Soziales Wort

Die Bischöfe in Deutschland haben einen Impulstext zur sozialen Lage der Gesellschaft veröffentlicht. Dieser findet sich unter dem Titel “chancengerechte Gesellschaft” als pdf hier.

Als bischöfliches Wort ist er wichtig für die Gewissensbildung und besitzt daher einen hohen Rang - ich möchte aber anmerken, daß mir der Grundton generell zu positiv à la “im großen und ganzen läuft es doch gut” ist. Vielleich mag das daran liegen, daß die Kirchenleitung sich faktisch mehr um die zwei Drittel Gewinner als um das eine Drittel Verlierer kümmert …

So wird bspw. postuliert, daß eine Zunahme an Freiheit gleichsam automatisch zu einer Zunahme an Wohlstand geführt habe - den Beleg für so eine generalisierende Aussage findet man aber nicht. Ich möchte keineswegs der Unfreiheit das Wort reden, sicher nicht, aber in wenig mehr Genauigkeit hätte ich mir gewünscht.

Desweiteren wird suggeriert, die Nichtannehme von realen Chancen liege hauptsächlich am Versagen der Betroffenen selbst. Gesellschaft funktioniert dann m. E. nach doch ein wenig anders. Kurz gesagt, da ich mich beruflich damit beschäftige: in Der Arbeitssicherheit muß der Unternehmer immer nachweisen können, daß er alle Pflichten der Unterweisung erfüllt hat - angewandtauf dieses Modell bedeutet das, daß der Staat aufgrund der Menschenwürde des Einzelnen eine Bringschuld hat, die es nachzuweisen(!) gilt. So etwas fehlt in diesem Impulsreferat völlig.

Ich möchte es auch nicht überhöhen, es ist kein Hirtenbrief, aber doch ein wichtiges Wort.

Auch diese kritische Stellungnahme hat dazu bedenkenswerte Einwände.





5 Kommentare zu “ Soziales Wort”

  1. Imrahil meint:


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    >>Die Nichtannahme von realen Chancen liege hauptsächlich am Versagen der Betroffenen selbst.

    Ich weiß nicht, ob das so ist - obwohl ich mir fast sicher bin, daß das manchmal, und nicht immer der Fall ist - aber da tut sich dann ja die sehr schwerwiegende Frage auf, was tun mit einem, der tatsächlich versagt, sich tatsächlich nicht auf das böse Schicksal etc. herausreden kann - und doch eigentlich nicht versagen hätte wollen?

  2. Ralf meint:


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    Das Problem liegt ja in der Beurteilung dessen, was eine “reale Chance” ist bzw. wie real sie überhaupt ist. Wenn nur der Anbieter der Chancen dieses Etikett verleiht und nicht der Betroffene, ist das Etikettenschwindel. Genauso wird es aber leider gemacht.

  3. Imrahil meint:


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    Das ist auch ein Problem. Aber was, wenn die Chance einmal (per Hypothese) tatsächlich real ist, und der, der sie hatte, sie durch (per Hypothese tatsächlichem) Versagen nicht genutzt hat? Mit dem muß man doch auch noch liebevoll umgehen…

    “Wer nicht faul ist, bekommt auch Arbeit” ist nicht nur problematisch, weil es sachlich nicht zutrifft, sondern auch, weil es unterschwellig denjenigen für belanglos erklärt, der (vielleicht aus Empfinden von Perspektivlosigkeit, der Macht der Gewohnheit oder ähnlichen Gründen) tatsächlich faul ist; von dem man aber nicht annehmen sollte, daß er nicht lieber fleißig sein würde.

    [Kurze Anmerkung: Weil ich mich mit der Wirklichkeit nicht auskenne, mit meinen Hypothesen eher schon, rede ich immer schön von hypothetischen Fällen. Bis auf die Vermutung, daß es diese nicht gänzlich nicht gibt, soll das nicht heißen, daß diese in nennenswerten Anzahlen oder mehrheitlich etc. zutreffen. Ich werfen niemandem Faulheit vor… nur damit das klar ist.]

  4. Ralf meint:


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    Falls ich Deinen Kommentar verstanden haben sollte - sehe ich das genauso wie Du. Nicht verurteilen, nicht richten, dafür lieben und helfen. Denn was haben wir, was wir nicht empfangen hätten?

  5. Imrahil meint:


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    Bitte um Entschuldigung für unverständliche Formulierungen!


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