor allem spricht daraus eine für die damalige Zeit unglaublich große Gelassenheit, denn der erste Weg ist einfach nur der Weg des Bekenntnisses. Sagen, daß man Christ sei, mehr nicht. Kein Zank oder Streit anfangen, ihnen untertan(!) sein. Letztlich ist der Herr für das Heil der anderen verantwortlich, man selbst ist höchstens Werkzeug und wird eingesetzt von Ihm - oder eben auch nicht, denn es gefällt Gott bestimmt nicht immer.

Diese ruhige Gelassenheit ist dem Islam heute in den Regionen, in denen er vorherrscht, ebenso fremd wie manchen katholischen Regionen Europas zu Zeiten der Inquisition.

Deswegen muß man sich vor eine Erstarken des Islam keine Sorgen machen, denn weltweit gesehen ist er nicht stark, sondern schwach.

Mich würde ein Erstarken freuen. Von muslimischen Freunden kenne ich diese Stärke, diese Gelassenheit der eigenen Glaubensüberzeugung.

Fehlen tut sie mir in vielen Sparten des kirchlichen Raumes (”links” wie “rechts”) und bei dezidiert Gläubigen jeder Couleur ebenso wie bei dezidiert Ungläubigen. Da werden schnell Verbalkeulen gebraucht, politische Einflußnahme wird gesucht.

Gelassen sein. Überzeugt sein. Überzeugungen sein lassen, auch wenn man sie nicht teilt.