Veröffentlicht am Thursday, 23. September 2010, 06:24
Von vielen Menschen im Abendland, so mein Eindruck, wird im Konfliktfeld des Aufeinanderstreffens von Islam und Christentum betont, daß das Christentum im Kern eine friedliche Religion sei, wogegen der Islam im Kern eine zumindest gewaltbereite Religion sei.
Über die Wahrheit dieser Aussage will ich mich jetzt gar nicht äußern, sondern bemerken, daß ich zudem den Eindruck habe, daß es auch Christen gibt, die mit der Art und Weise ihrer Meinungsäußerung diese Einstellung konterkarieren.
Auch ich halte natürlich den Glauben an die Hl. Dreifaltigkeit für einen zutiefst friedlichen, trotz aller historischen Verirrungen, aber das setzt voraus, daß ich das auch so lebe.
Und dazu gehört vor allem auch die verbale Gewaltlosigkeit. Unfrieden beginnt im Wort.
Das Christentum ist die Religion, die einen auf Erden machtlos erscheinenden, sich den anderen ausliefernden, am Kreuz hängenden Gott verkündet. Mit keinem Wort hat Jesus je mehr getan als Sich und Seine Botschaft anzubieten und auf die individuellen Folgen der Ablehnung hingewiesen.
Da die bisherige Phase der Glaubensverbreitung mit Hilfe politischer Macht endgültig beendet zu sein scheint (außer den ersten 3 Jh. kannte das Christentum aber keine andere Form, so daß hier ein Lernprozeß notwendig ist) - was ich sehr begrüße - geht es eben um das, was die französischen Bischöfe schon vorüber 10 Jahren “proposer la foi” nannten: den Glauben anbieten. Auch gegenüber Muslimen. Es geht im Sinne Jesu nicht darum, den Glauben anderer madig zu machen oder zu verunglimpfen oder zu verurteilen, damit ist nichts erreicht außer Gewalt. Gewalt ist aber nicht das Spielfeld des Christen, da können sich andere tummeln.
Somit ist es, vielleicht dem Jeweiligen nicht bewußt, heuchlerisch, wenn man mit flachen Parolen (und somit verbal gewaltsam) dem Islam Gewalt zuschreibt, der eigenen Identität aber Frieden. Frieden zu halten ist unendlich viel schwieriger als Gewalt, da Gewalt, eben auch verbale, uns in vielen Situationen als vollkommen natürlich erscheint. Doch der Herr fordert anderes von uns.