Wird die Taufe verschleudert?

In einer Nachbarstadt Düsseldorfs hat der leitende Pfarrer eines größeren Pfarrverbandes seit einiger Zeit eine Änderung der “Tauf-Organisation” herbeigeführt.

Die Tauftermine werden nicht mehr individuell oder verteilt angeboten, sondern es gibt einen regelmäßig stattfindenden Termin, an dem dann alle Kinder gemeinsam getauft werden (wie oft der sich wiederholt, monatlich oder zweimonatlich oder so weiß ich nicht im Détail).

Dazu müssen die Eltern, auf deren Glauben unmündige Kinder ja getauft werden, eine aus mehreren Terminen stattfindende Taufkatechese durchlaufen. Ziel ist es sicherzustellen, daß die Kindern nicht ins Glaubensvakuum oder in einen persönliche Patchwork-Religion hingetauft werden, sondern daß das gelebt wird, was die Taufe bezeichnet: den Glauben der Kirche.

Prinzipiell ist das alles gut zu verstehen - nur: die Taufzahlen sind seither deutlich zurückgegangen.

Wie soll man das beurteilen? Lieber eine Kirche der echten Christen sein als sich vor einer Mehrheit von Mitchristen sehen, die - ehrlich gesagt - häufig eigentlich wenig Ahnung vom Glauben der Kirche haben? Werden sonst nicht die Sakramente verschleudert und wird nicht sonst der erste Schritt zur weiteren Nivellierung getan: alle gehen dann zur Kommunion, keiner geht beichten?

In diesem älteren Artikel wird das thematisiert. Einerseits sagt ein gewisser Giorgio Campanini:

It seems beyond doubt that we are facing a clear disequilibrium in the administering of the sacraments. An emblematic case is that of the sacrament of baptism, the celebration of which seems to have given much greater emphasis to traditional, ritual, and sometimes almost magical components rather than to the presentation of the faith. To what extent is baptism, as administered today, truly a proclamation, a summons to faith? What has become of the godparents, the hypothetical ‘guarantors’ of the baptized child’s faith, in a widely secularized society like that of today? It must be asked whether the current praxis – that of not denying baptism to anyone, believer or non-believer – is really the most ecclesiastically correct one, and whether baptism can continue to be granted in the future without the catechesis of the parents, relatives, and godparents.

Oder gilt das, was der alles andere als liberale Cardinal Ruini hier sagt:

In recent years, special attention has been dedicated to the catechesis of families whose children are to be baptized, not only to prepare them for baptism, but also to accompany them after baptism, in such a way that the many families that by themselves are hardly able to give a Christian formation to their children may also be assisted in doing so, and so that their children, after being baptized, may not be left to themselves in terms of education in the faith. […] This kind of catechesis permits the offering of an alternative to the temptation, which is pastorally destructive but nonetheless present in a certain percentage of the Roman clergy, to not admit for baptism the children of families – or of couples not validly married – that do not provide any guarantee of offering their children a Christian formation.

Als Resumee wird gesagt:

The clash of these two approaches – the rigorist one expressed by Campani, and Ruini’s “people-friendly” approach – is a constant in the Church’s history.

Und weitere Zeugen für die eine oder andere Position werden genannt.

Also weiter sind wir nicht.

Und ich weiß auch nicht genau, was ich dazu meinen soll. Beide Punkte kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Taufe ist kein Leistungsnachweis eines (bei Kleinkindern stellvertretenden) Glaubenszeugnis, sie ist eine Gnadenzusage des Dreifaltigen, eine Zusage an Liebe und an Kindschaft Gottes. Doch ohne Glauben darf sie nicht einfach so gegeben werden, da die freie Zustimmung des Menschen dabei sein muß.

Schwierig.

Wir selbst mußten zwei Termine wahrnehmen: ein gemeinsamer mit allen Eltern und Paten der in den nächsten Monaten zu taufenden Kindern und einen Einzeltermin mit dem Geistlichen, der die Taufe durchführen wird. So etwas halte ich für in Ordnung: nicht fast nichts, nicht abschreckend zu viel.





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