Mysterium der Kirche II

Vor einigen Tagen schrieb ich ja was über die Kirche als solche. Dabei möchte ich auf einen Aspekt noch genauer eingehen:

Es geht also nicht so sehr um meine Erlösung als individuelles Heilsereignis, nicht so sehr um die Frage, ob ich jetzt Jesus ins Herz aufnehme oder dem Glauben intellektuell zustimme, sondern um die Frage: gehöre ich zum Volk Gottes? Dieses Volk Gottes wird als ganzes erlöst, so viel ist durch die Zusage Jesu sicher. Die Frage ist also: gehöre ich dazu?

Dieses Zitat von mir selbst aus dem Beitrag möchte ich noch einmal betonen, denn es hat weitreichende Bedeutung. Es nimmt beispielsweise sehr vielen Kirchenkritikern von welcher Seite auch immer den Wind aus den Segeln.
Kirchenreform kann nur von der Frage ausgehen, ob eine Änderung des Status Quo immer noch garantiert, daß die Kirche wirklich Seine Kirche ist, immer noch die Kirche Jesu Christi ist - alles andere ist nicht nur sekundär, sondern vollkommen egal.
Wenn die Kirche nicht mehr Seine ist, weil sie Seinen Willen in wichtigen Punkten nicht mehr erfüllt, dann würde jeder in ihr einem Betrug ausgeliefert sein.
Wenn bspw. ein - man verzeihe mir die Schubladentypisierung - ein “progressiver” Kritiker eine Anpassung der Kirche an die Lebenswelt von heute verlangt, dann ist das eine leere Argumentation, da die Kirche ganz woanders verankert sein muß. Wenn andererseits ein “traditioneller” Kritiker auf die Einhaltung jedes Paragraphen des Kirchenrechtes durch Laien und Kleriker pocht, dann liegt er auch schief, weil im Codex Iuris Canonici, dem römischen Kirchenrecht, nicht das Heil zu finden ist.
Beide Argumentationsstränge sind vergleichsweise einfach zu führen. Das eigentliche Argument, das zählen würde, nämlich “im Punkt X folgt die Kirche nicht dem Willen Jesu” ist dagegen viel schwieriger zu führen und wird daher vermieden.
Dann zofft man sich eher um Fragen, was denn nun dogmatisiert worden sei und was nicht und somit evtl. änderbar, was aus der Tradition heraus Kernbestand ist und was nicht etc.
Dabei geht das alles an der Kernfrage vorbei, die sich jeder stellen muß: bin ich in der Einen Kirche Jesu Christi, der das Heil zugesagt worden ist - und somit auch mir?

Das ist auch der Grund, warum ich die Kritik an der real existierenden Kirche von “links” wie”rechts” nicht verstehe.

Natürlich stört mich auch einiges, und erst letzten Sonntag wußte ich angesichts willkürlich geänderter Einsetzungsworte(!) durch den Priester nicht, was auf dem Altar da geopfert wurde (kommunizieren wollte ich eh nicht, aber war so noch einfacher). Natürlich kann ich mich über so etwas lauthals oder schrifzlich beim Vorgesetzten beschweren (der Priester selbst kennt auch meine grundsätzliche Meinung dazu), aber damit diene ich weder der Kirche - wer so etwas glaubt, irrt gewaltig - noch dem betreffenden Priester, um den es mir ja vor allem auch gehen sollte.

Allein entscheidend muß die Frage bleiben, ob ich jetzt zu diesem Zeitpunkt in der Kirche Jesu Christi mit Leib und Seele bin. Das kann man nur mit ganzer Demut erhoffen und erflehen, denn “Dank sei dem Herrn, der mich aus Gnad’ in Seine Kirch’ berufen hat”. Und durch die Hauptsünde schlechthin, den Stolz, kann man ziemlich schnell aus der Kirche fliegen ohne daß man es merkt.





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