Archiv für January, 2012



Dankbar

Veröffentlicht am Monday, 30. January 2012, 16:44

Ich bin dankbar für das letzte Wochenende, welches ich bei einer hervorragenden Tagung der Katholischen Ärztearbeit in Maria Laach verbringen durfte.

Das Thema war die Frage nach einer verantwortbaren Philosophie für den Arzt, ausgehend von der philosophischen Anthropologie des Josef Pieper.

Referenten waren u.a. Prof. Berthold Wald und Frau Prof. Gerl-Falkovitz - ein intellektueller Genuß war somit mal weder garantiert, der geistreiche Austausch in dem überschaubaren Rahmen ebenso.

So macht es Spaß, den Fettkörper zwischen den Schläfen mal wieder richtig durchzuölen und im Zusammenspiel von Theologie und Philosophie der Einen Wahrheit auf die Pelle zu rücken - dabei die Frage offen lassend, ob man ihr wirklich näher gekommen ist.


Zitat

Veröffentlicht am Saturday, 28. January 2012, 00:23

You don’t change the world by trying to change the world; you change the world by changing yourself.

Quelle

(ebenso gilt: “You don’t change the church by trying to change the church; you change the church by changing yourself.”)


Ohne Aufreger

Veröffentlicht am Saturday, 28. January 2012, 00:20

Vielleicht ist es dem einen oder anderen schon aufgefallen, daß ich hier im Blog eigentlich selten Stellung beziehe zu irgendwelchen kirchenpolitischen Themen oder aktuellen Skandälchen. Ich verfolge diese zwar aus Neugier, aber auch innerlich regen sie mich zu wenig auf, um dazu was zu schreiben.

Ich wüßte auch nicht, was das bringen soll. Natürlich kann ich noch eine Stimme mehr ein für die Position X oder Y, aber eigentlich ist es doch eh immer das gleiche.

Mein Apostolat ist es nicht, den katholischen Aufreger zu geben oder mit dem “Blog im Wind” für katholische Positionen zu streiten.

Nein, ich bin überzeugt, daß es meine Berufung ist, der Bruder aller zu sein - und das ist im realen Leben beginnend bei der eigenen Familie schon so schwierig, daß ich im virtuellen da lieber still halte.

(Übrigens ist diese Berufung menes Erachtens nach der Kern des Franziskanischen, weit vor allem anderen)

Dazu kommt noch, neben den seit Jahrzehnten immer wiederkehrenden Themen bei gleichzeitig seit Jahrzehnten bestehendem Schwund an Glauben (quantitativ sicher), daß ich nicht weiß, was das alles bringen soll.

Ein gutes Beispiel liefert man, so denke ich, nicht ab, indem man ein schlechtes herausstellt.

Mir fällt es schon schwer genug, das Stundengebet täglich zu beten, wie ich es versprochen habe, zur Beichte zu gehen, wie es gut für mich wäre, eine innigere Verbindung mit Jesus zu suchen, wie es lebensnotwendig für mich ist.

Und da soll ich mich noch um irgendwelche Skandalnachrichten kümmern oder die tägliche Gleichgültigkeit der Massen kommentieren?

Da wäre ich sicher der falsche Mann.


Ärztliche Korrektur

Veröffentlicht am Monday, 23. January 2012, 22:22

Ich mache so etwas äußerst ungern, aber ich muß einem katholischen Blogger widersprechen:

Echo Romeo schreibt, daß aus ärztlicher Sicht bei einer heftigen Apokryphose “Heterodox forte” zu empfehlen sei.

Neueste Studienergebnisse dagegen widerlegen diese schon als antiquiert geltende Meinung deutlich (sie war so Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts noch en vogue, und der dargestellte Arzt mag damals studiert haben). Auch wenn der in Echo Romeos Beitrag erwähnte Hinweis des Arztes, daß Schismen zu meiden seien, durchaus noch aktuell ist, muß doch die Kernempfehlung komplett aufgegeben werden.

Im katholischen wissenschaftlichen Fachmagazin “Christ in der Gegenwart” (eines mit sehr hohem Impact Factor) ist nämlich neulich eine randomisierte verblindete Studie rausgekommen, die gezeigt hat, daß “Heterodox Forte” nicht hilft.

Theologische Dozenten haben über einen längeren Zeitraum einer größeren Gruppe Jugendlicher entweder “Heterodox forte” oder “Depositum fidei” in einer fixen Dosis wöchentlich verabreicht. Die Jugendlichen wußten nicht, ob sie jetzt “Heterodox” oder “Depositum” bekamen.

Bei den harten Endpunkten (Zufriedenheit mit dem Glauben, innerer Frieden, missionarischer Eifer) und auch bei den weichen Endpunkten, die als Surrogatparameter zu gelten haben (Meßbesuch, privates Gebet) hat jeweils “Depositum fidei” signifikant besser abgeschnitten (p<0,00001).

Diese weltweit durchgeführte Studie fand allerdings in den deutschsprachigen Ländern keine Geldgeber, so daß diese zumeist in den Schwellen- und Entwicklungsländern durchgeführt wurde.

Es ist zu wünschen, daß mit den neuen Ergebnissen jetzt auch hierzulande ein Umdenken der Therapie bei akuten theologischen Verspannungen eintritt, um eine Chronifizierung zu vermeiden.


Auf Sendung

Veröffentlicht am Wednesday, 18. January 2012, 16:53

Es gibt nicht wenige Menschen in der Seelsorge oder kirchlicher Verantwortung, die meinen, “um der Menschen willen” sich von der Kirche mehr oder weniger lösen zu müssen, um dann näher an den Menschen und ihren Sorgen zu sein. Die Kirche wird als ein zu enges Korsett empfunden.

Ich halte das für einen gefährlichen Irrglauben. Da ich aber nur ein Hanswurst bin, dessen Meinung wenig beeindruckt, habe ich mir mal eine bewundernswerte Frau als Kronzeugin gesucht, die weitaus glaubwürdiger ist:

Madeleine Delbrêl

Sie schreibt bzw. sagt u.a. (Quelle):

Je kirchenloser die Welt ist, in die man hineingeht, umso mehr muß man Kirche sein.

Einzig in der Kirche und durch sie ist das Evangelium Geist und Leben. Außerhalb ihrer ist es nur noch geistreich, aber nicht mehr Heiliger Geist.

Keine leichte Kost.


Kontrovers

Veröffentlicht am Monday, 16. January 2012, 23:20

Die Autorin hat eine sehr schmerzhafte Biographie durchlebt: zwangsweise auf die Koranschule in Pakistan, dem Heimatland ihrer Eltern, dort auch zwangsverheiratet mit allen Folgen (obwohl sie selbst ihre Jugend mit ihrer Familie in Österreich verbracht hat - außer ihr hat niemand in der Familie dem westlichen Wertesystem des individuellen Rechts etwas abgewinnen können) - dann die Flucht mit absoluter Trennung von ihrer Familie, das Finden des Liebenden Gottes in Jesus Christus. Nun setzt sie sich für Frauen ein, die ebenso gelitten haben wie sie selbst oder noch leiden, hier im dtsprachigen Europa oder auch in ihrem “Heimatland”.

Was ist gut an dem Buch?

Erst einmal ganz einfach: es ist sehr leicht zu lesen.
Es ent-täuscht. Es zerstört die westlich liberale Täuschung, daß ein Großteil der muslimischen Bevölkerung, sei es im Westen oder im arabisch-asiatischen Raum, sich schon irgendwann in ihrem inneren Wertekompaß “angepaßt” haben wird, da die Aussagen des Koran das expressis verbis verbieten. Für die überwiegende Mehrheit der Muslime gilt die wortgetreue Interpretation der moralischen Forderungen des Koran und da gibt es keinen Kompromiß.
Es zeigt zudem auf, wie alltäglich diese Themen Zwangsheirat, Quasi-Sklaverei, Polygamie, Rechtlosigkeit von Frauen etc. bei uns sind. Womöglich in meiner Nachbarschaft in meinem Viertel gibt es solche Fälle (die soziologische Struktur dafür ist mehr als gegeben).
Es zeigt zudem auf, warum die beschriebenen Gerichtsverhandlungen so selten zu einem gewünschten Ergebnis führen. Die Familienbande ist so stark - für viele Nordeuropäer in diesem Extremen nicht zu verstehen - daß die mißbrauchte Person häufig ihre Peiniger nicht wirklich bestraft sehen will.
Und es zeigt auch das für mich immer wieder überraschende Faktum auf, daß gebildete Menschen ihr (positives oder negatives, im Buch positives) Vorurteil über die eigene Religion nicht anhand der Quellen überprüfen wollen. So gibt es Muslime im Buch, die sagen, daß gewisse Sureninhalte nicht im Koran stehen würden, weil so etwas “nicht sein könne”. Überprüft wird das aber (aus Angst?) nicht.

Was ist schlecht an diesem Buch?

Ich finde es für zu leicht zu lesen, die Qualität ist mager.
Ich halte es für zu pamphletisch, da die Interpretation des Koran, die die Autorin eingetrichtert bekam, als die allein wahre dargestellt wird. Wer eine andere bevorzuge (und zwar im Lebensvollzug, nicht durch Worte), würde den Islam nur falsch verstehen. Ich denke zwar, daß diese anderen Interpretationen eine zahlenmäßig sehr kleine Minderheit darstellen (da gebe ich mich keinen Illusionen hin), aber auch sie sind schon altehrwürdig (Sufismus, Alevitentum).
Die Autorin regt sich mehrfach darüber auf, daß die Richter nicht den kulturellen Hintergrund verstünden, warum eine Anklägerin (die mißhandelte Frau) sich nicht in der Lage sieht, ihre Peiniger (häufig männliche Angehörige wie Väter oder Brüder) mit ihrer Aussage zu belasten. Auch wenn die kulturellen Hintergründe der Klägerinnen dies nachvollziehbar machen, halte ich es für eine große Errungenschaft unserer Kultur, daß niemand als schuldig gilt, solange es nicht vor einem unabhängigen Gericht bewiesen ist, auch wenn wirklich alle Beweise gegen ihn sprechen. Dies leichtfertig beiseite zu schieben ist fahrlässig.

Also ein kontrovers zu beurteilendes Buch zu einem viel zu wenig präsenten Thema.


Vor zwei Tagen

Veröffentlicht am Wednesday, 04. January 2012, 11:41

Vorgestern feierte die Kirche ziemlich unbemerkt von den meisten Gläubigen zwei große Heilige, Basilius den Großen und Gregor von Nazianz, Zeitgenossen und Freunde, die zwei der drei Kappadokischen Kirchenväter sind (mit Baslilius’ Bruder Gregor von Nyssa aus Kappadokien in der heutigen Türkeit stammend).

Aus zwei Gründen sind sie bis heute wichtig: erst einmal haben sie gegen die Mehrheit der Bischöfe(!) daran festgehalten, daß Christus wirklich Gott war und ist und nicht nur ein besonders perfektes Geschöpf Gottes (wie es heute noch die Zeugen Jehovas glauben, die daher eine Spielart der Arianer sind).
Dann war es insbesondere Basilius, der durch seine Sammlung an Regelvorschriften, die später zu einer Art Basiliusregel zusammengestellt wurde (im Westen, wo man in römischer Manier eben alles strukturiert und katagolisiert hat), das heutige Mönchtum sozusagen gründete. Alle Mönchsregeln sind von ihm beeinflußt oder gehen wie im christlichen Osten sogar fast ausschließlich originär auf ihn zurück.


Schon fast bereut

Veröffentlicht am Tuesday, 03. January 2012, 10:31

Kein anderer Beitrag wie dieser wurde von mir mehr kopiert, verbreitet und leider auch als argumentatives Mittel eingesetzt (und das alles oftmals ohne Quellenangabe):

Zweihundertfünfundvierzig

Eigentlich hatte ich vor bald 5 Jahren diese Liste nur erstellt, um einen kleinen Überblick zu geben. Doch gestern schrieb ich bei Alipius dazu:

Mittlerweile wäre ich froher, wenn ich diese Liste nicht aufgesetzt hätte. Was der Glaube der Kirche ist, steht ja nicht im Ott, sondern im KKK (Stand 1992). Ein rein tabellarisches Auflisten ist kein Vergewissern à la “check, glaube ich, check, glaube ich …” um festmachen zu können, wer drinnen und draußen ist.

Inhaltlich finde ich, daß die Liste sehr schöne Sätze aufweist - aber ihre netzweite Verwendung (nichts wurde von mir je mehr kopiert und verbreitet - zumeist ohne Quellenangabe) gefällt mir nicht, da sie oftmals der Abgrenzung dient.