Wohl keine andere Frage wird mehr gestellt, wenn man mit Leid konfrontiert wird, es selbst am eigenen Leib oder der Seele erlebt oder andere leiden sieht.
Warum?
Die Konstitutionen des OFS, d.h. die näheren Ausführungen zu der Ordensregel des OFS, haben ein krasses Statement in Artikel 10:
“Der arme und gekreuzigte Christus” - der Sieger über den Tod, der Auferstandene, die deutlichste Offenbarung der Liebe Gottes zur Menschheit - ist das “Buch”, aus dem die Schwestern und Brüder in Nachahmung des hl. Franziskus lernen, warum und wie man lebt, liebt und leidet. In Christus entdecken sie den Wert, der Gerechtigkeit wegen zu leiden, sowie den tieferen Sinn der Schwierigkeiten und Kreuze des täglichen Lebens.
Christus also zeigt uns, warum wir leiden (und leben und lieben). Und Christus zeigt uns auch, wie wir christlich leiden sollen (so seltsam das klingen mag).
Dieser Satz, ohne die Nebensätze auf den Kern reduziert, war für mich erst einmal nicht nur sehr abstrakt, sondern eine große Herausforderung - und ehrlich gesagt auch ziemlich unverständlich. Daß die “warum”-Frage ja selbst bei klarer rationaler Beantwortung keine Hilfe darstellt, weil sie die Tatsache des Leidens nicht im geringsten vermindert, hatte ich schon mal erwähnt (und das wurde dort kontrovers gesehen).
Daß ein Mensch in seinem Leiden einen Sinn sehen kann, ist ein Geschenk der Gnade. So etwas wie Sinn kann niemand von außen vorgeben oder diktieren, den kann man nur finden. Doch wie dieser Sinn konkret erfahrbarer wird, was für ein Sinn das im christlichen Verständnis sein kann, das alles findet sich in diesem Schreiben vom Sel. Johannes Paul II. sehr gut beschrieben (habe ich neulich mal gelesen). Hier kann man es bestellen.
Allen möchte ich das Schreiben ans Herz legen, besonders denen, die das erfahrene Leid mit den Augen des Glaubens verstehen lernen wollen.